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Im vergangenen Jahr feierte die MCS ihr 20jähriges Jubiläum. 1997 war es ein mutiger Schritt, diese kleinen Großhändler zusammenzupacken. Sagen Sie in der Rückschau, dass das die richtige Entscheidung war?
Torsten Eichinger: Auf jeden Fall. Meine Vorgänger, die das damals bewältigen mussten, wurden schon etwas belächelt. Als Bernhard Delakowitz mit dem damaligen Einkäufer zum erstmals für die MCS über die ISM ging, da wurden sie noch nicht so richtig ernstgenommen, weil sie mit einem vermeintlich bunten Haufen angetreten waren, den Convenience-Markt zu bearbeiten. Viele erwarteten nicht, dass diese Gruppe von Mittelständler es schafft, gemeinsam etwas zu erreichen. Aber gerade die vorgebliche Schwäche, dass sich sehr unterschiedliche Unternehmen zusammengetan haben, hat sich im Nachhinein als Erfolgsrezept für die MCS erwiesen. Die Partner konnten durch die Heterogenität anfänglich viel voneinander lernen. Wir hatten viele Außendienstler dabei, die von der Sügro kamen, die damals in der Auflösung war, und auch den einzigen Gesellschafter der Sügro, der damals nicht verkauft hat, die Naschwelt, mit dem entsprechenden Know how in der Gruppe. Daraus resultierte ein genereller Wissens-Transfer, der vieles bewegt hat. Es gab bei uns schon früh die Verbindung zwischen Convenience- und LEH-Know-how. Das kommt uns heute zugute, denn diese zwei Welten sind in den vergangenen Jahren immer mehr zusammengewachsen. Der vermutete Nachteil hat sich also für uns in einen echten Vorteil verwandelt.
Bei solchen Zusammenschlüssen gibt es meist die Befürchtung, dass auf die Unternehmen ein „Wasserkopf“ draufgesetzt wird, der dann oftmals eher eine Belastung ist. Wie haben Sie eine solche Entwicklung vermieden?
Eichinger: Den mittelständischen Unternehmern war natürlich wichtig, dass der „Wasserkopf“ nicht größer wird als die Basisorganisation, die die Arbeit macht. Es wurde von Anfang an sehr stark darauf hin gearbeitet, dass wir effektiv und flexibel handeln. Unser Erfolgsrezept in den 20 Jahren beruhte oftmals gerade darauf, dass wir nicht konzerngesteuert, sondern flexibel sind. Es war immer ein Miteinander in der Gruppe, und wir haben uns darauf konzentriert, den Markt zu erobern. So konnten wir uns auch gegen potenzielle Wettbewerber durchsetzen, die in den vergangenen Jahren gekommen und wieder gegangen sind. Unser Erfolgsrezept ist eben, dass wir die Zusammenarbeit auf Augenhöhe praktizieren.
Was ist in diesem Verbund die wichtigste Aufgaben der Zentrale?
Eichinger: Letztendlich sind wir in diesem Verbund für alles zuständig, was über die Grenzen einer normalen Großhandlung hinausgeht. Wenn wir über Marketing, Vertrieb und Einkauf reden, dann schauen wir immer, dass wir flexibel agieren. Wir wollen beim Einkauf beispielsweise so schnell wie möglich und im Vertrieb so nah wie möglich am Kunden sein. Auf der anderen Seite ist es natürlich unsere Aufgabe, bestimmte Aktivitäten von nationalen Kunden und Markenartiklern bundesweit zu steuern. All diese Dinge übernehmen wir für unsere Partner und koordinieren das dann in der Gruppe.
Bei meinen ersten MCS-Gespräch, damals mit Bernhard Delakowitz, stand immer das Thema im Vordergrund, dass die zusammengeschlossenen Großhändler nicht nur in ihren Regionen arbeiten können, sondern auch für die nationalen Unternehmen ein wichtiger seriöser Ansprechpartner sind. Mussten Sie das unter Beweis stellen?
Eichinger: Ja genau und das gilt auch weiterhin. Wir haben einen konzernierten Wettbewerb und da fällt es manchen unserer Kunden im ersten Moment noch schwer, zu verstehen, warum eine Gruppe wie unsere bestimmte Dinge genauso gut oder manche auch besser kann als der Wettbewerb. Aber das alles stellen wir jeden Tag unter Beweis, sonst hätte es diese positive Entwicklung nicht gegeben.
Kürzlich ist ein neuer Partner dazugekommen?
Eichinger: Wir haben im vergangenen Jahr Brülle & Schmeltzer aus Lippstadt gewinnen können und verdichteten damit unser Netz weiter. Für uns ist es wichtig, die Nähe zum Kunden nicht nur im Sinne der Zusammenarbeit symbolisch zu pflegen. Wir wollen wirklich logistisch näher an ihn heranzurücken, ihm im wahrsten Sinnen des Wortes entgegenkommen. Das sorgt für noch mehr Flexibilität. Wir merken, dass dieser Aspekt unseren Kunden immer wichtiger wird.