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Die Zeiten standen für die Convenience-Branche nicht immer günstig. Doch das Blatt hat sich gewendet. Die Produkte und auch die Formate, die hinter diesem Begriff stecken, haben sich durchgesetzt. Sie bedienen die Ansprüche der Verbraucher an Mobilitäts- und Zeitgewinn.
Dennoch stehen Convenience-Artikel in geregelten Abständen immer wieder in der Kritik. Ginge es nach den Vorstellungen von Ernährungswissenschaftlern und manchen Politikern, würde der Verkauf von Tabak- und Süßwaren sowie zuckerhaltige Getränke am besten reglementiert. Aber gerade sie sind die Kernsortimente eines Shops und damit auch eine unumstößliche Komponente, die diese Geschäfte für Verbraucher interessant machen.
Jung und alt suchen die Bequemlichkeit
Convenience ist Ausdruck des modernen Lebensstils, bestätigt die aktuelle BBE-Studie Convenience 2017. Der wohnortnahe Einkauf, die Öffnungszeiten und die Übersichtlichkeit im Shop erfüllen das Kriterium Bequemlichkeit. Darauf legen sowohl die jungen, in Kleinhaushalten lebenden Konsumenten wie auch Senioren wert.
Paralell zu den kleinflächigen Vertriebskonzepten in hochfrequentierten Lagen, die an die Tradition der Tante-Emma-Läden anknüpfen, entwickelt sich derzeit eine neue Convenience-Kultur: Von Frische geprägte Sortimente und Alternativen für eine gesunde Unterwegs-Versorgung machen sich breit. Zum Beispiel setzte der Frankfurter Verkehrsgastronom Casualfood im Oktober 2012 das Format Natural um. Mit dieser gesunden und natürlichen Snack-Oase rollte Healthy-Food in der Unterwegsverpflegung an – kein Bio, sondern grüner Lifestyle für bewusste Genießer. Auch in den To-go-Formaten der Global Player Rewe und Ahold ist die gesunde Ernährung ein festgeschriebenes Sortimentskriterium.
Die Verfasser der Convenience-Studie, Dr. Jörg Sieweck und Andreas Tegelbekkers, erwarten jedenfalls für das Jahr 2020 knapp 37 Mrd. Euro Umsatz im Convenience-Kanal. Gut 15 Prozent der Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren dürften dann über C-Stores getätigt werden.
Gute Aussichten bescheinigen die Autoren auch den Kiosken und Verpflegungsautomaten, die in den nächsten vier Jahren um 27 Prozent bzw. 30 Prozent wachsen werden, also jeweils ein knappes Drittel. An dritter Stelle liegen die Tankstellen mit erwarteten Zuwächsen von 19 Prozent. Mit einem Marktanteil von 29 Prozent werden sie auch in vier Jahren weiter an erster Stelle rangieren. Kioske werden ein Fünftel des Marktes bestreiten und der Anteil der Verpflegungsautomaten klettert auf 11 Prozent. Allerdings wird dieser Vertriebskanal mit Abstand den geringsten Anteil an den Gesamtumsätzen aufweisen. Den Rest bestreiten Getränkeabholmärkte, Bäckereien, Fleischereien und Fachgeschäfte.
Das erwarten die Unternehmen
Für die Convenience Studie standen 113 Unternehmen der Branche Rede und Antwort. Interessant ist vor allem, welche Warengruppen ihrer Meinung nach an Bedeutung gewinnen. Was bisher eher ein Bauchgefühl war, wird nun belegt: Ganz weit vorn stehen Non-Foods, gefolgt von Sonderangeboten/Aktionen, Frische-Convenience und E-Loading, also Karten für die mobilen Endgeräte. Erstaunlich ist, dass Auto-Zubehör Wachstumspotenzial bescheinigt wird, denn die aktuelle Praxis sagt etwas anderes: Das Angebot wird zugunsten des Shop-Sortiments reduziert. Die meisten Tankstellen halten für Notfälle noch eine überschaubare Artikelzahl an Motorenöl, Schreibenwischern, Eiskratzern etc. bereit.
Weniger überraschend sind dagegen die Wachstumsprognosen der Tabakwaren. Ihre Zuwächse dürften weitestgehend ausgereizt sein, doch sie werden auch weiterhin die meisten Umsatzanteile für sich verbuchen. Dennoch: Für den Umsatz von Convenience-Stores sind nach Angaben der befragten Entscheidungsträger vor allem die Sortimentsbereiche Getränke und Süßwaren sowie Tabakwaren und Presseerzeugnisse von Bedeutung.