F&B Heroes / Außer-Haus-Markt Vollversorgung
 statt Snacking

Wie müssen sich Bistros in den deutschen C-Stores weiterentwickeln, um im Außer-Haus-Markt künftig eine relevante Rolle spielen zu können? Ein Ausblick der Gastro-Spezialisten von F&B Heroes.

Montag, 13. Mai 2024 - Foodservice
Jean Ploner, und Tim Plasse, F&B Heroes
Artikelbild Vollversorgung
 statt Snacking
Bildquelle: KI / DALL-E

Bistros in deutschen Convenience Shops stehen heute für Snacks und die schnelle Appetitbefriedigung, wenn der kleine Hunger kommt. Das Angebot konzentriert sich auf den Tag bis zum frühen Abend und ist fast überall dasselbe: Imbiss – Würstchen & Co. – dazu Backwaren. Geschätzte 90 Prozent der Produkte sind teigbasiert von süß bis herzhaft. Aber reicht das, um Menschen künftig kulinarisch durch den Alltag – 24/7 Stunden – zu begleiten und sie bei einer gesunden, nachhaltig ausgelegten Ernährung zu unterstützen? Wohl kaum. Aber genau darin liegt eine große Chance für alle, die bereit sind, einen Schritt weiterzugehen!

Potenzial für Weiterentwicklung
Diese Ausgangsposition bietet enormes Potenzial für die Weiterentwicklung des Angebots und des Preisgefüges. Um in Zukunft im Außer-Haus-Markt eine relevante Rolle zu spielen, müssen Bistros ein neues Verständnis ihrer Aufgabe und ihrer Angebote unter Nutzung moderner Technologie entwickeln. Auch die Megatrends Individualisierung und Gesundheit sollte man für sich nutzen, um höhere Umsätze und bessere Margen zu erreichen. Und um sich von den Mitbewerbern abzusetzen. Wir sehen vier Erfolgsfaktoren für Bistros in Convenience Shops in der Zukunft:

  • Neues Selbstverständnis als Vollversorger
  • Individualisierte Angebote, welche on demand realisiert werden
  • Der Einsatz von Technologie, Automation und Robotik
  • Vielfältige Distribution: Verzehr vor Ort, To Go, Ready to Eat

Individuell zusammengestellt
Stellen wir uns die Zukunft so vor: Wann immer wir Hunger verspüren oder Lust auf etwas Leckeres haben, finden wir im Bistro das Richtige: Mahlzeiten aus gesunden Zutaten von guter Qualität, frisch gekocht und aus dem vorhandenen Angebot individuell nach unseren Bedürfnissen und Wünschen vom Team Roboter und Mensch fertiggestellt. Vom Frühstück und Brunch, über mittags bis abends – das Angebot variiert im
Tagesverlauf und macht den Besuch immer lohnenswert. Das Sortiment wird erweitert durch Produkte, die uns gut tun, neue Energie liefern und unkompliziert zu genießen sind wie frisches Obst, Smoothies, Joghurt- und Milchprodukte. Dazu gibt es innovative, heiße und kalte Getränke, die über die üblichen Soft Drinks hinausgehen. Ferner einen wohlsortierten Marktbereich mit Produkten des täglichen Bedarfs. Alles geht einfach und schnell, fast alle Prozesse wie Bestellen, Bezahlen und Produzieren sind digitalisiert.

Zubereitetes Essen im Mittelpunkt
Statt wie bisher Mini-Markt und Imbiss steht in Zukunft das frisch zubereitete Essen im Mittelpunkt. Der Gang zum Bistro wird so Teil der Alltagskultur. Die innovativen Bistros befreien sich aus der Rolle der Notlösung und erhalten durch ihre neue Rolle als Versorger eine Aufwertung in der Gesellschaft. Zusätzlich übernehmen sie die soziale Nachbarschaftsfunktion als sozialer Raum oder Partytreffpunkt, wie man es bisher von den Büdchen, Kiosken, Wasserhäuschen, Spätis kennt, wie man sie in Deutschland vielerorts unter verschiedenen Begriffen zusammenfasst. Wer es erleben möchte, ist zum Beispiel im Yok Yok im Bahnhofsviertel Frankfurt willkommen.

Technologie ist entscheidend
Voraussetzung für die Umsetzung von individualisierten Speisen unter Verwendung von qualitativ hochwertigen Rohwaren ist Technologie. Nur so kann die Qualität der Speisen und Prozesse dauerhaft gewährleistet werden. Wo möglich, übernehmen digitale Funktionen die Aufgaben von Menschen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen je nach Konzept gezielt zum Einsatz als Ansprechpersonen, zur Problemlösung, im Verkauf oder für eine Gastgeberfunktion in begrenztem Umfang.

Franchise-Modell überwiegt
Hinter diesen neuen Bistros stehen überwiegend Franchise-Unternehmen. Ihre Business-Modelle stellen ein günstiges Angebot und damit eine geringe Schwelle für Lizenznehmer dar. Aufgrund des hohen Automatisierungsgrads und des überschaubaren Angebotes sind keine Vorkenntnisse in der Küche oder Gastronomie erforderlich. Die hochwertige Frischeküche für Menschen, die gesund und lecker essen wollen, kann die Botschaft der Marke und der USP gegenüber den Mitbewerbern sein. Convenience Stores in Verbindung mit kulinarischen Angeboten hat auch der LEH als Marktchance erkannt und fasst unter eigenem Markennamen zum Beispiel bei Tankstellen Fuß. Ob der LEH den Sprung zum Vollversorger schafft, wird die Zukunft zeigen.

Der Blick ins Ausland
Schauen wir uns im Ausland um, sehen wir auch dort den Trend zu Ready-to-Eat-Gerichten. In Madrid bietet das in der Innenstadt gelegene Nostrum spanische, mediterrane Speisen – auch vegetarisch – und Getränke für kleines Geld zum Mitnehmen oder Ready to Eat an (nostrum.eatbu.com). In Paris macht das Boco Furore mit vielseitigen Fertiggerichten in kleinen Gläsern. Die pasteurisierten Speisen sind bis zu drei Monaten haltbar und kosten zwischen acht und 15 Euro, können vor Ort, im dazugehörenden Hotel, im Büro oder zu Hause genossen werden (boco.fr). Interessant ist heute schon der Blick nach Asien, wo neben dem traditionellen Essen auf Streetfood-Märkten, das eine lange Tradition hat, dass Ready-to-Eat-Angebot in Convenience Shops boomt. Für die Älteren unter uns, erinnert deren Angebot stark an die Fünf-Minuten Terrinen von Maggi, welche Mitte der achtziger Jahr stark im TV beworben würde. Ob sich das Konzept in Europa künftig durchsetzt, bleibt offen. An Flughäfen mit viel Asienverkehr, lassen sich damit
gute Umsätze mit starker Marge erzielen.