Digitalisierung Kontaktlos Geld kassieren

Deutschland ist ein Land der Barzahler. Diese Aussage trifft jedoch immer weniger zu. Denn durch Pandemie und Digitalisierung bezahlen Kunden auch Lebensmittel häufig mit Karte oder per Smartphone.

Samstag, 30. Juli 2022 - Kleinfläche
Martin Heiermann
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Bildquelle: Sumup

Zahlen Sie mit Karte?“ In immer mehr Fällen antworten die Kunden mit einem Ja. So nutzten die Verbraucher in den beiden vergangenen Jahren beim Einkauf deutlich öfter die Karte. Das zeigt sich am Anteil des Einzelhandelsumsatzes in den Jahren 2020 und 2021, wie es Ergebnisse der aktuellen EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022“ zeigen. Zudem ist die Zahl der Einkäufe innerhalb der vergangenen zwei Jahre pandemiebedingt erheblich gesunken. Dass wir auch dadurch sichtbar, dass die Bar-Transaktionen in Deutschland deutlich zurückgegangen sind.

Die Girocard legt zu
Das Bezahlverhalten der Kunden geht immer mehr in Richtung Kartenzahlung, wodurch ihr Umsatzanteil im stationären Handel seit 2019 von 50,5 Prozent auf 58,8 Prozent gestiegen ist, berichtet die Studie. Der Transaktionsanteil der Karte, also das Zahlungsvolumen hat von 26,1 Prozent auf 37,9 Prozent zugelegt. Der Marktführer in diesem Bereich ist die Girocard. Sie ist 2021 mit einem Umsatz von 182,4 Milliarden Euro im stationären Einzelhandel zur stärksten Zahlungsart vor der Barzahlung geworden. „Allein 42,4 Prozent des Einzelhandelsumsatzes und damit 2,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr konnte der Marktführer auf sich vereinen“, teilt das EHI dazu mit. Mit einem Plus von 0,5 Prozentpunkten liegt die Kreditkarte bei neun Prozent undeinem Umsatz von 38,7 Milliarden Euro.

Auch beim Einsatz von Bargeld für Einkäufe ist ein Rückgang zu verzeichnen. Noch 2019 generierte die Kundschaft 46,5 Prozent des Umsatzes mit Bargeld. Bereits im ersten Corona-Jahr gingen rund 2,5 Milliarden Bar-Transaktionen verloren. 2021 waren es nur noch 10,11 Milliarden Transaktionen. Der Bar-Umsatzanteil ging um 2,4 Prozentpunkte auf 38,5 Prozent zurück.

Ein weiterer Trend ist das kontaktlose Bezahlen, sei es per Karte oder zunehmend auch per Smartphone. Dazu berichtet die EHI-Studie, dass „die deutsche Kreditwirtschaft in ihren Statistiken für die kontaktlose Girocard eine Steigerung der Bezahltransaktionen des vergangenen Jahres von 61,1 Prozent auf 72,6 Prozent“ ausweist. Für den Lebensmittel-Einzelhandel zeigt die Studie einen noch höhere Kontaktlosanteil der Girocard, zwischen etwa 78 Prozent in SB-Warenhäusern und 87 Prozent in Drogeriemärkten.

„Cash is still king“
Doch nicht bei allen Einzelhändlern stellt sich diese Veränderung gleichermaßen dar. So ergab eine Umfrage des Payment-Anbieters Payone ein Ergebnis, dass sich in dem Statement: „Cash is still king“ auf den Punkt bringen lässt. Demnach ist Bargeld bei 87 Prozent der befragten Händler nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel, allerdings übernimmt nach Einschätzung von 86,5 Prozent der Befragten in fünf Jahren die kontaktlose Kartenzahlung die Führung. Die Bedeutung von Smartphone-Zahlungen via NFC oder Barcode wird in der Umfrage noch als relativ gering eingestuft. Sie wird aber nach Auffassung von knapp 60 Prozent der befragten Händler in den nächsten fünf Jahren an Bedeutung gewinnen.

Dass die digitale Transformation auch das Bezahlverhalten der Konsumenten verändert, scheint also bei Händlern und Shop-Betreibern angekommen zu sein. Allerdings ist die Bandbreite der Zahlungsverfahren im Markt in den vergangenen Jahren auch sprunghaft gestiegen, was die Sache nicht einfacher macht. Denn diese Vielfalt fordert unumgänglich die Auseinandersetzung mit den Bezahlmethoden, um Kunden zu halten und den Umsatz zu stabilisieren beziehungsweise zu steigern.

Lebensmittelhandel als Bargeldversorger
Bei immer weniger Bargeld, das in Umlauf ist, und immer weniger verfügbaren Geldautomaten, zog gleichzeitig im deutschen Lebensmittelhandel das so genannte Cash-Back-Volumen spürbar an. Knapp 90 Prozent der Lebensmittelhändler und Drogeriemärkte, die im EHI-Panel „Zahlungssysteme“ vertreten sind, verfügen bereits über den Service der Bargeldauszahlung. Der durchschnittliche Auszahlungsbetrag lag stabil bei rund 95 Euro. Jeder zehnte vereinnahmte Euro wurde auf diese Weise im vergangenen Jahr wieder an die Kundschaft ausgegeben. Vor zwei Jahren waren es gerade einmal 2,8 Prozent.
Ob im Café, Bistro oder bei Lebensmitteln: Kunden wollen immer häufiger per Karte, Smartphone und auch kontaktlos bezahlen.