Nachhaltigkeit war viele Jahre lang ein Un-Wort, ein Wort, das viele Unternehmen ärgerte. Dahinter steckten vor allem Ängste: Das ist viel zu teuer! Wie soll ich wachsen? Wie bleibe ich wettbewerbsfähig, wenn alle anderen konventionell weitermachen? Das hat sich zum Glück geändert: Das Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit vollzieht sich nicht erst seit „Fridays for Future“. Auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten kann nachhaltiger Ladenbau zu einem klaren Vorteil für Unternehmen werden.
„Grundsätzlich gibt es heute keinen Zusammenhang mehr zwischen wirtschaftlicher Lage und der Entscheidung eines Unternehmens für nachhaltigen Ladenbau. Denn es gibt einige spannende Möglichkeiten, Nachhaltigkeit in ein Ladenbaukonzept zu integrieren, ohne dass sich das spürbar auf den Gesamtpreis auswirkt“, findet Andreas Strömer, Geschäftsführer bei Heinrich Stracke. Ganz im Gegenteil: Durch nachhaltigen Ladenbau lassen sich zahlreiche Ressourcen effizienter einsetzen.
So kann der Einstieg in nachhaltigen Ladenbau beispielsweise ein Refurbishment der Bestandselemente sein. Statt im Zuge eines Umbaus die gesamte Ladeneinrichtung zu entsorgen, können vorhandene Elemente aufgearbeitet und wiederverwendet werden. Maßgeschneiderte Lösungen sowie Upcycling- und Recycling-Produkte aus dem eigenen Produktrücklauf sind bei vielen Convenience-Shop-Händlern und Tankstellenbetreibern im Trend. Aus diesem Grund hat beispielsweise Umdasch das Refurbishment-Konzept „refresh your shelf“ entwickelt: Abgenutzte Warenträger werden demontiert, gereinigt, eventuell neu beschichtet und einem Upgrade unterzogen – zum Beispiel mit neuer Beleuchtung – bevor sie wieder aufgebaut werden.
Lebensdauer der Ladeneinrichtung
Langlebigkeit ist ein weiteres Thema: So sind die Regale der Basixx Family von Umdasch standardmäßig aus Stahl und dadurch extrem langlebig. Auch können gebrauchte Stahl-Regale gereinigt, geschliffen und neu beschichtet werden. Kaputte Teile werden ersetzt und die Lebensdauer der bestehenden Ladeneinrichtung wird verlängert, was gleichzeitig wertvolle Ressourcen schont.
Ein weiterer Schritt, um den Ladenbau nachhaltiger zu machen, ist die richtige Materialauswahl. Natürlichen Ursprungs, recycelt, lokal hergestellt, biologisch abbaubar aber auch langlebig sind die Materialien, die die Branche nachfragt.
Laufend werden neuartige Materialien erforscht und entwickelt: Ob marmorartige Platten aus Fischschuppen, Fliesen aus Algen oder Akustikmaterialien aus Altpapier – die Möglichkeiten in diesem Bereich sind nahezu grenzenlos.
Als weiterer Trend kann Customizing genannt werden: Dabei werden beispielsweise Jeansstoffreste aus dem Verschnitt einer Modemarke in ein Material eingearbeitet, das anschließend in der Store-Einrichtung eingesetzt wird – so entstehen Wandpaneele, Böden und Oberflächen mit einer unverwechselbaren Optik, die zusätzlich zum Storytelling der Marke beitragen.
Organic Board mit Recyclingholz
Auch der Ladenbauer Stracke hat sich etwas einfallen lassen. „Wir sind einer der wenigen Händler in Mitteldeutschland für das so genannte Organic Board von ZEG. Es ist bis zu hundert Prozent formaldehydfrei und biogen verleimt, hat einen Recyclingholzanteil von bis zu hundert Prozent und wird bis zu einhundert Prozent aus Ökostrom hergestellt. Wir können nahezu alle klassischen Möbelplatten, etwa für Tischplatten oder Thekenkorpusse, durch das Organic Board ersetzen. Der Materialpreis ist dabei nur etwa 15 Prozent höher als bei klassischen Rohstoffen, was auf das gesamte Möbelstück gerechnet am Ende nur etwa drei bis fünf Prozent ausmacht“, berichtet Stracke-Geschäftsführer Strömer.
Auch nachhaltiges Energiemanagement hat Sparpotenzial und kann beim Ladenbau mitgedacht werden. „Wir haben einen 160 Quadratmeter großen unbemannten Store mit einer intelligenten Lichtsteuerung ausgestattet. Während der Eingang immer zu 90 Prozent beleuchtet war, wurde das Licht in den Gängen, in denen sich gerade kein Kunde befand, auf bis zu zehn Prozent reduziert. Damit sind die 650 Wattstunden auf knapp 200 Wattstunden gesunken“, erzählt Andreas Strömer von seinem Energiesparprojekt bei einem der Stracke-Kunden.
Einige Tonnen Papier sparen
Zudem werden digitale Konzepte im nachhaltigen Ladenbau immer wichtiger. Auch bei Umdasch gehen Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand. Ein Beispiel dafür ist „Electronic Shelf Labeling“, das durch Preisanpassungen in Echtzeit die Lebensmittelverschwendung reduzieren kann. Zusätzlich zur gesteigerten Prozesseffizienz werden so einige Tonnen Papier pro Jahr eingespart. Gefragt sind aber auch digitale Lösungen, die zum Beispiel das Sparen von Energie und damit die Minimierung des CO2-Ausstoßes unterstützen. Dabei kommen digitale Alternativen für Gebäude- und Gerätesteuerung zum Einsatz, wie beispielsweise die Lichtsteuerung und das energie-effiziente Lichtmanagement sowie Lösungen zur Optimierung der Auslastung der Klima- und Kältetechnik.
Steuerung operativer Prozesse
Darüber hinaus bieten digitale Lösungen Möglichkeiten, direkt die operativen Prozesse in der Filiale zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten. Dazu zählen beispielsweise das Management des Abfalls, die Vermeidung von Schwund durch vorausschauende Überwachung der Kühlgeräte oder die Erfassung des Sortiments beziehungsweise des Bestands in der Filiale und im Lager mit Hilfe von Sensorik sowie die vorausschauende Optimierung durch Künstliche Intelligenz, KI, wodurch Ausschuss und gleichzeitig Out-of-Stocks vermieden werden können. Für welche nachhaltige Lösung sich der Convenience-Store- oder Tankstellen-Betreiber entscheidet, hängt natürlich auch immer von der Größe des Shops und dem Budget ab. Doch obwohl die Erstinvestition in hochwertige und flexible Ladeneinrichtungen höher sein kann, können langfristig Kosten verringert werden. Und auch die Kunden entscheiden sich bei der Wahl ihrer Einkaufsorte immer häufiger für Nachhaltigkeit.