Strategiewechsel Aldi Süd stärkt Nahversorgung - To-go-Produkte und Gastro-Kompetenz

Aldi Süd hat einen Strategiewechsel hin zu mehr städtischer Nahversorgung vollzogen. Mit seinen modernen City-Märkten, die er jetzt zusätzlich eröffnet, steuert der Discounter inzwischen wieder vermehrt deutsche Innenstädte an.

Dienstag, 06. März 2018 - Industrie
Hans-Jürgen Krone
Quelle: Gettyimages, Aldi
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To-go-Produkte und Gastro-Kompetenz

Bereits vor einiger Zeit wurden besondere Regale mit frischen To-go-Produkten aller Art installiert. Weniger strikt wird auch das Thema Markenprodukte bei Aldi Süd inzwischen gehandelt. Diese neue Strategie, die von Analysten natürlich vor allem als Reaktion auf die Aktivitäten des Wettbewerbers Lidl gedeutet wurden, ist sicherlich auch essentiell für eine Aufstellung im Convenience-Markt. Gerade im Bereich der Impulsprodukte wie Süßwaren aber auch bei Getränken ist in den Shops die Kraft der relevanten Markenprodukte ungebrochen. Die Kunden erwarten für ihre schnelle Entscheidung das vertraute Angebot. Das ist auch in den Rewe-to-go-Shops, in denen ansonsten durchaus so manche Rewe-Eigenmarke platziert ist, klar zu sehen. Deutlich markenmäßig aufstocken müsste Aldi natürlich bei Tabakwaren. Fehlt noch die Gastro-Kompetenz. Auf die verzichtet allerdings auch das Rewe-to-go-Konzept weitgehend, zumindest inhouse. In anderen C-Shops spielen solche Angebote einschließlich Sitzgastronomie eine nicht unerhebliche Rolle. Aber auch das scheint für den Discounter kein Problem zu sein. Hier hat Aldi kürzlich mit seinen Pop-up-Restaurants durchaus bewiesen, dass es in der Lage ist, solche Angebote auf kleiner Fläche, die auch zu Image und Unternehmen passen, anzubieten.

Mehr Dienstleistungen im Angebot

Schließlich ist zu beachten, dass Süd und Nord auch Dienstleistungen aller Art - sicherlich kein unwesentliches Element im Convenience-Geschäft - forcieren: Dazu gehört das Geschäft rund um Aldi-Talk. Und seit 2017 auch der Verkauf von Geschenkkarten, die man mit unterschiedlichen Summen aufladen kann. Außerdem sind seit vergangenem Jahr auch Guthabenkarten von Anbietern wie Netflix, Paysafe und Amazon im Angebot. Versorgen können sich Aldi-Kunden inzwischen auch mit alternativem Strom für zuhause, so genanntem Grünstrom. Bequemer geworden ist in den vergangenen beiden Jahren auch der Bezahlvorgang bei den Aldi-Unternehmen, so durch die Einführung von kontaktlosem Bezahlen per Kreditkarte und Handy im Jahr 2016 sowie 2017 mit der Girokarte. Dazu kommt die Akzeptanz von mehr Kreditkarten seit vergangenem Jahr.

Ergänzend dazu können Kunden seit Dezember 2017 erweitere Services im Online-Bereich des Unternehmens in Sachen Lotto nutzen. Rund um die Uhr haben sie auch Gelegenheit unter aldi-lotto.de an Lotterien des Deutschen Lotto- und Totoblocks teilzunehmen. Das Angebot umfasst die staatlichen Lotterien Lotto 6 aus 49, EuroJackpot, GlücksSpirale, Zusatzlotterie Spiel 77 und Zusatzlotterie Super 6. „Durch die staatliche Lizenz der Lottowelt AG und die Erfüllung der strengen gesetzlichen Vorgaben machen wir Online-Lottospielen für die Teilnehmer genauso sicher wie das Tippen am Kiosk – nur einfacher und günstiger“, so die Kampfansage von Vittorio Rotondo, verantwortlich für die Aldi Services bei Aldi Süd, an die Convenience-Konkurrenz. All diese Faktoren machen auch die so genannten Autofilialen natürlich zu einem potenziell noch relevanteren Wettbewerber für Tankstellen. Dies zumal sie jetzt auch in Deutschland, mit Hilfe der OMV Automatenzapfsäulen auf Aldi-Parkplätzen, die wichtigste Dienstleistung der Stationen angreifen. Dazu kommt beispielsweise die 2017 gestartete Carsharing-Initiative in Zusammenarbeit mit app2drive. Hier sollen im Rhein-Main-Gebiet auf einer wachsenden Zahl von Aldi-Parkplätzen etwa zwei bis fünf Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Sollte dieser Versuch erfolgreich sein, so hieß es im vergangenen Oktober, sei eine Ausweitung auf das ganze Filialnetz möglich. Und schließlich das Thema Elektroantriebe. Für diese, ob am Fahrrad oder im Auto, hält Aldi Süd inzwischen 50 Schnellladestationen auf seinen Parkplätzen bereit.

Alle genannten Convenience-Elemente ließen sich sicherlich zu einem besonderen Shop-Konzept verdichten, das seinen Platz im deutschen Convenience-Geschäft finden würde. Spannend wird sein, ob man sich dafür convenience-erfahrene Partner sucht. Das Convenience-Business hat als Impuls-Geschäft seine ganz eigenen Regeln. Diese machen nicht die Handelsunternehmen, sondern die Kunden. Kurzfristige ganz große Würfe und Überraschungscoups sind deshalb auch von dem Discount-Riesen im Convenience-Geschäft nicht zu erwarten, beachtenswerte Convenience-Strategien allerdings schon.

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