Startups Doerrwerk und Wisefood

Gerettetes Obst wird zum leckeren Snack

Montag, 02. Juli 2018 - Industrie
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Doerrwerk und Wisefood
Gründungsteam (v.l.): Danilo Jovicic, Konstantin Neumann und Philip Silbernagel.

Gegen die Verschwendung

„Obst retten“, aus diesem Schlagwort, das wie ein Gag klingt, haben einige junge Leute ein interessantes Geschäftsmodell mit spannenden Produkten gemacht. Sie störte, dass in Deutschland 18 Mio Tonnen Lebensmittel in den Müll wandern, darunter auch viel Obst. Ein Apfel mit Delle, so stellten sie fest, wird im Supermarkt schnell einmal liegen gelassen und dann entsorgt. Das wollten die Berliner Dr. Zubin Farahani und Jonas Bieber sowie der Regensburger Philipp Prechtner ändern. Der Arzt und die Betriebswirte gründeten zusammen die Dörrwerk GmbH, die für sich selbst immerhin den Anspruch erhebt, die nachhaltigsten Snacks Deutschlands zu produzieren. Die Unternehmer kaufen unter anderem ausrangierte Äpfel oder deren verarbeitete Form – das Apfelpüree – direkt bei Landwirten und Produzenten ein und nutzen sie so als Bestandteil von Produktinnovationen. So zum Beispiel für ihr Fruchtpapier. „Die hauchdünnen und knusprigen Blätter aus getrocknetem Fruchtmus bestehen zu 100 Prozent aus Obst, ohne Zusätze und werden mittels Warmlufttrocknung gedörrt. Das Apfelpüree wird hierbei mit weiteren Früchten wie Mango, Ananas, Erdbeere und Brombeere gemischt. Weitere Produkte sind Apfel-Chips mit Zimt oder herzhafte Tomaten-Chips. „Das Team-Dörrwerk wächst“, freuen sich die Unternehmer, die auch ihr Engagement gegen Lebensmittelverschwendung weiter ausbauen und einen Fond einrichten wollen, der direkt in Projekte gegen die Lebensmittelverschwendung investiert. Als Unternehmer liegt ihr Fokus aber klar auf Geschmack und „Knusper-Faktor“ ihrer Produkte.


Natur-Trinkhalm kommt zur rechten Zeit
Essen statt Wegwerfen

Plastik steht imagemäßig auch in Deutschland immer mehr unter Druck. Die Diskussionen über Verschmutzung der Umwelt durch Plastik hat jetzt auch den Fokus der Öffentlichkeit auf Plastik-Einwegprodukte gelenkt. Darunter fallen auch Trinkhalme, von denen laut Greenpeace in Deutschland 40 Mrd. Stück jährlich im Abfall landen sollen. Da aber der Trinkhalm an sich schon eine praktische Sache ist, steigen die Chance für die Erfindung der Firma Wisefood aktuell beträchtlich: Eatapple, der essbare Trinkhalm. Konstantin Neumann, der an der Universität Hohenheim mit dem Schwerpunkt Lebensmittelwissenschaften und Biotechnologie studierte, machte sich bereits vor einigen Jahren zusammen mit einem studentischen Team vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  auf die Suche nach einem neuen Material für Trinkhalme. Ergebnis: Aus Fruchtresten, so genanntem Trester, der bei der Herstellung von Apfelsaft entsteht, konnten sie ein etwa 20 Zentimeter langes, leicht bräunliches Trinkrohr entwickeln, das auch ohne Bedenken gegessen werden kann. Zugefügt werden können auch weitere Fruchtbestandteile, je nach Geschmack, den der Halm haben soll. Auf dieser Basis gründeten Neumann und Danilo Jovicic mit Philipp Silbernagel die Firma Wisefood. Den Eatapple gibt es jetzt in den Geschmacksrichtungen Apfel und Erdbeere. Im Getränk soll der Halm seine Form fast eine Stunde lang halten und geschmacksneutral sein. Eine Ausnahme ist das stille Wasser. Dieses nimmt wohl den Geschmack des Trinkhalm leicht an, ein Nebeneffekt, der aber keineswegs immer unerwünscht sein muss.

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Bild öffnen Die Gründer (v.l.): Jonas Bieber, Phillip Prechtner und Zubin Farahani.
Bild öffnen Gründungsteam (v.l.): Danilo Jovicic, Konstantin Neumann und Philip Silbernagel.