Transport Logistik muss liefern - Drogeriemärkte arbeiten an dem Problem

Wie die Logistik des Lebensmittel-Einzelhandels sind auch die Convenience-Shops in Deutschland auf eine reibungslos funktionierende Liefer-Logistik angewiesen. Das wird nicht einfacher.

Samstag, 30. Juni 2018 - E-Food
Martin Heiermann, Hans Jürgen Krone
Artikelbild Logistik muss liefern - Drogeriemärkte arbeiten an dem Problem
Anlieferungen in der Nacht können das Verkehrschaos entzerren. Sie birgt aber auch Hinternisse.

Drogeriemärkte arbeiten an dem Problem

Auch bei den Drogeriemarktketten scheint man daran zu arbeiten, für die Zustellung möglichst verkehrsarme Zeiten zu nutzen. Rossmann beklagt sich allerdings darüber, dass eng gefasste Lieferzeiträume die Anlieferung der Ware in die Innenstädte erschwere. Grund dafür sei, dass ein hohes Lkw-Aufkommen innerhalb dieser Zeiträume häufig zu Blockierungen führe.

Für dm beschreibt Michael Sternbeck, der die Drogerie-Filialbelieferung verantwortet, zwar nicht genauer, wie man dagegen vorgeht, erläutert aber gegenüber dem Fachmagazin Lebensmittel Praxis: „Wir arbeiten an einer weitgehenden Integration der innerstädtischen Situationen in unsere Logistikplanung.“ Dazu gehöre auch eine Anpassung der Liefertage, sodass man mit guter Auslastung möglichst die Anzahl der Fahrten reduzieren werde. Die Nachtlogistik beziehungsweise die Verschiebung in verkehrsarme Zeiten könnte also für die Versorgung stationärer Läden eine gangbare Alternative sein.

Eine Möglichkeit zur Umweltentlastung bieten natürlich auch E-Transporter. Deren Einsatz in der Logistik sehen Experten allerdings weiterhin skeptisch. Die Batterie für einen Elektro-Lastwagen sei sehr teuer, wiege mehrere Tonnen, brauche viel Platz und bedeute für Speditionen und Logistiker selbst beim Aufbau eines großen Schnellladenetzes lange Stehzeiten, erklärte Bernd Heid von der Unternehmensberatung McKinsey. Reto Leutenegger vom Schweizer Elektro-Lkw-Hersteller Eforce One, meint, es sei fast nicht möglich, E-Lkw wirtschaftlich zu betreiben. Der Strom sei teuer, die Batterie allein koste 200.000 Euro, und der bürokratische Aufwand für staatliche Zuschüsse sei hoch. Kunden, die den elektrischen 18-Tonner von Eforce zur Belieferung von Supermärkten einsetzten, hätten sich auch über zu wenig Nutzlast beklagt. Für Unternehmensberater Heid und den Mercedes-Benz-Lkw-Chef Stefan Buchner ist langfristig der Wasserstoffantrieb eine Alternative. Ein Netz von tausend Wasserstoff-Tankstellen würde reichen. Der Aufbau solcher Infrastruktur würde eine Milliarde Euro kosten. Bis dahin gäbe es aber keine Alternative zum Dieselmotor.

E-Mobilität ist noch keine Lösung

Die Deutsche Post DHL hat bisher immerhin ihre kleineren Streetscooter vorzuweisen, die sie auch selber einsetzt. An der Entwicklung und Weiterentwicklung des E-Transporters sind die Bonner über eine Tochtergesellschaft beteiligt. Für den Vertrieb der Streetscooter ist die Deutsche Post DHL jetzt eine Kooperation mit den Ford-Transit-Centern eingegangenen. Die Center übernehmen in Deutschland den Verkauf und Service für die am Markt verfügbaren Streetscooter. Kann die Deutsche Post auf eigene E-Fahrzeuge zurückgreifen, sind andere Logistiker beziehungsweise Händler auf die Angebotspalette weniger einschlägiger Hersteller angewiesen.

„Bei unserem Test mit einem E-Truck in Köln haben wir feststellen müssen, dass auf Seiten der Industrie noch Optimierungsbedarf vorhanden ist“, meint dm-Logistik-Manager Sternbeck. Es gebe sowohl ökologisch als auch ökonomisch noch einiges zu tun, bevor die Produkte in Serie gehen könnten. Ein Bedarf sei jedenfalls vorhanden. Christian Bodi, Logistik-Geschäftsführer bei dm, wird noch deutlicher. Er verweist darauf, dass die Investitionen in einen E-Truck mehr als doppelt so hoch seien, wie für einen Diesel-Lkw.

Ähnlich wird die Lage beim Wettbewerber Rossmann eingeschätzt: „Innovationen im Bereich der Mobilität wie Lkw mit Elektro- oder Gas-Antrieb ziehen wir langfristig in Erwägung“, teilt das Unternehmen aus Burgwedel mit. Doch zum jetzigen Zeitpunkt sieht das Fazit noch wenig positiv aus. Der Drogeriemarkt-Betreiber hat bisher noch keine Lösungen für umweltfreundliche Antriebe gefunden, „die unsere Anforderungen abdecken“.

 

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Bild öffnen Die Frequenz steigt: Immer größere Warenmengen verlassen die Läger in immer kürzeren Abständen.
Bild öffnen Anlieferungen in der Nacht können das Verkehrschaos entzerren. Sie birgt aber auch Hinternisse.
Bild öffnen Shops, die auf Frische setzen, müssen ebenfalls öfter angefahren werden.