Gastro-Studie EHI bringt mehr Licht ins Dunkel

Das EHI Retail Institut hat mit der GfK eine Studie zum Thema „Der Konsument in der Handels-Gastronomie 2019“ vorgelegt. Die Erkenntnisse unterstreichen die Relevanz des Themas eindrucksvoll.

Mittwoch, 08. Januar 2020 - Foodservice
Hans Jürgen Krone

Für Convenience-Shops ist die systematische Zusammenführung von Gastronomie im Handel nichts Neues. Der Dreiklang von Gastronomie, Handel und Dienstleistungen gehört zum Grundkonzept der C-Stores und macht das Konzept des One-Stop-Shopping erst möglich. Natürlich gibt es auch in anderen Formen des Handels schon seit Jahrzehnten erfolgreiche gastronomische Angebote, dennoch setzt sich beispielsweise erst seit einigen Jahren im Lebensmittel-Einzelhandel die Erkenntnis durch, dass die Dinge nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern gezielt konzeptionell zusammengehören, weil die Kunden es erwarten und nutzen und vielleicht sogar das Kernangebot an der Qualität dieser zusätzlichen Möglichkeiten messen.

Deshalb hat jetzt das EHI Retail Institut in Zusammenarbeit mit GfK eine Studie zum Thema „Der Konsument in der Handels-Gastronomie 2019“ vorgelegt. Die Definition der Akteure: „Handelsgastronomie ist das kontinuierliche Angebot von gastronomischer Leistung sowie von Getränken und verzehrfertig zubereiteten Speisen, die im direkten oder konzeptionellen Zusammenhang mit Handelsaktivitäten stehen.“ Im Grunde bewegt sich der gesamte, vor allem der Lebensmittel-Handel, in Richtung Convenience und One-Stop-Shopping, was laut EHI auch Sinn macht: „Die Rolle der Handelsgastronomie besteht für den Konsumenten hauptsächlich darin, ihm für seine Bequemlichkeit und Zeitersparnis eine (weitere) Alternative zum Essen beziehungsweise Verzehr anzubieten, die er praktisch mit anderen Erledigungen verbinden kann.“ Für 2019 prognostiziert das EHI Retail Institut einen Handelsgastronomie-Umsatz von etwa 10 Mrd. Euro, 2017 waren es noch 9,29. Mrd. Euro. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von etwa vier Prozent.

Bisher allerdings fehlten spezielle Erkenntnisse zum Konsumentenverhalten im Zusammenspiel von Handel und Gastronomie. Im Rahmen der vorgelegten qualitativen und quantitativen Marktforschung wurden über 6.500 Konsumenten zu ihren Verpflegungsanlässen, Einstellungen, Ausgaben, Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen und zu ihrer Wahl des Anbieters befragt. Betrachtet wurden dabei grundsätzlich sowohl Speisen, die vor Ort verzehrt werden als auch Angebote frischer verzehrfertiger Speisen, die die Konsumenten an anderer Stelle zu sich nehmen. Laut Studie gehören nach dieser Definition inzwischen insgesamt 69 Prozent der Supermarkt-Kunden zu den Nutzern dieser Angebote, damit gibt es hier die meisten Handelsgastronomie-Kunden aller betrachteten Segmente. In Tankstelle/Bahnhof/Flughafen nutzen 51 Prozent solche Angebote. Dort allerdings liegt laut der Studie der Anteil derjenigen Kunden, die ihr Essen vor Ort verzehren, bei immerhin 20 Prozent, während das in Supermärkten bisher erst 8 Prozent tun. 14 Prozent der Kunden von Tankstellen etc. und 16 Prozent von Supermärkten gaben an, Essen mal vor Ort zu verzehren und es mal mitzunehmen. Noch mehr vor Ort verzehrt wird in Kaufhäusern (21 Prozent), Einkaufszentren (31 Prozent) und Möbelhäusern (49 Prozent).

So muss der Handel künftig vermehrt nicht nur über praktisches Einkaufen, sondern auch über Aufenthaltsqualität in seinen Outlets nachdenken. Die Studie sagt dazu: „Ein Ziel vieler Händler ist es, durch gastronomische Erlebnisse und Wohlfühlatmosphäre mehr Frequenz in die Filialen zu bringen und sich zu differenzieren.“ Die Aufenthaltsdauer der Kunden, die vor Ort verzehren, liegt jedenfalls bereits höher als bisher meist angenommen: 42 Prozent der Kunden nehmen sich bis zu 20 Minuten und 20 Prozent sogar bis zu 40 Minuten Zeit dafür. Nur für 19 Prozent der Konsumenten ist das Thema bisher irrelevant, weil sie nach eigenen Angaben in keiner Form der Handelsgastronomie Essen vor Ort verzehren.

So ist die Tatsache, dass Formen des Handels auch Gastro-Funktionen übernehmen, inzwischen für 81 Prozent der Kunden relevant. Sowohl in der Woche als auch am Wochenende ist für die Gastro-Gäste des Handels die Mittagszeit (50 Prozent) besonders Handelsgastronomie-affin. Dass es bei den Umsätzen noch viel Luft nach oben geben muss, zeigt ein Blick darauf, was die Kunden im Monat für frische, verzehrfertige Speisen ausgeben: 22 Euro. Bei Verzehr vor Ort dürfte diese Summe spätestens nach drei bis vier Besuchen erreicht sein, bei den Speisen zum Mitnehmen wahrscheinlich spätestens bei sechs bis sieben Kaufakten. Schon wenn man nur von den regelmäßig 22 Werktagen ausgeht, ist deutlich erkennbar, wie hoch das Potenzial noch sein muss. Ganz zu schweigen davon, dass sich bei steigender Qualität und Vielfalt des Angebotes die Preisbereitschaft der Kunden in Sachen Handelsgastronomie auch noch deutlich erhöhen könnte.