Es gibt mal wieder ein Thema, bei dem sich die Convenience Store-Branchen fast weltweit einig sind: Lieferservices. Nachdem überall der bequeme Lieferservice für Essen und Trinken von Konsumenten sehr gut angenommen wird, befürchten sie, dass weniger Kunden in ihre Outlets kommen und ihre Foodservice-Angebote nutzen. „Wir dürfen die Zeichen der Zeit nicht verpassen“, ist aktuell immer wieder in Branchen-Veröffentlichungen und internationalen Fachmagazinen für Convenience Stores zu lesen. Konkret soll das heißen: selber einen Lieferservice anbieten.
In den USA und in Großbritannien beruht die Mehrzahl diesbezüglicher Tests großer Ketten derzeit auf der Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern, etwa Uber Eats, Deliveroo oder Grub Hub. Einen Test fährt seit längerer Zeit bereits 7-Eleven in den USA. Seit Ende des Jahres 2017 erprobt das Unternehmen in Dallas eine App, bei der sich der Kunde entscheiden kann, ob er das fertige Essen in einem Shop abholen oder nach Hause gebracht haben will. Auch der bekannte Betreiber Wawa testet schon seit längerer Zeit, und seit kurzem ist auch Quik Trip dabei. Die US-Convenience-Fachzeitschrift Convenience Store News spricht bereits von einem Belieferungs-Zug, auf den nach und nach alle wichtigen Player aufspringen. Einen ähnlichen Eindruck hat das britische Fachmagazin Convenience Store von den Playern im eigenen Markt.
Sicherlich kein Zufall ist, dass vor allem große Betreiber mitmachen, die über eigene profilierte Foodservice-Marken für ihre Shops verfügen. Sie haben große Hoffnungen, dass sie für die Kunden aus der Fülle des Angebotes mit ihren wiedererkennbaren Marken herausstechen. Für sie ist auch der strategische Wettbewerb mit System-anbietern wie McDonalds oder Dunkin Donuts, die aktuell ihre Delivery-Tests ausweiten, relevant. Sie treffen schließlich überall auf diese Wettbewerber, die sich jetzt bei ihren Kunden mit Convenience profilieren wollen. Der Einzelbetreiber kümmert sich wohl eher um seine lokale Performance.
Mit Blick auf Deutschland und die Foodservice-Konzepte an Tankstellen lässt sich hier, bis auf wenige Ausnahmen, kaum eigene Foodservice-Markenpower erkennen, vielleicht noch an Autobahn-Raststätten und Autohöfen. Aber das muss ja nicht so bleiben, wie einige aktuelle Branchen-Projekte zeigen. Aktiv ist auf diesem Gebiet beispielsweise die Westfalen AG.
Dennoch könnte es auch für das einzelne erfolgreiche Shop-Bistro mit vielen Stammkunden ein Lieferservice-Potenzial geben. Warum sollten Kunden, die regelmäßig zum Essen dorthin kommen, nicht auch das Liefer-Angebot nutzen? Vielleicht sollten sich Shop-Betreiber mit solchen Ambitionen einmal ansehen, wie andere Gastronomen aus der Region ihre Lieferpräsenz organisieren, herausbekommen mit welchen Partnern diese arbeiten und dann Ähnliches versuchen.
Auf dem Gebiet der Partnerschaften allerdings liegt offenbar auch international der Knackpunkt des Geschäfts. Was die Rentabilität solcher Aktivitäten angeht, hält sich die internationale Branche sehr bedeckt. Fachleute sind der Meinung, dass gerade dies Zusammenarbeit mit den Logistik-Partnern noch zu teuer ist und deshalb zu wenig Gewinn übrig bleibt. Einen eigenen Lieferservice zu organisieren, werden wahrscheinlich ebenfalls nur große Ketten hinbekommen. Bleibt das Thema Profilierung bei den Kunden, die ein solches Angebot von Convenience Stores in Zukunft schlicht erwarten könnten. Wer prinzipiell nicht mitmacht, könnte auch so zum Auslaufmodell werden, deshalb sollten Shop-Betreiber das Thema zumindest jederzeit aktiv im Auge behalten.