Während sich kleine Smart Stores in Deutschland weiter verbreiten, ist der Lebensmittel-Einzelhandel nicht untätig. Sowohl die Rewe Gruppe als auch die Edeka-Gruppe testen smarte Technik.
In den vergangenen Monaten zeichnete sich ab, das das automatisierte Einkaufen in Smart Stores vor allem als hybrides Modell, beispielsweise im Zusammenhang mit Supermärkten weitere Verbreitung finden könnte. Dafür kamen bisher so genannte Boxen oder auch abgetrennte Bereiche in den Supermärkten in Frage, so hieß es meist. Dass dies zu kompliziert gedacht sein könnte, zeigt sich jetzt bei den Pick & Go-Konzepten von Rewe und Netto.
Produkte einfach in die Tasche stecken
Hier können Menschen, deren Smartphones registriert sind und über die “Pick&Go”-App verfügen, die Produkte aus dem Laden einfach in die Tasche stecken und ihn verlassen. Die Rechnung kommt automatisch. Die Einkaufsvorgänge werden mit Kameras, Sensoren und Waagen kontrolliert, dokumentiert und die Daten schließlich zu einer Verkaufsrechnung zusammengefasst. In München wurde im Dezember auf 298 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Markt eröffnet, der dieses autonome Einkaufsangebot nicht nur zusätzlich, sondern ausschließlich anbietet. Die Entwicklung weist inzwischen weit über die kleinen Nahversorger hinaus in Richtung größerer Supermärkte. Rewe kündigte nämlich an, dass in den kommenden Monaten drei weitere seiner Märkte mit Pick&Go Technologie in Düsseldorf und Hamburg (Frühjahr 2024) eröffnen sollen, darunter auch der dann größte Pick&Go Markt mit einer Fläche von rund 1.200 Quadratmetern. Rewe arbeitet mit Trigo Vision, einem auf Computer-Vision-Technologie spezialisierten Unternehmen zusammen. Dessen Konzept erstellt ein 3D-Modell eines Supermarktes, um die Umgebung und Bewegungen darin digital und datensparsam abzubilden. „Die Nutzungs- und Erkennungsraten liegen anhaltend auf einem sehr hohen Niveau. Wir sehen das als gute Ausgangsbasis, weitere Märkte zu planen und in den deutschlandweiten Test aufzunehmen ”, sagte Jana Sanktjohanser, Projektleiterin Rewe Pick&Go dazu.
Edeka macht Netto smarter
Auch beim Wettbewerber Edeka wird das Thema wahrgenommen. Er hat Mitte Dezember 2023 mit dem zur Gruppe gehörenden Discounter Netto eine zweite Pick&Go-Filiale eröffnet. In Regensburg werden auf
800 Quadratmetern fast 5.000 Produkten in allen Warengruppen angeboten. Dies ist derzeit noch der „größte autonome Einkaufsstandort in Europa“, betonte das Unternehmen. Der Pick&Go“-Service kann hier auch ohne Registrierung sowie ohne erforderlichen Check-in genutzt werden. Verwendet wird die gleiche Technologie. Allerdings wird in Regensburg der jeweilige berechnete
Warenkorb nicht im Nachgang, sondern vor der Bezahlung am Fast-Exit-Terminal angezeigt: Der Store verfügt über die neueste Erweiterung des bestehenden Easy-Out-Systems von Trigo, mit dem Kunden die gewünschten Artikel auswählen und dann das Geschäft verlassen können, ohne an der Kasse anstehen zu müssen. Die Kunden haben so auch die Möglichkeit, ihre Quittungen vor dem Verlassen des Geschäfts zu überprüfen und dann per Karte, Apple Pay, Google Pay oder Netto-App zu bezahlen.
Wie sich das rechnen kann
Spannend ist bei allem natürlich die Frage, wie sich der Einsatz solcher Technik, zumal auf den größeren Flächen, künftig rechnen soll. Bei den automatisierten Supermärkten liegt die Vermutung nahe, dass beim Personal eingespart werden könnte. Aber bei der Eröffnung des Rewe Pick&Go in München wurde aber deutlich betont, dass dort genauso viele Mitarbeitende wie in einer herkömmlichen Rewe-Filiale beschäftigt werden. „Die Kolleginnen und Kollegen kommen zum Beispiel verstärkt in der Warenverräumung zum Einsatz, die aufgrund des technologisierten Pick&Go-Einkaufsystems einen höheren Aufwand erfordert“, sagte Rewe. Und auch für technische Fragen rund um das autonome Einkaufen steht, laut der Marktleiterin Sarah Popovic, den Kunden speziell geschultes Marktpersonal zur Seite.