Lekkerland Dynamischer Wettbewerb

Ein positive Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres konnte Lekkerland ziehen. Im härter werden Kampf um die Belieferung der Shops setzen die Frechener zunehmend auf Fullservice-Konzepte und ihr Convenience-Know how.

Montag, 23. Mai 2016 - Foodservice
Hans-Jürgen Krone
Artikelbild Dynamischer Wettbewerb
Bildquelle: Stefan Mugrauer, Lekkerland

Der Wettbewerb wird sehr sehr hart!“ Lekkerland CEO Michael Hofmann ist sich bewusst darüber, dass mit dem verstärkten Engagement von Rewe & Co. in diesem Geschäft herausfordernde Zeiten anbrechen.

Im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Großhändlers konnte das Unternehmen zunächst eine positive Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres ziehen. Der Umsatz in Deutschland stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent auf ca. 7,8 Mrd. Euro. Europaweit sogar um 4,2 Prozent auf ca 12,5 Mrd. Euro. Was allerdings ab 2017 vom Umsatz mit dem hiesigen größten Einzelkunden Aral noch bleibt, ist weiterhin unklar. Für 2016 seien die Auswirkungen jedenfalls noch gering, so Hoffmanns Ankündigung. Zuversichtlich ist der Großhändler, dass er, wie bisher, etwa 800 unabhängigen Eigentümer-Stationen weiter beliefern wird. Über alles andere werde mit Aral verhandelt.

„Zu sagen, dass wir den Auftrag verloren haben, ist mir zu pauschal“, meinte Hoffmann zu diesem Thema. „Aral schaut differenziert auf die Zusammenarbeit“, ist er sich sicher. Das macht wohl Sinn, denn auch die Zahlenlage bei den Tankstellen von Aral muss differenziert betrachtet werden. In den kommenden fünf Jahren sollen, wie bereits bekannt, etwa 1.000 Aral-eigene Shops mit Rewe to go ausgerüstet und dann auch von der Rewe beliefert werden. Das bedeutet allerdings, dass es aus dem Feld der 2.463 mit Aral gebrandeten Tankstellen neben den erwähnten 800 unabhängigen so genannten „Dealer-Stationen“ noch 663 weitere Tankstellen gibt, darunter auch 210 eigene und die 109 Autobahn-Stationen, die auch beliefert werden müssen.

Bei der Warenversorgung der 1.000 umzubauenden Shops muss zwischen Lekkerland und der Mineralölgesellschaft offenbar noch über eine Übergangsphase verhandelt werden, deren Notwendigkeit auch Aral-Vorstand Patrick Wendeler im Rahmen der am selben Tag stattgefundenen Aral-Bilanzpressekonferenz (dazu ab Seite 20) einräumte. Auch wollte er nicht ausschließen, dass die Frechener möglicherweise Teilsortimente weiterliefern können. Die Tatsache, dass der Mineralölkonzern die Rewe allerdings als strategischen Partner betrachtet, und nach eigener Aussage darüber hinaus selber den Umbau der Tankstellen-Shops zu Rewe to go finanziert, zeigt aber, dass hier die Würfel zunächst gefallen sind.

Den Lekkerländern bleibt in dieser Situation nur übrig, die Qualität ihrer Dienstleistungen für alle Kunden auf breiter Front weiter zu optimieren und das klar über die Lieferung von Produkten aller Art hinaus. Natürlich haben die Frechener über die Jahrzehnte ein einzigartiges Know-how in Sachen Supply-Chain für die Convenience-Branche angesammelt und es in passende Konzepte verwandelt. Dennoch war man sich schon unter den Hoffmann-Vorgängern durchaus bewusst, dass andere ambitionierte Handelsunternehmen, wenn es sich wirklich lohnt, hier nachziehen könnten.


Das ist bei der Rewe mit dem Aral-Deal der Fall. Dennoch muss das Handelsunternehmen erst beweisen, dass dauerhaft alles klappt. Es muss dieses Geschäft mit seiner bundesweiten Lieferkette so auf die Reihe bekommen, dass sich die von Aral festgestellten Umsatz-Zuwächse in den Rewe to go-Teststationen nach dem Rollout auch für alle Beteiligten auszahlen.

