Cannabis Milliardenschweres Geschäft mit dem Rausch

Wenn die Wertschöpfungskette für Genusscannabis hier zu Lande wirklich legalisiert wird, könnte ein spannender Markt entstehen. Darauf bereiten sich auch Synbiotic und Enchilada vor.

Samstag, 01. April 2023 - Tabak
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Milliardenschweres Geschäft mit dem Rausch
Bildquelle: Heesh

Ob und wann die ersten Cannabis-Stores in Deutschland eröffnen, ist noch völlig offen. Viel hängt davon ab, wie das Urteil der EU-Kommission zu dem deutschen Vorhaben ausfällt. Denn die Freigabe von Genusscannabis widerspricht eventuell UN-Konventionen und dem EU-Recht. Derzeit ist die Europäische Union dabei, diese Fragen zu klären. Zudem müssen hier zu Lande einige Hürden überwunden werden. Das betrifft vor allem den erforderlichen Jugendschutz, aber auch die Lizenzierung der Produktion, der Vermarktung und des Verkaufs der Hanfprodukte an die Verbraucherinnen und Verbraucher in speziellen Shops, die dafür eine Genehmigung erhalten sollen.

Eine Branche in den Startlöchern
Dass es einen Markt in Deutschland für Genusscannabis gibt, ist unbestritten. Brancheninsider rechnen mit einer Nachfrage hier zu Lande von 300 bis 400 Tonnen jährlich und einem möglichen Umsatz von drei bis vier Milliarden Euro. Je nach Höhe der Steuern, würde die Cannabis-Legalisierung darüber hinaus nach ersten Schätzungen dem Staat Einnahmen von 1,3 bis zu 1,8 Milliarden Euro in die Kasse spülen. Aber nicht nur der Bundeshaushalt würde profitieren, eine ganze Branche steht bereits in den Startlöchern. Interesse bekundet hat auch der Handelsverband Tabak BTWE für seine Einzelhandelsmitglieder, in das Cannabis-Geschäft einzusteigen. Doch auch viele andere Player bereiten sich auf eine mögliche Freigabe vor. Mittlerweile beschäftigen sich mehrere Verbände mit der Thematik, darunter der Verband der deutschen Cannabiswirtschaft und der Deutsche Hanfverband. Beispielsweise hat der Hersteller von Tabakwarenzubehör Gizeh Produkte entwickelt, die sich zum Rauchen von Cannabis eignen. Oder auch Osram. Der deutsche Leuchtenhersteller ist weltweiter Marktführer für Beleuchtungssysteme für Cannabisprodukte.

Vor allem aber gibt es bereits Unternehmen, die Konzepte für Cannabis-Stores in der Schublade haben. Diese wollen sie baldmöglichst realisieren und ausrollen. Darüber hinaus gibt es Anbieter, die schon jetzt Läden betreiben – ausschließlich mit so genannten CBD-Artikeln mit dem unproblematischen Hanfwirkstoff Cannabidiol – und noch keine Produkte mit dem berauschenden Wirkstoff THC in den Regalen haben. Für diese Genusscannabis-Offerten ist aber schon mal Platz reserviert.

Heesh und High Society
Einsteigen in diesen Milliardenmarkt wollen auch Synbiotic und Enchilada. Die beiden Unternehmen haben sich zusammengetan und ein Konzept für Franchise-Filialen entwickelt, dass sie im vergangenen März auf der Gastronomie- und Foodservice-Messe Internorga in Hamburg präsentierten. Synbiotic ist bereits in Europa im Hanf- und Cannabis-Markt tätig und betreut verschiedene Abschnitte der Wertschöpfungskette, beispielsweise im Anbau, der Produktion und der Vermarktung. Enchilada ist einen Gastrokette. Unter der Marke Heesh planen die beiden, in hellen ansprechenden Shops Cannabisprodukte der unterschiedlichsten Art zu vertreiben. Die Partner können sich nach eigener Aussage vorstellen, eine dreistellige Zahl an Standorten als Eigenbetriebe oder mit Franchise-Partnern zu eröffnen. Die Marke Heesh, so der Synbiotic-Chef Lars Müller gegenüber den Medien, stehe für eine Mischung aus den englischen Pronomina „He“ und „She“, deutsch: Er und Sie. Der Name solle Offenheit und eine Einladung an die Zielgruppe transportieren. Die beiden Partnerunternehmen setzen neben der modernen Optik auch auf geschultes Personal. Es gebe bereits eine Vielzahl an Interessenten für das Franchise-Konzept, verrieten Müller und Stefan Hackl von der Enchilada Group.

Einen anderen Weg beschreitet derzeit das französische Unternehmen High Society, das anders als Synbiotic und Enchilada nicht die große Öffentlichkeit sucht, und doch in Deutschland expandiert. Aktuell betreibt der Anbieter etwa zehn Stores in Berlin und in Nordrhein-Westfalen. Weitere Eröffnungen, wie beispielsweise in Potsdam, sind geplant. Noch verkauft High Society ausschließlich nicht berauschende CBD-Hanfprodukte. Doch nach einer Legalisierung und einer Lizenzierung könnte auch THC-Genusscannabis in die Shops aufgenommen werden. Noch verweist das Unternahmen darauf, dass dies nicht das eigentliche Geschäft sei. Ausschließen wollen die Franzosen einen Einstieg in den Verkauf aber offenbar auch nicht.