Paketshops Schritte zu mehr Sicherheit

Paketshops werden immer wieder von Einbrechern heimgesucht. Eine Ausein-andersetzung mit dem Thema Einbruchschutz lohnt sich also. Convenience Shop gibt Anregungen.

Mittwoch, 13. Dezember 2017 - Industrie
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Schritte zu mehr Sicherheit
Bildquelle: Convenience Shop

Februar: Einbruch in einem Paketshop in Gera, bei dem rund 20 Pakete entwendet werden. Ebenfalls Februar: Paketshop-Einbruch im nordrhein-westfälischen Monheim; Pakete werden aufgerissen und durchsucht. Juni 2017: Einbruch in einen Supermarkt mit Paketshop in Rothenuffeln in Ostwestfalen. Oktober 2017: Einbruch in einen Mobilfunkladen mit Paketshop in Zwenkau im Landkreis Leipzig. Alle Pakete werden aufgerissen und nach Wertsachen durchstöbert.

Vier Fälle allein aus diesem Jahr. Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit – und sie zeigen beispielhaft: Auch Paketshop-Betreiber haben allen Grund, sich intensiver mit dem Thema Einbruchschutz zu befassen (sofern noch nicht geschehen).

Versicherung gegen Einbrüche möglich

Die wirtschaftlichen Folgen von Einbrüchen sind oft dramatisch, zumal die Täter in vielen Fällen beträchtliche Sachschäden hinterlassen. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Experten des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft den Paketshop-Betreibern den Abschluss einer Geschäfts-Inhaltsversicherung. Diese kann mit einer Hausratversicherung für die Privatperson verglichen werden. Eine der Optionen unter dem Dach einer Geschäfts-Inhaltsversicherung – und die teuerste – ist eine Einbruchdiebstahl-Versicherung.

Zu den Sonderfällen einer Geschäfts-Inhaltsversicherung gehören fremdes Eigentum, das zur Bearbeitung, Benutzung, Verwahrung, zum Verkauf oder zur Reparatur in den Betrieb gebracht wurden sowie bewegliche Sachen, die sicherungshalber an Dritte übereignet wurden. Es sind also ausdrücklich Pakete mitversichert, die im Paketshop aufbewahrt werden.

Investitionen werden belohnt

Bei Einbruchdiebstahl springt die Versicherungsgesellschaft im Übrigen nur dann ein, wenn in dem betroffenen Unternehmen nachweislich Maßnahmen zum Schutz vor Einbrechern ergriffen wurden. Folglich lohnen sich Investitionen in Sicherheitstechnik, denn 44 Prozent aller Einbrüche scheitern an vorhandener Sicherheitseinrichtungen, so die Polizei.

Klar ist: „Patentrezepte zum Schutz von Hab und Gut lassen sich nicht ausstellen“, betont Gregor Lehnert. Er ist der Präsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Jedes Objekt, das gesichert werden müsse, habe seine Besonderheiten und individuellen Anforderungen. Deshalb erfordere jedes Objekt eine eigene Risiko- und Schwachstellenanalyse, so Lehnert. Dafür können bei Bedarf Sicherheitsprofis herangezogen werden. Erste Einschätzungen liefern zum Beispiel die Beamten der Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen, und das kostenlos.

Das Informationsspektrum wird durch die VdS Schadenverhütung GmbH – eine hundertprozentige Tochter des Gesamtverbandes der deutschen Sicherheitswirtschaft – erweitert. Sie steht den Ratsuchenden ebenfalls kostenfrei zur Seite. Die VdS kennt 2.700 Betriebsarten und geht davon aus, dass es ebenso viele verschiedene Risiken wie Arten von Betrieben und Geschäften gibt.

Je nach Einstufung des Betriebes sind unterschiedliche Sicherungsmaßnahmen vor Ort empfehlenswert.


Große Fortschritte auf dem Gebiet der Videoüberwachung

Die notwendige Sicherungstechnik und ihre Stärke orientiert sich am Risiko. Sich dabei ausschließlich auf elektronische Sicherungstechnik zu verlassen, wäre ein Trugschluss. Das meint Paulus Vorderwülbecke, Leiter der VdS-Sicherungstechnik: „Stattdessen sollte immer eine sinnvolle Kombination aus mechanischen und elektronischen Maßnahmen, die in sich stimmig ist, umgesetzt werden.“ Erst die richtige Kombination von beidem stoppe selbst Profi-Kriminelle, so der Fachmann.

Einer der besten Verbündeten von sicherheitsbedürftigen Unternehmen ist neben dem Menschen die Elektronik. Zum Beispiel wurden in der letzten Zeit auf dem Gebiet der Videoüberwachung große Fortschritte erzielt – vor allem bei der Schärfe der Aufnahmen, dem Erkennen von verdächtigen Bewegungsmustern oder dem Ermitteln von Fehlalarmen.

Zusätzliche Perspektiven durch Smart-Home-Systeme

Heute haben sich in vielen Fällen IP-vernetzte Systeme durchgesetzt, die auf das vorhandene EDV-Netzwerk zurück greifen und keine eigene Verkabelung erfordern. Speziell für kleinere Unternehmen kommen Sicherheitslösungen aus der eigenen Cloud in Frage. Sie ermöglichen es zum Beispiel, dass sich auch aus der räumlichen Ferne unkompliziert die aktuellsten Überwachungsbilder betrachten lassen oder die Berechtigungsdaten bei Zutrittsregelungsanlagen auf unterschiedliche Weise abgerufen werden. Mehrere Standorte lassen sich einfach und ohne hohe Zusatzkosten miteinander vernetzen. Allerdings: Der Datenschutz wirft noch manche Detailfrage auf – was auf andere Bereiche der Sicherheitstechnik gleichermaßen zutrifft.

Noch ist dieser Trend von einer flächendeckenden Verbreitung weit entfernt und speziell die Anwendungen mit Sicherungscharakter sind unterrepräsentiert. Aber der deutsche Digitalverband Bitkom stellt in seiner Studie „Smart Home in Deutschland“ in Aussicht, dass sich Smart-Home-Lösungen mittelfristig am Massenmarkt durchsetzen werden.

Manche Versicherungen honorieren Sicherheitslösungen schon jetzt mit Beitragsnachlässen. Darüber hinaus werden Einbruchschutzmaßnahmen von der Bundesregierung finanziell gefördert, etwa einbruchhemmende Türen und Fenster, Alarmanlagen sowie Beleuchtungs- und Zugangskontrollsysteme.

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