Neues Verpackungsgesetz Mehrweg-Pflicht auch in C-Shops kommt bald

Ab Anfang 2023 gilt das neue Verpackungsgesetz. Es verpflichtet Betreiber mit mehr als fünf Mitarbeitenden und Stores größer als 80 Quadratmetern, Snacks oder Getränke auch in Mehrweg anzubieten.

Samstag, 10. September 2022 - Foodservice
Hans Jürgen Krone
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Bildquelle: Vytal

Im Foodservice-Bereich der Convenience-Shops stehen die Zeichen auf Veränderung. Das gilt ganz besonders auch für die Art und Weise, wie Food-To-Go künftig den Kunden mitgegeben wird. Zum Beginn des kommenden Jahres tritt die Novelle des Verpackungsgesetzes in Kraft. Sie verpflichtet auch Shop-Betreiber, deren Betriebe mehr als fünf Mitarbeitende haben und größer sind als 80 Quadratmeter, Snacks oder Getränk, die in Einwegverpackungen oder -bechern abgefüllt werden, auch in einer Mehrweg-Alternative zu offerieren.

Anbieter Recup ist inzwischen gut im Convenience-Markt vertreten. Generell habe man immer mehr Standorte in den Shops, sagt Rebowl-Sprecherin Simona Dunsch auf Anfrage von Convenience Shop. „Vor allem auf die Recup-Dichte bei Tankstellen sind wir sehr stolz. Hier sind wir bereits bei über 3.700 Ausgabestellen. Außerdem sind wir schon an drei beziehungsweise ab September sogar an fünf deutschen Flughäfen vertreten.“ Das Netz verdichte sich immer mehr, da gerade in diesen „geschlossenen“ Bereichen wie Flughäfen, Bahnhöfen und so weiter die Gastronomiebetreibenden miteinander sprächen, sich gegenseitig Systeme empfehlen oder sich gesammelt für ein System entscheiden würden. Was die Zusammenarbeit angehe, sei man im sehr engen Austausch mit den Partnern – die Key Accounts hätten persönliche Ansprechpersonen bei Recup. Gerade bei den Convenience-Standorten müsse es meist schnell gehen, es bleibe nicht viel Zeit für die Erklärung des Mehrweg-Systems: Das spreche vor allem für Recup, da es sehr einfach sei und mit Pfand arbeite. Es sei keine zusätzliche App oder Registrierung notwendig. „Wir legen dennoch viel Wert darauf, dass Shop-Betreibende ihre Mitarbeitenden, und diese wiederum ihre Kundschaft, zum System optimal informieren können – das ist wichtig, um die Nutzung von Mehrweg zu erhöhen. Wir wünschen uns also, dass unsere Recups und Rebowls bei den Partnern noch zu einem größeren Anteil genutzt, also ausgegeben, werden – im Vergleich zu den Einwegverpackungen“, betont Dunsch. Daher arbeite man aktuell daran, „noch mehr und besseres Schulungsmaterial“ an die Partner zu liefern. „Es steht und fällt am Ende alles mit dem Engagement der Mitarbeitenden vor Ort, die ihren Gästen und Kunden Mehrwegangebote offerieren“, ist Dunsch überzeugt.

Mehrweg auch ohne Pfand
Das ist ein Punkt, von dem sicherlich auch Tim Breker, von Vytal, einem weiteren Mehrweg-System, überzeugt ist. Hier ist man aber gerade stolz darauf, eben keine Pfand-System anzubieten. Die Kunden müssen sich per App registrieren und schon könne es los gehen. Kunden, die die 14-tägige Rückgabe Frist verpassen, können die Cups etc. entweder gegen eine Gebühr von einem Euro pro Woche verlängern, oder der Preis für das Gebinde wird vom Konto abgebucht. Und zwar vier Euro für den Becher und zehn Euro für die Schalen. Das sei aber nicht das Ziel, sagt der Vytal- Geschäftsführer und erläuterte gegenüber CS, dass bisher 99,3 Prozent der Gebinde innerhalb von 14 Tagen wieder zurückgebracht würden. Im Gegensatz zu Recup gibt es bei Vytal nicht nur Becher und Schalen, jeweils in drei verschiedenen Größen, sondern auch spezielle Behältnisse für Sushi-Verpackungen in zwei Größen sowie Gebinde für den Transport von Pizza und Burgern. Die können zwar überall abgegeben werden, aber das digitale System erkenne, wo beispielsweise eine Sushi-Verpackung fehl am Platz sei und sorge für die Abholung, erläutert Breker.
Eine Systemgebühr, wie sie Recup erhebt, gibt es bei Vytal nicht. Das Unternehmen verlangt dafür eine „Befüllungs-Gebühr“. Das sei erstens gerechter, weil man nur dafür zahle, wenn man wirklich Schalen ausgebe, so Breker und zweitens liege man beispielsweise mit Kosten von 20 Cent pro Befüllung für die normale Lunchbowl noch günstiger als die Einweg-Alternative. In Zeiten, in denen beispielsweise ein Shop geschlossen sei, fielen deshalb keine Kosten an. Damit sei man wesentlich flexibler als mit einer Systemgebühr. Mit Partnern, deren Standorte von den Kunden besonders gerne als Rückgabestationen genutzt würden, so genannten „Netto-Rücknehmer“, die dabei sehr deutlich über dem Durchschnitt lägen, können man auch über Kompensationen sprechen, weil die natürlich einen wertvollen Beitrag für das System leisteten.

Supermärkte nehmen viel zurück
„Unsere klassischen Netto-Zurücknehmer sind Supermärkte“, sagt Breker. Der Grund dafür sei, dass die Kunden dort Einkauf und Rückgabe kombinierten. Dass weiterer Wettbewerb bei den Mehrweg-Systemen zu erwarten ist, ist auch Breker bewusst. „Ich weiß, dass sich aktuell viele große Player mit eigenen Systemen beschäftigen, dass wird aber nicht zwangsläufig das Bequemste für die Konsumenten sein“, sagt er. Für diese sei es am besten, wenn sie die Mehrweg-Verpackungen an vielen unterschiedlichen Punkten und bei unterschiedlichen Ketten abgeben könnten. Eine Zurückhaltung bei der Teilnahme kleinerer Restaurants und Shops, die theoretisch noch nicht mitmachten müssen, spürt man bei Vytal nicht. „Man weiß einfach, dass das Thema nicht mehr weggehen wird und keinesfalls eine Eintagsfliege ist“, so Breker weiter. Und die Einführung des Mehrweg-Systems sei in kleinen Betrieben wohl manchmal noch einfacher und schneller umzusetzen als in großen.

Von Wettbewerber Lekkerland war auf Anfrage von CS noch nichts Neues zum konkreten Start seines eigenen Mehrweg-Systems (unser Bericht in CS 4/22, Seite 6) zu erfahren. Dieser war vom Großhändler bisher für das dritte oder Viertel Quartal 2022 angekündigt worden.