Jahrestagung Die Zukunft beginnt jetzt - Regional und flexibel

„Lasst uns gemeinsam die Branche verbessern.“ Dazu forderte Lekkerland-Chef Patrick Steppe auf der Jahrestagung Handel und Wandel in Tankstellen und Convenience Shops auf. Ein Anliegen, dem sich die Teilnehmen bei diesem Branchentreff zum wiederholten Mal anschlossen.

Dienstag, 03. April 2018 - Awards
Ulrike Pütthoff, Hans Jürgen Krone
Artikelbild Die Zukunft beginnt jetzt - Regional und flexibel

Regional und flexibel

Auf „Reize der Individualität“ setzt das baden-württembergischen Mineralölunternehmen Oest. Das heißt, neben den persönlichen Vorstellungen auf die Wünsche der Tankstellenpartner einzugehen, das lokale Umfeld einzubinden und flexibel in der Nutzung der baulichen Gegebenheiten zu sein. Das aber erfordere Mut und Kreativität, erklärte Geschäftsführer Matthias Pape. Ein Beispiel ist die Tankstelle Freudenstadt-Kniebis, wo das Unternehmen den Spagat zwischen dem Retro-Look der 60er und modernen Standards gewagt hat und damit in neue Geschäftsfelder nämlich in Richtung Gastronomie vorgestoßen ist. Pape belässt es dort nicht bei einem Frühstücksbuffet, Mittagstisch oder Brunchtage. Das Oest-Team kreiert dort auch spezielle Events und schafft mit der Tankstelle einen Touristenmagneten (Motto: die andere Wanderhütte).

Kniebis sei ein klassischer Imageträger für Oest und habe dem Unternehmen Aufmerksamkeit in den Medien verschafft. Jedenfalls mussten kurze Zeit nach der Eröffnung 2016 erste Anpassungen vorgenommen werden, wie Erweiterung der Sitzmöglichkeiten und Ausbau des Parkplatzes. Außerdem benötige ein gastroorientiertes Format andere Mitarbeiterqualifikationen und man müsse sehr flexibel agieren, weil das Konzept wetterabhängig ist. Es gebe aber auch „Grenzen der Freiheit“, sagte Pape und erklärte, dass der Aufwand sowie das Investment hoch waren. Man hatte so gut wie keine Routine mit einer Retro-Tankstelle, insofern gestaltete sich die operative Betreuung etwas aufwändig, was nicht unbedingt Kosten einsparte, aber einen gewissen Ergebnisdruck aufbaute. Außerdem kämen auf die Mitarbeiter andere Anforderungen als in einem klassischen Tankstellen-Shop zu. Dennoch ist für Pape das Gastro-Konzept ein Weg für dieses Format.

Kaffee-Geschäft ausbaufähig

Mehr oder weniger bestätigt wurde das von Holger Preibisch. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes belegte mit Zahlen aus einer Studie, dass gerade im To-go-Bereich noch Luft nach oben ist. Durchschnittlich trinkt demnach jeder Kaffeetrinker in Deutschland pro Jahr gut 203 Liter, davon ein knappes Viertel außer Haus. Der Pro-Kopf-Verbrauch erreicht gerade einmal 3 Liter, von denen 8,3 Prozent an der Tankstelle, 4,6 Prozent am Kiosk und 3,2 Prozent an der Autobahn-Raststätte erworben werden, und im Schnitt zu einem günstigeren Preis als in einem Coffeeshop. Doch nicht allein im Markt des Heißgetränkes steckt noch Potenzial. Oft kaufen sich diese Kunden gern noch etwas Süßes, ein Frühstück oder ein warmes Essen usw. Im Vergleiche zu Bäckereien ist das Cross-Selling-Geschäft in der Tankstelle noch ausbaufähig, vor allem beim Kuchen oder süßem Gebäck.

Digitalisierung zur Steuerung und Kundenbindung

Bevor Torsten Rieger von Orlen die neue Star-Tankstelle präsentierte, erklärte er den Weg zu diesem neuen Konzept. Die Mineralölgesellschaft beschäftigte sich mit den unterschiedlichen Arten von Mobilitäten, etwa auch wie groß der Wechsel der Verkehrsmittel ist, welche Veränderungen es im Tagesablauf eines Kunden gibt und welche Informationsquellen er nutzt. Dazu kommen warnende Prognosen, wonach die Tankstellen verschwinden und durch Straßen mit Ladesäulen ersetzt werden. Aber was erwartet der heutige Kunde, der in seinem Verkehrs-, Konsum- und Kommunikations-Verhalten flexibler und weniger festgelegt ist, von einer Tankstelle? Rieger ist überzeugt, dass sie die Stationen künftig vor allem als Treffpunkt nutzen. Vor diesem Hintergrund basiert das Investitionsprogramm Star-Connect auf acht Säulen: angefangen vom Shop-Design, über Convenience- und Gastro-Angebot, Service, Hygiene, Carwash, Digitalisierung usw. Das alles spiegelt die neue Star-Generation wider. Zum Beispiel wurde der Flächenanteil für das Bistro erhöht, wobei der Schwerpunkt auf den To-go-Produkten liege. Bei den Service-Modulen schaut Orlen sich ganz genau an, was zu den einzelnen Standorten passt. Dabei sei es wichtig, den Kunden bereits im Forecourt zu erreichen und dort Zusatzleistungen anzubieten.

Auch die Digitalisierung wird an der neuen Star gezielt umgesetzt. Category Management in Realtime erleichtert die internen Arbeitsschritte. Dazu kommt, dass sich jeder siebte Kunde bereits eine Bezahlung an der Tanksäule wünscht. Marketingtechnisch geht die Mineralölgesellschaft ebenfalls mit der Erweiterung der Digital-Signage-Elemente in die Zukunft und empfängt die Shopper mit einem Eingangsportal, das von Bewegtbildern umgeben ist.

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Bild öffnen Über die Vortragsthemen wurde auch in den Pausen diskutiert.
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Bild öffnen Die Podiumsdiskussion zum Thema Shop-Gastronomie im Wandel ging den Fragen nach: Kooperationen oder Alleingang? To go oder to sit?
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