Das ist keine einfache Aufgabe, denn auch bei Lekkerland weiß man, dass vor allem Frische die Kosten der Supply-Chain deutlich erhöht. Das Unternehmen stellt sich aktuell auf allen Gebieten auf wachsende Herausforderungen ein. „Wir haben 2015 viel erreicht und entwickeln uns analog zu den dynamischen Marktgegebenheiten weiter“, erläutert Hoffmann. So sind im Jahr 2015 beispielsweise die Verträge mit Valora, Orlen, Westfalen und LS Travel Retail hier zu Lande verlängert worden. Auf europäischer Ebene wurde beispielsweise 2015 die spanische Partnerschaft mit dem Betreiber Autogrill verlängert. Anfang 2016 wurde die Eni in Österreich von der Rewe als Kunden zurückgewonnen und in Belgien die Verträge mit Lukoil und Delhaize erneuert.

Die Linie, die Hoffmann für die Weiterentwicklung des Unternehmens festgelegt hat, ist klar: „Lekkerland ist viel mehr als ein reiner Großhändler oder Logistiker. So wie sich die Bedürfnisse von Kunden und Konsumenten stetig verändern, entwickeln auch wir uns weiter. Vom reinen Impulswarenanbieter hin zum bevorzugten 360 Grad-Fullservice-Konzeptanbieter für alle Kanäle der Unterwegsversorgung und alle Aspekte des Convenience-Geschäfts.“

Die Maßnahmen zu diesem Zweck sind vielfältig. So setzt das Unternehmen zunehmend auf Digitalisierung und stärkt seine Aktivitäten für den eigenen Webshop Lekkerland24 als vollintegrierte Businessplattform, erläutert Dr. Alexander Thun, zuständig für Lekkerland E-Commerce. Hier konnten im vergangenen Jahr 3.500 neue Kunden gewonnen werden, die mit dafür sorgten, dass sich der Umsatz des Webshops gegenüber 2014 verdoppelte. In diesem Jahr soll er sich erneut verdoppeln. Dazu werden beispielsweise der Ausbau individueller Webportale für große Mineralölgesellschaften und die Einführung eines neuen digitalen Kassensystem für kleiner Shops beitragen. Über das Convenience-Kerngeschäft hinaus will das Unternehmen verstärkt Kunden aus den Bereichen Bäckerei, Casual-Dining und Quickservice-Restaurants gewinnen. Als Meilenstein sieht Lekkerland in diesem Zusammenhang, dass es 2015 Starbucks Deutschland als Kunden gewinnen konnte. Dessen Filialen werden jetz t von Frische und Semifrische bis hin zum Kaffee-Becher komplett von den Frechenern beliefert. Dabei will Lekkerland auch weiterhin die traditionelle Convenience-Klientel beim Gastro-Geschäft unterstützen „Wir müssen unsere Kunden in die Lage versetzen, mit diesen modernen Formaten mitzuhalten“, weiß Hoffmann. Dieser Ansatz gilt natürlich auch für das ganze Shop-Geschäft.

Eine Erfolgsgeschichte ist demnach bereits der so genannte Store Check, den die Frechener „360-Grad Fitnesstest für Shops“ nennen. Knapp 1.000 Shops wurden bereits analysiert und danach etwa 600 umgebaut, erläuterte Chief Sales Officer Patrick Steppe. Bei diesen Stationen habe man ein zweistelliges Umsatz-Wachstum erreicht. Im Rahmen der Uniti Expo in Stuttgart wird Lekkerland der breiten Branchenöffentlichkeit einen Mustershop präsentieren, dessen Sortiments-Konzept nach den Maßstäben des Store-Checks optimal strukturiert sein wird.

Insgesamt erwartet Lekkerland laut Michael Hoffmann aktuell, trotz der dynamischen Marktsituation, für 2016 eine positive Geschäftsentwicklung und eine Erreichung der gesetzten Ziele.

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