Ladenbau Die Beschaffungskrise dauert weiter an

Die Folgen des Rohstoff- und Materialmangels beschäftigen die Ladenbauer nach wie vor intensiv – und sie betreffen natürlich auch den Convenience-Shop-Bereich.

Montag, 14. Februar 2022 - Industrie
Thomas Klaus
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Bildquelle: Aichinger

Wie gerne hätte Angela Krause Entwarnung gegeben! Im Herbst hatte die Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ladenbau-Verbandes, dLv, im Gespräch mit Convenience Shop die dramatische Lage am Rohstoff- und Materialmarkt geschildert. Deren Auswirkungen auf die Ladenbau-Branche und auf konkrete Projekte im Convenience-Shop-Markt waren massiv – und sie sind es heute immer noch. Denn im Winter ist die Beschaffungskrise nach wie vor ein großes, ernstes Thema. Weiterhin geht sie auch mit erheblichen Preissteigerungen einher.

Kaum Halbleiter für lichttechnische Lösungen
Nach den dLv-Beobachtungen bereitet insbesondere alles aus Asien kommende Material massive Kopfschmerzen. Das gilt an vorderster Stelle für Halbleiter, die im Ladenbau etwa für lichttechnische Lösungen benötigt werden. Unter anderem mache sich bemerkbar, so der Verband, dass in China immer wieder Häfen ganz oder teilweise geschlossen wurden. Ursache dafür waren Hafenarbeiter die sich mit dem Corona-Virus infiziert hatten. Das strikte Vorgehen derchinesischen Behörden verursacht lange Staus beim Be- und Entladen der Schiffe oder führt zum weiträumigen Ausweichen auf andere Häfen.

„Der Handel hat Verständnis“
Unter Verweis auf die unterschiedlichen Wirtschaftsforschungsinstitute und eigene Analysen prognostiziert der Deutsche Ladenbau-Verband ein mögliches Ende der Beschaffungskrise erst für das kommende Jahr 2023. Immerhin: Viele Firmen der Ladenbau-Branche haben sich vorausschauend eingedeckt. Was die Situation nach Auffassung von Angela Krause ebenfalls erträglicher macht: „Der Handel als Kunde des Ladenbauers bringt in den meisten Fällen Verständnis auf. Denn er kennt die Lieferschwierigkeiten nur zu gut, weil er selbst mit ihnen beim Verkauf seiner Handelswaren laufend konfrontiert ist,“ macht die Geschäftsstellenleiterin deutlich.

Viele unbesetzte Arbeitsstellen
Die internationalen Verwerfungen des Marktes sind die eine Seite der Medaille, der ungestillte Bedarf an qualifiziertem Personal die andere. Angela Krause stellt in diesem Zusammenhang den „eklatanten Handwerker-Mangel für die Vorarbeiten wie etwa die Ausführung des Estrichs “ heraus. Die durchschnittliche Vakanzzeit lag bei Berufen der Bodenverlegung im vergangenen Jahr mit 216 Tagen kaum hinter Berufen der Altenpflege mit 228 Tagen, berichtet das Statistische Bundesamt. Das heißt: So lange dauerte es, bis eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle wieder besetzt werden konnte. 216 Tage bedeuten den zweiten Platz in dieser unrühmlichen Rangliste. „Die personellen Defizite“, berichtet Angela Krause, „werden durch die Corona-bedingte starke Nachfrage vor allem auch im privaten Bausektor weiter geschürt.“

Kleiner Boom für Digital Signage
Für die Zukunft schätzt der Deutsche Ladenbau-Verband auch das Thema Digital Signage als immer bedeutsamer ein. Die elektronischen Anzeigetafeln von Text-, Animations- oder Videobotschaften würden populärer für Self-Scanning-Möglichkeiten; dieser Boom sei Corona-bedingt. Mit Blick auf Technik-Fragen zieht Angela Krause dieses Fazit: „Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass nur Einzug in den Store finden sollte, was dem Kunden nützt.“ Konkret: Der Kunde verwendet zuerst sein Smartphone, bevor er Touchscreens bedient, auf denen er nachlesen soll, was er besser schnell auf seinem Handy googelt.

Show Room als Hilfe

Carstens Shop-Einrichtungen ist nach eigenen Angaben in Deutschland Marktführer beim Bau von Tankstellen- und Convenience-Shops. Der Ladenbauer verantwortet mehr als 600 Neueinrichtungen und Umbauten pro Jahr. Den Kunden bietet Carstens dazu eine Orientierungs- und Entscheidungshilfe an: Am Standort in Norderstedt bei Hamburg kann nach vorheriger Absprache ein Show-Room besichtigt werden. Er ist nach Firmenangaben dafür gedacht, die Wartezeiten zu den einschlägigen Fachmessen zu verkürzen. Auf die Besucher warten unter anderem Vorschläge für Bistro-Lösungen, Loungemöbel und ausgefallene Dekore sowie Anregungen für Böden und Wände.