Dorfläden Deutlich mehr Umsatz in der Pandemie

Während des Lockdowns im Frühjahr und seit November seien die Umsätze der Dorfläden bei den Lebensmitteln um 10 bis 30 Prozent gestiegen, berichtete laut dpa Günter Lühning, erster Vorsitzender der Bundesvereinigung multifunktionaler Dorfläden. In der Pandemie können sich vielerorts Senioren und Risikogruppen auch vom örtlichen Dorfladen beliefern lassen. Weil die

Dienstag, 19. Januar 2021 - Handel
Hans Jürgen Krone
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Bildquelle: Dorfladennetzwerk

angeschlossenen Cafés monatelang schließen mussten und Schützenfeste oder Hochzeitsfeiern ausfielen, für die die Einrichtungen oft Getränke auf Kommission oder Catering anbieten, gibt es hier und da aber auch Umsatzeinbrüche. Einige der von engagierten Bürgern geführten Dorfläden machen sich inzwischen mit Lieferservice für Senioren oder Ladesäulen für E-Autos fit für die Zukunft. Als Reaktion auf Supermarkt-Schließungen auf dem Land gibt es in beispielsweise Niedersachsen immer mehr Dorfläden, die von Bürgern gegründet worden sind. Bundesweit sei ihre Zahl seit 2015 von rund 200 auf etwa 300 gestiegen, so Lühning. Die Geschäfte haben oft ein kleines Café und sind sozialer Treffpunkt, wenn aus dem Ort schon der Bäcker und das Gasthaus verschwunden sind.

 «Es ist keine Modeerscheinung, sondern ein nachhaltiger Trend geworden, auch wenn es immer schwerer wird, eine schwarze Null zu schreiben», sagte Lühning, der zu den Gründern des vor 20 Jahren eröffneten Dorfladens in Otersen gehört. Der Laden im Landkreis Verden zählte zu den ersten in Deutschland. Laut Lühning setzen die Dorflädne auf Zukunftsthemen wie regionale Produkte und Nachhaltigkeit. Der Dorfladen Otersen etwa hat einen kleinen Elektrobus, vergrößert im Frühjahr seine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und plant drei Ladesäulen für E-Autos. Für die Investition gebe es schon Darlehens-Zusagen in sechsstelliger Höhe von den Mitgliedern, berichtete der 59-Jährige.

In vielen Fällen verkaufen die Initiatoren von Dorfläden Anteilsscheine, die Kunden können Teilhaber werden. Kommunen fördern oft die Gründungen. Aktiv werden Bürger häufig, wenn die Inhaber des letzten Lebensmittelmarktes vor Ort aus Altersgründen aufgeben. Für die großen Ketten seien Märkte in Orten mit weniger als 5000 Einwohnern uninteressant, beobachtete Lühning.

 Nach Angaben der Bundesvereinigung befinden sich etwa die Hälfte der aktuell rund 300 Dorfläden in Bayern. Jeweils etwa 30 gebe es in Baden-Württemberg und Niedersachsen, jeweils circa 25 in Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz mit dem Saarland, etwa 10 in Hessen. In Schleswig-Holstein gibt es 40 MarktTreffs, die von der Landesregierung in Kiel gefördert werden - einige davon sind bürgerschaftlich organisiert. Zuletzt gab es laut Lühning mehrere Gründungen in Ostdeutschland. Ein Beispiel sei der Dorfladen Deersheim im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt.