Tabakwaren Der Handel wird stärker

Das erweiterte Tabakwerbeverbot trifft die Hersteller unterschiedlich. Weniger eingeschränkt sehen sich Zigarren-Anbieter. Besonders tangiert sind Zigaretten-Produzenten. Gestärkt wird die Bedeutung des Fachhandels und wohl auch der Convenience-Shops.

Montag, 15. März 2021 - Tabak
Katja Seger
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Bildquelle: Peter Eilers

Seit einigen Jahren vollzieht sich im Tabakmarkt ein grundlegender Wandel: E-Zigaretten und Tabakerhitzer bieten den Rauchern eine schadstoffreduzierte Alternative zur konventionellen Zigarette. Doch auch diese neue Produktkategorie ist vom erweiterten Werbeverbot betroffen. Dennoch kann André Sorge, Geschäftsführer Sales bei Philip Morris, der neuen Gesetzeslage auch positives abgewinnen: „Das Gesetz ist ein vorsichtiger erster Schritt im Sinne einer risikobasierten Regulierung von Tabakprodukten, da die Einführung von Werbeverboten differenziert und zeitlich gestaffelt wird. Das wird richtigerweise mit der unterschiedlichen Schädlichkeit der Produkte begründet.“

Erstmals werde somit anhand des unterschiedlichen Risikos zwischen konventionellen Zigaretten einerseits und weniger schädlichen Tabakerhitzern und E-Zigaretten andererseits unterschieden. Am Ende werde aber für jedes Produkt Außenwerbung verboten sein. „Das darf aber nicht dazu führen“, meint Sorge, „dass keine Aufklärung zu schadstoffreduzierten Alternativen zur Zigarette mehr möglich ist. Das würde erste positive gesundheitspolitische Entwicklungen durch den Umstieg von Rauchern auf diese Produkte unnötig gefährden.

Eine wachsende Bedeutung des Fachhandels sieht Reemtsma in diesem Zusammenhang. Doreen Neuendorf, Sprecherin des Unternehmens, sieht eine zunehmend stärkere Rolle des Handels insbesondere des Fachhandels. „Diese Rolle wird sicherlich mit dem schrittweisen Inkrafttreten der beschlossenen umfassenden Werbeverbote für klassische Tabakwaren und neuartige Produkte künftig noch zunehmen.“ Im Kern gehe es um Produkt- und Kategorie-Kenntnis, Konsumenten-Information und -aufklärung sowie eine zuverlässige Kaufberatung. Deshalb prüfe Reemtsma, wie sich das Unternehmen gemeinsam mit dem Handel auf die neue Herausforderung einstellen könne. Den Konsumenten sollen trotz der neuen Situation bestmöglich Produkteigenschaften und -unterschiede aufzeigt werden.

Maßgeschneiderte Aktionen
Das der Handel eine größere Rolle als bisher spielen wird, bestätigt auch Pöschl Tabak. SprecherAlexander Dalli weist darauf hin, dass die Shops einer der letzten Plätze überhaupt seien, wo Hersteller auf ihre Produkte hinweisen können. „Daher werden wir unseren Handelspartnern auch in Zukunft immer wiedermaßgeschneiderte Aktionen vorstellen, diverse Aktionsmaterialien über alle von uns vertriebenen Produktgruppen und Informationsveranstaltungen wie Händlerschulungen anbieten“, so Dalli weiter. Im übrigen sei es ein falsches Signal der Politik, ein legales sowie in Deutschland hergestelltes Produkt quasi mit einem Werbeverbot zu belegen.

Gelassenheit klingt beim Hersteller Heintz van Landewyck an: „Wir sind es durchaus gewohnt, mit Veränderungen zu leben“, sagtStefan Morandini, Leiter Marketing und Unternehmenskommunikation. Das zeichne die Branche aus. Landewyck vermarkte seine Produkte gewissenhaft und arbeite in diesem Kontext weiterhin eng und vertrauensvoll mit den Handelspartnern im zusammen. Ähnlich unaufgeregt reagiert Hersteller Arnold Andre: Das Verbot treffe den Zigarrenhersteller nicht so stark. Außen- und Kinowerbung habe nie im Fokus gestanden. Ein Wermutstropfen sei die Schließung der Clubmaster Movie Lounge. „Das Erfolgskonzept war einmalig in Deutschlands Kinolandschaft“, so das Unternehmen.

Der Bundesverband Tabakwaren Einzelhandel erwartet, vom neuen Marketingmix der Hersteller profitieren zu können, so Geschäftsführer Steffen Kahnt. Darüber hinaus hält der Verband das Werbeverbot für Verdampfer und Erhitzer gesundheitspolitisch für einen „Treppenwitz“. Allerdings werde das Recht des Fachhandels, für seine Produkte im Geschäft und im Schaufenster zu werben, nicht angegriffen.