Aral setzt ein Denkmal Das Förder(turm)-Projekt

Aral setzt dem Ruhrgebiet ein Denkmal: Ihr neues Flaggschiff an der A 40 passt sich nicht nur architektonisch der vom Bergbau geprägten Region an. In ihrer Gesamtheit ist die Anlage Beverbach Pilotprojekt für eine neue Generation der Tank- und Raststationen.

Freitag, 19. Dezember 2014 - Foodservice
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Das Förder(turm)-Projekt
Borussia Dortmund und der VfL Bochum treffen sich an der Stadtgrenze.

Die A40 ist die Verkehrsschlagader des Ruhrgebiets und verbindet die Metropolen von Dortmund im Osten, über Bochum, Essen, Duisburg im Westen, bis weiter zur holländischen Grenze. Einheimische sprechen immer noch vom Ruhrschnellweg, wo anlässlich der Kulturhauptstadt Europas Ruhr. 2010 rund 20.000 Tische über 60 km aufgestellt wurden und die autofreie Bahn in eine Mega-Tafel verwandelten. Dort, genauer gesagt auf der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Bochum, hat Aral die neue Tank- und Rastanlage Beverbach eröffnet. Ein idealer Standort an einer der höchstfrequentierten Straßen der Republik und für Autofahrer, die vom niederländischen Venlo kommen, nach 90 km die erste Gelegenheit, direkt an der Strecke zu rasten oder zu tanken. Von den 31.000 qm, die das gesamte Gelände umfasst, hat der Mineralölkonzern 6.600 qm bebaut. Auf dem Rest stellt der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen Pkw-, Lkw- und Busparkplätze zur Verfügung.

Beverbach hat Leuchtturmfunktion. Aral setzte bei der Planung zwei Themenschwerpunkte: Die Station sollte sich architektonisch an die Industrieregion anlehnen und auf Reisende wie ein Schaufenster des Kohlenpotts wirken. So wurde ein Förderturm nachgebaut, der von Osten kommend als markantes Wahrzeichen ein Blickfang ist. Die Stahlkonstruktion – wahrscheinlich die letztgebaute ihrer Art in Deutschland – ist knapp 16 m hoch und erinnert an die Blütezeit der Region. Der Turm verfügt über zwei Aussichtsplattformen, eine auf 4 m und die andere auf 7 m Höhe.

Dem Bochumer Mineralölkonzern kam es bei der Konstruktion und Umsetzung des Bauvorhabens darauf an, ein wegweisendes Beispiel in Sachen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu setzen. „Transparente Materialien ermöglichen eine natürliche Belichtung und leichte Dämmmaterialien sorgen für eine Senkung des Heiz- und Energiebedarfs. Massive Decken und Fußböden dienen der Speicherung von Wärme und Kühlung“, erklärt Aral-Vorstand Stefan Brok. Unter anderem wurden natürliche Materialien wie Holz, Glas und begrünte Wände eingesetzt. Aus der Region stammen Tonplatten, Holz, Kies, Sand sowie die Dachbegrünung. Zur Beheizung und Kühlung dienen Photovoltaikelemente und zur Warmwassererzeugung eine Solarthermieanlage. Spezielle Wärmetauscher sorgen für eine hohe Luftqualität bei minimalem Energieeinsatz.

Beverbach sei Teil des Aral-Programms zur Optimierung des Tankstellennetzes, erläutert Brok. Geplant sei, bis 2017 jedes Jahr 20 bis 30 Stationen zu eröffnen, entweder durch einen Neubau oder durch Kooperationen mit mittelständischen Mineralölhändlern. Im Gegenzug werden wirtschaftlich unrentable Stationen geschlossen oder veräußert. Allein in diesem Jahr haben die Bochumer dafür 73 Mio. Euro in die Hand genommen.

