Es war die größte Veranstaltung seit Bestehen der Fachmesse EuroCis, die im Februar des Jahres über die Bühne der Düsseldorfer Messe ging. Und es war die 16. Ausgabe der Messe. Mit rund 500 Ausstellern aus 37 Nationen waren die Hallen der führenden Fachmesse für Retail Technologie so gut wie vollständig ausgebucht. Es kamen über 14.000 Fachbesuchende aus fast hundert Ländern in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt.
Beschleunigung und Vereinfachung
Und natürlich war Künstliche Intelligenz eines der vorherrschenden Themen der Tech-Show. Das unterstrich Elke Moebius, Director EuroCis, zum Abschluss: „Künstliche Intelligenz umfasst aber nicht mehr nur die klassischen Anwendungsfelder wie Replenishment, Pricing, Forecasting und Inventory.“ Es geht also nicht mehr nur um Belieferung, Preisgestaltung, Planung und Prognose sowie Warenbestand. Generative KI markiere einen neuen Meilenstein, der betriebliche Prozesse im Handel weiter beschleunigt, vereinfacht und stark auf die Kundenorientierung einzahlt, urteilt sie. Der Innovationsgrad der Branche sei hoch und das sei nicht nur auf die großen Handelskonzerne, sondern auch auf die Kleinstbetriebe bezogen. Lösungen in Bereichen wie beispielsweise Connected Retail und Smart Stores fanden besonder Aufmerksamkeit.
Neben dem überragenden Thema KI, das alle Segmente durchzieht, zeigten viele Aussteller Entwicklungen im Bereich Seamless Checkout mit vielfältigen Kassenlösungen, neue Ansätze in der elektronischen Preisauszeichnung oder der Automatisierung von Filialprozessen. Michael Gerling, Geschäftsführer des EHI Retail Institute, betonte wie stark der Handel auf Effizienzsteigerung und Digitalisierung setzt. Ein weiteres Kernthema war der Fokus auf Kundenbedürfnissen, bei denen Technologien zur personalisierten Kundenansprache und Omnichannel-Integration im Zentrum standen. Auch Innovationen gegen Ladendiebstahl und Warenverlust, zu intelligenten Regalen, smarter Energiesteuerung oder übergreifende Payment-Lösungen bis hin zu Retail Media-Systemen und Service-Robotern waren zu entdecken. Flankiert wurde die Show durch Vorträge und Diskussionsrunden auf drei Stages. Aussteller und Handelspartnern gaben Einblicke in Technologien und Business-Strategien sowie Best Practices. Außerdem gab es Sonderflächen zu Foodservice-Innovationen, die künftig weiter ausgebaut werden sollen.
Bühne frei für Innovationen
Zahlreiche Unternehmen zeigten ihre KI-basierten Innovationen. So etwa Zebra mit einer Komposition von Tools unter der Bezeichnung Companion. Diese sollen Mitarbeitende im Einzelhandel vielseitig unterstützen und Informationen zugänglich machen. Die Gesamtlösung sei in Zusammenarbeit mit Kunden entwickelt worden, um „die Produktivität zu steigern und das Kundenerlebnis zu verbessern“. Folgende Komponenten sind enthalten: Der Knowledge Agent soll Standardarbeitsanweisungen bereitstellen, um eine schnellere Einarbeitung zu gewährleisten. Der Sales Agent unterstützt bei produktspezifischen Fragen, Echtzeit-Abfragen zur Verfügbarkeit und Preisgestaltung von Produkten sowie bei Cross-Selling- und Upselling-Empfehlungen. Der Zebra Device Agent soll die Nutzung und Wartung von Zebra-Geräten erleichtern. Und der Merchandising Agent kombiniere Bilderkennungstechnologien, um den Regal-Zustand zu bewerten und die Arbeitsabläufe des Personals zu verbessern. So sollen Regallücken, Fehlplatzierungen, Planogramm-Abweichungen sowie ungenaue Preiskennzeichnungen behoben werden.
Auch Toshiba setzt auf unterschiedliche Bereichsanwendungen. So geht es bei den Neuvorstellungen zunächst um Verlustprävention und mehr Kundenzufriedenheit am Self-Checkout. Die modularen Self-Checkout Systeme des Herstellers sollen Lösung für jede Filialumgebung, auch bei wenig Platz, bieten. Softwarelösungen setzten auf KI, um Warenverluste und Betrugsversuche zu erkennen und die Transaktionen zu beschleunigen. Das geht auch ohne Server, direkt in den Kameras. Sie erkennen, wenn der Kunde einen Artikel absichtlich oder unabsichtlich nicht scannt. Am Monitor sieht er dann, was passiert ist, und kann den Fehler korrigieren, ohne dass ein Mitarbeiter eingreifen muss. Einen weitere Variante und einen besonders schnellen Einkauf soll der MxP Vision Kiosk ermöglichen, da das Scannen entfällt. Die Kunden legen die Artikel auf die Ablagefläche, und werden durch Computer Vision und KI automatisch identifiziert.
Energiekosten im Fokus
Beim personalisierten Einkauf übermitteln Kunden ihre Einkaufsliste an ein Tablet und werden dann durch den Markt navigiert. Dabei erhalten sie auch passende Angebote. Zudem stellte Toshiba-Partner Axiom Cloud seine Kühlkettenüberwachung vor. Damit sollen Einzelhändler befähigt werden, die Energiekosten ihrer Kühlregale zu reduzieren und gewarnt werden, wenn ein Ausfall droht. Sensormatic Solutions zeigte ebenfalls Innovationen zur Bekämpfung von Warenschwund und zur Verbesserung des Einkaufserlebnisses. Dazu gehören das nachhaltige SPX AM Label und die erweiterten Funktionen des Shrink Analyzers sowie eine strategische Kooperation mit Ineo. Beim SPX AM Label hat das Unternehmen das bisherige Polystyrol durch ein nachwachsendes, vom Forest Stewardship Council, FSC zertifiziertes Material ersetzt. Das Design der Neuheit soll sich zudem für unterschiedliche Verpackungsformate eignen, sodass Einzelhändler auch schwer zu etikettierende Artikel damit schützen könnten. Die nachhaltigen Etiketten seien mit dem bestehenden AM-Lösungsökosystem der Marke kompatibel.
Verschiedene Payment-Lösungen
Doch nicht nur Hersteller auch Dienstleister wie VR Payment waren in Düsseldorf . Diese boten das neue Omnichannel Payment Gateway zur Bündelung aller Transaktionsströme aus stationären Geschäft und Onlinehandel an. Damit kombinierbar sei bald die europäische Zahlungsoption Wero für E/M-Commerce. Insgesamt fand die Fachmesse ein positives Echo: „Die EuroCis hat erneut ihren Innovationsgeist unter Beweis gestellt“, so Klaus Schmid von ITAB Germany. Und Panagiotis Karasavvoglou, Director bei Payone, sah die ganze Branche und alle Experten anwesend. Er sagte: „Es geht darum, ein Gefühl zu bekommen, was der Markt braucht“.