E-Mobilität Verkehrswende ja - aber technologieoffen

E-Autos oder E-Fuels? In Deutschland ist inzwischen eine Art Glaubenskrieg darüber ausgebrochen, wie das Land seine Klimaziele im Verkehr erreichen kann.

Samstag, 13. Mai 2023 - Tankstelle
Silke Hoyer
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Bildquelle: Renault

Deutschland hat Großes vor. Bis zum Jahr 2045 will das Land Treibhausgasneutralität erreichen. Ein Bereich, der dafür aus seiner Komfortzone kommen muss, ist der Verkehr. Hier sollen die Emissionen bis 2045 auf Null sinken. Ein ehrgeiziger Plan. Wie er zu erreichen ist, darüber herrscht Uneinigkeit. Die Politik forciert die rigorose Verkehrswende hin zu E-Autos. Entsprechend sollen bis 2035 rund 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Zwar legten die Neuzulassungszahlen der Elektro-PKWs im Februar 23 mit 32.475 Einheiten um 14,7 Prozent gegenüber den Vorjahresvergleichsmonat zu. Das reicht jedoch nicht. So fordert denn auch die Politikberatung Agora Verkehrswende bei der Umstellung auf Elektroautos in Deutschland mehr Tempo. „Die Bundesregierung hat viel aufzuholen, wenn das 15-Millionen-Ziel noch erreicht werden soll“, sagt Direktor Christian Hochfeld. Nach Berechnungen müssten allein in diesem Jahr im Schnitt pro Tag etwa 5.000 batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge neu zugelassen werden, um den Bestand bis Ende des Jahrzehnts auf 15 Millionen Fahrzeuge zu erhöhen.

Hohe Preise, geringe Reichweite
Gründe für diese schleppende Entwicklung sind hohe Preise für E-Cars, ihre Technik, die noch zu wünschen übriglässt, und die mangelhafte Lade-Infrastruktur. „Wir haben zwar unseren Fuhrpark mit E-Autos aufgestockt, sind aber mit deren Reichweite längst nicht zufrieden“, beschreibt beispielsweise ein Edekaner aus Heiligenhafen an der Ostsee die Situation. Auch bei einer Befragung von Fuhrparkverantwortlichen durch die Deutsche Automobil Treuhand meinen 81 Prozent, dass aktuell nicht alle Wegstrecken mit rein batteriebetriebenen PKW zurückgelegt werden können. Deshalb sehen sie eine Fokussierung der Politik auf rein batterieelektrische Antriebe eher mit gemischten Gefühlen. Viele halten die terminliche Festlegung zum Verbrennerausstieg seitens der Politik für den falschen Weg.

E-Fuels als Ergänzung
Die Frage ist also: Sind die Klimaziele für den Verkehrssektor mit E-Mobilität allein zu schaffen? Viele Experten meinen „Nein“. Als Ergänzung werden E-Fuels ins Spiel gebracht, mit denen auch Verbrennungsmotoren eine CO2-neutrale Perspektive bekommen. Auch Verkehrsminister Volker Wissing will Fahrzeugen, die mit klimaneutralem Kraftstoff betankt werden können, eine Chance geben. Er warnt vor dem vollständigen Aus des Verbrennungsmotors. In der Debatte um die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen gehe es nicht nur um die längerfristige Verfügbarkeit von E-Fuels beim Verbrennungsmotor. „Es geht auch um die Frage, behalten wir das Knowhow über eine Technologie in Deutschland, die wir heute mit am besten beherrschen in der Welt. Oder brechen wir die Entwicklung dieser Technologie einfach ab. Deswegen ist das auch eine industriepolitische Frage.“ Er verweigerte deshalb dem EU-Projekt, dass bis 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen, zunächst die Zustimmung.

Viel „unnötiger Lärm“
Dennoch haben sich viele Hersteller für die Entwicklung von E-Cars entschieden. So will beispielsweise Ford bis 2030 ausschließlich vollelektrische PKW in Europa anbieten, bis 2035 werde die Fahrzeugflotte batteriebetrieben sein. Das betrifft auch die für Shop-Betreiber interessanten leichten Nutzfahrzeuge. Diese Entwicklung kommentiert der ehemalige Skoda-CEO Thomas Schäfer so : Die ganze Debatte über E-Fuels sei einfach „unnötiger Lärm“, da die Zeit der Verbrenner bis Mitte des nächsten Jahrzehnts „ohnehin vorbei sein“ werde.