E-Mobilität Im Mobility-Markt geht es voran

Ganz unterschiedliche Player mit recht verschiedenen Ansätzen und Zielen sind derzeit sehr aktiv im Geschäft mit den alternativen Energie unterwegs.

Sonntag, 18. Juni 2023 - Tankstelle
Hans Jürgen Krone
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Bildquelle: Shell Deutschland

Viel los war in den vergangenen Wochen rund um das Thema E-Loading und andere alternative Kraftstoffe. Kaum ein Tag verging, an dem nicht nur ein Unternehmen über seine neuen Projekte in diesem Bereich berichtete. So eröffnete beispielsweise Shell in der ersten Maiwoche die erste 150 Kilowatt Elli Flexpole-Ladestation an einer Shell-Tankstelle in Göttingen. Das Besondere daran: Die Ladesäule der Volkswagen-Tochter Elli besitzt ein einzigartiges Batteriespeichersystem, das den Anschluss an ein Niederspannungsnetz ermöglicht. Dank dieser neuen Technologie könnten die Ladestationen einfach und flexibel installiert und der Netzausbau beschleunigt werden, berichten die Unternehmen. Laut Shell wird ein schnellerer Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Notwendigkeit von Spezial-Transformatoren erschwert, deren Beschaffung von langen Lieferzeiten geprägt sei. Darüber hinaus richteten rund 900 deutsche Verteilnetzbetreiber unterschiedliche Anforderungen an die Transformatoren.

Internationaler Rollout geplant
Nach erfolgreichem Testbetrieb wollen Shell und Volkswagen die Flexpole-Ladestationen sukzessive in weiteren Ländern ausrollen. Dabei hat man wohl künftig weniger die Tankstellen im Auge, sondern vor allem Standorte, an denen ansonsten schnelles Laden schwierig wäre. Allerdings gibt es auch Tankstellen, wo sich dies nicht einfach gestaltet.
Shell betonte aber in diesem Zusammenhang, dass das Unternehmen neben seinen Tankstellen bereits heute zu den größten Anbietern von Ladeinfrastruktur zu Hause, bei der Arbeit, unterwegs und an Straßenlaternen gehöre. „Wir wollen unseren Beitrag leisten, um Kunden den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug zu ermöglichen und so die CO2-Emissionen im Transportsektor zu senken“, sagt Tobias Bahnsen, Head of Shell E-Mobility, zuständig für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Simon Löffler, bei Elli verantwortlich für die Bereiche Sales, Produkte und Projekte, ergänzt: „Der schnelle Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine Voraussetzung für den Erfolg der E-Mobilität. Mit Innovationen wie der Elli Flexpole leisten wir dazu einen Beitrag. Sie kann nahezu überall ohne große Bauarbeiten aufgestellt werden und eignet sich daher ideal für einen schnellen Aufbau von Schnelllademöglichkeiten. Wir freuen uns, dass wir mit Shell einen starken Partner gefunden haben, der genau wie wir das Ladenetz in Deutschland und Europa ausbauen will.“

Shell erinnerte in diesem Kontext daran, dass sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt habe, dass den Fahrerinnen und Fahrern von E-Autos bis 2030 mindestens eine Million Ladepunkte zur Verfügung gestellt werden. Laut Bundesnetzagentur sei die Zahl der Ladepunkte im vergangenen Jahr deutlich um etwa 21.000 auf insgesamt über 80.000 gestiegen Davon seien rund 67.000 Normalladepunkte und etwa 13.000 Schnellladepunkte.

Mobilität nur aus Ökostrom
Einen anderen Schwerpunkt setzt der Anbieter Ladegrün. Ihm geht es vor allem darum, wie der Ladestrom erzeugt wird. Das Unternehmen hat sich nach eigenen Angaben vorgenommen, bis 2026 ein Netz von 4.000 Ladepunkten aufzubauen, das mit hochwertigem Ökostrom der beteiligten Energieversorger-Unternehmen beliefert werden soll. Das Spektrum der Ladeinfrastruktur reicht laut Unternehmen von „quartiersinternen (Carsharing-)Ladepunkten über die Flottenversorgung bis hin zu Parkplätzen des Einzelhandels“. Gegründet wurde Ladegrün im Jahr 2021 als Genossenschaft von den Ökoenergieanbietern EWS Schönau,Green Planet Energy (ehemals Greenpeace Energy), den Inselwerken und Naturstrom sowie der GLS Bank. Der Ökostrom soll laut Ladegrün ausschließlich aus erneuerbaren Energien, überwiegend aus Wind-, Wasser- und Solarkraft aus Deutschland und Österreich stammen.

Westfalen in Sachen Wasserstoff aktiv
Bei einer andere Art grüner Energie wollen künftig RWE und die Westfalen Gruppe zusammenarbeiten. Sie wollen gemeinsam darauf hinarbeiten, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Im Rahmen eines Joint Ventures soll deshalb eine Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur insbesondere für schwere Nutzfahrzeuge entwickelt werden. Bis 2030 sollen dabei je nach Marktentwicklung bis zu 70 Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Sopna Sury, COO Hydrogen RWE Generation, sagt: „Wir sind überzeugt, dass Wasserstoff einen entscheidenden Beitrag leisten kann, um die CO2-Emissionen im Schwerlastverkehr deutlich zu senken. Darum ist diese Zusammenarbeit mit der Westfalen Gruppe wegweisend.“ RWE stellt mit seinen Elektrolyse-Anlagen in Lingen den grünen Wasserstoff. Westfalen soll sich um die Tankstelleninfrastruktur kümmern. Der regionale Fokus der Partner liegt zunächst auf NRW und Niedersachsen. Der Ausbau soll in Abstimmung mit Logistik-Unternehmen aus der jeweiligen Region erfolgen und den Markthochlauf begleiten. Erste Standorte sollen im Umfeld von Logistikzentren entstehen, wo beste Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb von Wasserstoff-Tankstellen bestehen – danach sind auch Standorte entlang der Autobahnen geplant. Die erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle soll vor dem RWE-Gaskraftwerk Emsland einsatzbereit sein.