Das Beverbach-Konzept sei zukunftsweisend, erläutert Brok. So gehörten zu den klassischen Kraftstoffen für Lkw und Pkw auch Autogas- und AdBlue-Zapfsäulen sowie eine vom Strom- und Gasanbieter RWE betriebene Elektroaufladestation. Die Standortanalysen haben die drei- bis vierfache Frequenz einer durchschnittlichen Station ermittelt, also rund 2.000 Kunden am Tag. Entsprechend wurde drumherum ein service-, qualitäts- und bedarfsorientiertes Tankstellen-Erlebnis geschaffen. Dafür hat sich Aral Partner ins Haus geholt. Für das Tankgeschäft und den Shop ist Nadja Anana zuständig. Sie ist kein Newcomer, sondern bereits Pächterin mehrerer Tankstellen.

Fotos: Carsten Hoppen


Beim Shop ist die Mineralölgesellschaft ihrer eigenen Retailmarke PetitBistro treu geblieben. Das Convenience-Format Rewe to go an Aral-Stationen sei noch in der Testphase, sagt der Vorstand, ohne sich eine Prognose entlocken zu lassen. Der 125 qm große Shop bietet alles für den Reisebedarf, ergänzt um ein Mini-Angebot jener Artikel, die beim Einkauf vergessen aber doch wichtig sind: etwa Zahnbürsten und Windeln, abgepacktes Brot, Kaffeefilter und Marmelade, Pre-paid-Karten und Geschenkgutscheinen, Straßenkarten, Bücher und Musik-CDs, Zeitungen und Zeitschriften, Süßwaren und gekühlte Getränke. Der Shop von Nadja Anana hat das Potenzial, auch Verbraucher aus dem Umland für Noteinkäufe zu erreichen. Davon profitiere auch der Bistro-Bereich inklusive seiner Snacktheke und den Kaffeespezialitäten.

Und auch der zweite Pächter verspricht sich davon etwas. Die Frankfurter Casualfood GmbH ist in Beverbach gleich mit zwei Gastro-Formaten angetreten, mit Hermann’s und seinen typisch deutschen Snacks sowie mit Basta!, seinem italienischen Speisenprogramm (siehe auch Convenience Shop 7/2014). Beide Konzepte schließen unmittelbar ans PetitBistro an, bieten frisch zubereitete Speisen aus der Theke sowie ein kleines SB-Angebot für die ganz Eiligen. Von den 285 qm nimmt einen großen Teil der Gastraum ein, der mit seinen 124 Sitzplätzen Restaurant-Qualität hat. Auch dort fällt der Bezug zur Kohle-Region auf: Die tragende Stahlkonstruktion des Gebäudes wurde als Stilelement integriert, werkbankähnliche Schränke dienen als Ablage und gegessen wird an rustikalen Tischen, unter anderem an einer langen Tafel, die aus dem aufbereiteten Holz eines alten Bierfasses besteht - eine Hommage an die ehemalig Braumetropole Dortmund.

Beverbach ist nicht nur eine reine Tank- und Rastanlage, sondern könnte sich auch zu einem Treffpunkt für Reisende und Anwohner entwickeln. Die Voraussetzungen sind geschaffen. Unter anderem gibt es einen Kinderspielplatz und in der ersten Etage unter dem gewölbten Dach einen Lounge-Bereich. Ein abgetrennter Konferenzraum ist in Vorbereitung. Natürlich wollen die Betreiber bei einer 24-Stunden-Öffnung auch Nachtschwärmer einfangen, die nach einem Disco-Abend Heißhunger haben. Da sie auf der Grenze zwischen zwei Ruhrmetropolen liegen und es im Fußball mit zwei Traditionsvereinen zu tun haben, sind die Parkplatz-Bänke und -Tische in den Farben von Borussia Dortmund und VfL Bochum gestrichen.

Fotos: Carsten Hoppen

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Bild öffnen Der Förderturm, als das Wahrzeichen für die Region und die Station.
Bild öffnen Borussia Dortmund und der VfL Bochum treffen sich an der Stadtgrenze.
Bild öffnen Für Pächterin Nadja Anana ist das Flaggschiff zwischen Dortmund und Bochum die zweite Tankstelle, die sie betreibt.
Bild öffnen Eine Bistro-Theke für den kleinen Hunger...
Bild öffnen ...und ein ebenso langer Kassentresen mit Neuheitenregal sind die Anziehungspunkte im Shopbereich.