Jahrestagung Die Zukunft beginnt jetzt - Zugang zu Glücksmomenten

„Lasst uns gemeinsam die Branche verbessern.“ Dazu forderte Lekkerland-Chef Patrick Steppe auf der Jahrestagung Handel und Wandel in Tankstellen und Convenience Shops auf. Ein Anliegen, dem sich die Teilnehmen bei diesem Branchentreff zum wiederholten Mal anschlossen.

Dienstag, 03. April 2018 - Awards
Ulrike Pütthoff, Hans Jürgen Krone
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Zugang zu Glücksmomenten

Weil Valora Deutschland sich den Retail-Bereich auf die Fahnen geschrieben hat, rückt der Mitarbeiter vor Ort stärker in den Fokus. „Sie brauchen mehr Wertschätzung und die volle Aufmerksamkeit“, erläuterte Valora-Chef Peter Obeldobel, wenn sie als „Glücksbringer“ 1,6 Mio. Kunden täglich (Valora Gruppe) gegenübertreten sollen. Coaching sieht er darum als wesentlichen Bestandteil der Führungskultur. Sein Anspruch ist, zu motivieren. Doch das gelingt seiner Meinung nach am besten, wenn man dem Mitarbeiter Anerkennung entgegenbringt, ihn leicht überfordert und ihm die eigene Rolle bewusst macht. Schließlich hat Valora ambitionierte Ziele und braucht kompetente Menschen für jeden Standort. Im Rahmen der Mission 2020 sollen zum Beispiel 1.000 Cigo-Fachgeschäfte mit bis zu 90 Prozent Franchise-Nehmern entstehen. Das Format könnte den K Kiosk ablösen, denn Valora wolle raus aus der Imageecke eines Kiosks. Außerdem strebt der Händler mit P&B Press und Books die Marktführerschaft an Bahnhöfen und mit Avec und U-Store die an Busbahnhöfen und Regionalbahnen an.

Shell hat sich die Technologie-Führerschaft auf die Fahnen geschrieben und will in diesem Jahr das Bezahlen an der Zapfsäule in Deutschland flächendeckend einführen. „Denn die Tankstelle ist ein Ort, um schnell etwas zu erledigen“, rief Patrick Carrè, General Manager Retail DACH, in Erinnerung und betont: „Das Heil liegt nicht darin, einen Supermarkt an die Tankstelle zu bringen.“ Vielmehr hat der Konzern anhand von Kundendaten die Verbraucher geclustert, etwa in Ernährungsbewusste, Feinschmecker, Snacker oder auch Sparfüchse und solche, die schnelle Lösungen suchen. Danach werden die passenden Shop-Formate entwickelt. Ein Mammut-Programm – aber Carrè gab gleich zu verstehen, dass der Mineralölkonzern das nicht alleine bewältigen, sondern starke Partner ins Boot holen will.

Vertiefend hatte auch Martin Kingdon von der Nonprofit-Organisation für Instore-Marketing Popai Beispiele zu Shell-Technologien parat, die im europäischen Ausland teilweise schon praktiziert werden. Zum Beispiel einen Bringservice für Benzin und Diesel. Damit war der Konzern testweise in den Niederlanden gestartet: Mit der App Tap up kann eine Tankfüllung nach Hause oder an einen x-beliebigen Ort geordert werden. Der Literpreis entspricht dem an einer Tankstelle. Für die Lieferung wird eine Pauschale von rund 4 Euro erhoben. Gebracht wird der Kraftstoff mit einem kleinen Elektro-Tankwagen.

Energie für Menschen und Maschinen

Ganz auf E-Mobilität umgestiegen ist Roland M. Schüren, Inhaber der Bäckerei Schüren, mit 18 eigenen Filialen und Großkundenbelieferung. 2013 hat er seine eigene Energiewende eingeläutet: Der Backbetrieb wurde zum gewerblichen Plus-Energiegebäude umgebaut und ein Ladepark eingerichtet. Ergebnis: Bei steigender Produktion sank der CO2-Ausstoß des gesamten Unternehmens auf null. Gelungen ist das durch eine sinnvolle Energienutzung aus der Photovoltaik-Anlage: Überschüsse werden nicht ins Netz eingespeist. Was morgens beim Backprozess nicht verbraucht wird, fließt nachmittags in die Ladesäulen für die elektrisch betriebenen Liefer- und Firmen-Fahrzeuge, die auch öffentlich genutzt werden können.

Energie für die wartenden Menschen gibt es dann in den Bäckereien und zwar in Form eines 22 kW-E-Mobil- oder 50 kW-ChadeMo-Frühstücks mit den üblichen Kaffeespezialitäten, Brötchen usw.. Schüren dürfte ein mögliches Dieselfahrverbot in der Ballungsregion um Hilden nicht treffen. Doch angesichts der Tatsache, dass Tankstellen zwar Frequenzbringer sind und verstärkt andere Funktionen übernehmen (vom Paketverteiler bis zur Wohlfühloase), erscheint das aktuelle Urteil in neuer Dimension.

Darüber hinaus hatte Dr. Jochen Wilhelm einiges zur Stimmungslage auf Betreiberebene zu sagen. Denn laut einer Umfrage seines Tankstellen-Interessenverbandes verspricht sich nur ein Fünftel etwas vom Mobilitätswandel, und weit mehr als die Hälfte (62 Prozent) sehen die Situation für künftige Branchen-Neueinsteiger sogar recht düster. „Die Tankstelle der Zukunft ist die Straße, das eigene Haus, das Auto, die gesamte Stadt“, zitierte der Geschäftsführer aus einem Spiegel-Online-Beitrag. Insofern sollte das Anforderungsprofil von morgen durch den Willen, die Tankstelle zu erhalten, geprägt sein. Denn über die Kraftstoff-Abgabe hinaus gewinnt sie als Service-Einrichtung, Paketverteiler oder als Wohlfühloase an Bedeutung.

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Bild öffnen Über die Vortragsthemen wurde auch in den Pausen diskutiert.
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Bild öffnen Die Podiumsdiskussion zum Thema Shop-Gastronomie im Wandel ging den Fragen nach: Kooperationen oder Alleingang? To go oder to sit?
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