Handel & Wandel Gipfeltreffen

Der Diskussionsstoff geht der Convenience-Branche nicht aus. Die Jahrestagung Handel und Wandel in Tankstellen und Convenience-Shops überzeugte wieder mit einem innovativen Themenspektrum.

Montag, 27. Februar 2017 - Foodservice
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Gipfeltreffen
Bildquelle: Euroforum

Einen perfekten Start in zwei spannende Themen-Tage: Gleich zu Beginn präsentierten Branchengrößen ihre Konzepte, die mehr oder weniger eine Zusammenfassung dessen war, was sie in den vergangenen Monaten angestoßen bzw. umgesetzt haben. So wurden die Ausführungen von Rainer Kraus, Leiter Transformation Convenience-Geschäft, Aral, mit Spannung erwartet. Die Mineralölgesellschaft hatte fast auf den Tag genau vor einem Jahr bekannt gegeben, dass sie an bis zu 1.000 Tankstellen zusammen mit der Rewe das To go-Konzept umsetzen wird.

Einen wesentlich längeren Testlauf als ursprünglich geplant hatten sich der Kölner Händler und die Bochumer gegeben. Obwohl man bereits in Österreich über BP und Mercure Erfahrungen gesammelt hatte, wurde in Deutschland noch einmal abgeklopft, ob die Partner im Geschäftsalltag miteinander harmonieren. „Aral und Rewe to go ist ein lernendes Programm. Dinge müssen überdacht und neu gestaltet werden“, so Kraus. Was Aral aus anderen Ländern dafür gelernt hat, darauf wird Convenience Shop in der nächsten Ausgabe detaillierter eingehen.

In einer „Zeit der Veränderungen“ hat Patrick Steppe die Gelegenheit genutzt, das neue Retailformat Frischwerk vorzustellen. Der Lekkerland-Chef erläuterte auch, an „welchen Schrauben man gedreht habe“, um die Erwartungen der Kunden zu bedienen. Convenience Shop hatte sich vorab bereits ein Bild von dem Format gemacht. Mehr dazu ab Seite 18.

C-Store oder Nahversorger? Die Frage stellte Roger Ulke vom Konsum Dresden bezüglich des ersten Konsum express in den Raum. Die Antwort war eher ein Sowohl-als-auch. Die Genossenschaft richtet sich mit dem Format vor allem an Touristen: „Wir machen nicht Ready-to-heat oder Food-for-later. Alles was auf der Kleinfläche in der City der Landeshauptstadt zu kaufen ist, kann auch sofort gegessen werden“, betont der Vorstandsvorsitzende.

Am Rande der Tagung und auch in den Fragerunden keimte immer wieder das Thema Bezahlvorgang auf: kontaktlos oder mit Smartphone bezahlen oder ganz herkömmlich bar auf die Hand? Eine für alle Seiten zufriedenstellende einheitliche Lösung hat sich noch nicht durchsetzen können, zumal auch die Kunden noch nicht so bereit sind, wie in anderen Ländern. Doch Ulke hat ein favorisiertes System im Konsum express installiert: Blue Code sei ein bankenunabhängiges Zahlcode-System und sei zudem sehr sicher.

Zwischen allen innovativen Konzepten warf Ina Poulus, Convenience Retail Manager Fuels & Lubricants EAME bei Esso Deutschland, die Frage auf, ob Tankstellen nicht ihr Basis-Geschäft vernachlässigen. Gemeint war vor allem, dass ein Station nicht unbedingt jeden Ernährungstrend bedienen muss. „Wir sind kein veganes Bistro“, ermahnte sie. Und ergänzte: „Nicht jeder Trend ist gleich Umsatz. Es muss also nicht immer alles umgesetzt werden. Manchmal reicht schon ein Shop-Upgrade.“ Also Trends nicht ignorieren, sondern sie verfolgen.

Die Tankstelle der Zukunft nahm Carlo Caldi unter die Lupe. Sechs gegenwärtige Bausteine schriebe er mit Blick auf die Zukunft um. Er zeigte auf, wie sich etwa die Themen autonomes Fahren, Kraftstoffe, Cash, Digitalisierung und Kunden sowie ihr Besitzanspruch seiner Meinung nach langfristig entwickeln könnten. Seine Thesen lieferten Gesprächsstoff auch für die Pause und werden in der nächsten Ausgabe wie auch der zweite Konferenztag dargestellt.

Bevor Caldi sich in einer Podiumsdiskussion dem Wettbewerb um den mobilen Kunden und dem Thema Social Media äußerte, gab er allen mit auf dem Weg: „Heute ist Digitalisierung der Dienstleister von uns, und morgen sind wir Dienstleister der Digitalisierung.“ Für die anderen Diskussionsteilnehmern stand der Mensch im Mittelpunkt. Christian Warning, Geschäftsführer The Retail Marketeers, meinte, dass man sich mit Ladenbau und Produkten nicht „raus investieren kann, man müsse die Leute mitnehmen“. Convenience sei immer noch ein People-Business.

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