In den Messehallen fand sich ein spannender Mix aller Geschäftsfelder, die an einer Tankstelle vertreten sind. Dabei reichte die Palette der Angebote von Technik rund um das Kerngeschäft Tanken, die Autowäsche über Dienstleistungsangebote aller Art bis hin zum Convenience-Business in all seinen Facetten.
Große Auftritte hatten hier natürlich die Großhändler wie Lekkerland und MCS, die ihre wichtigsten Angebote und auch komplette Konzepte auf ihren Ständen vorstellten. Bei Lekkerland standen dabei in diesem Jahr vor allem Angebote rund um Frische-Produkte to go und die Foodservice-Konzepte im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der Schwerpunkt des Interesses am Stand der MCS aus Offenburg lag zum einen auf dem neuen Konzept „Connector“ des Unternehmens, nach Aussage der MCS „Deutschlands größte kostenfreie Werbeplattform für den Convenience-Handel“. Zusammen mit einer Hand voll von Branchenpartnern bietet die MCS mit diesem Konzept auch selbstständigen Unternehmern, die bei den entsprechenden Aktivitäten nicht auf die Leistungen einer großen Zentrale zurückgreifen können, die Möglichkeit, Werbeaktivitäten am POS oder auch digital auf Augenhöhe mit großen Ketten anzubieten. MCS-Chef Torsten Eichinger sprach in diesem Zusammenhang über ein großes Interesse der Zielgruppe. Für Aufmerksamkeit sorgte zum anderen auch der auf dem Messestand vertretene Micro Market von Kesseböhmer.
Herausforderungen für das Geschäft
Das wichtigste Gesprächsthema zwischen Besuchern und Ausstellern, aber auch am Stand des Veranstalters bft/eft, war die Zeitenwende im Geschäft, die in der Woche darauf auch im Rahmen der Jahrestagung Handel und Wandel in Tankstellen und Convenience-Shops in Berlin eine entscheidende Rolle spielte. Gerade für die selbstständigen Unternehmer ist es eine noch größere Herausforderung, sich auf die bevorstehenden Änderungen des Geschäftsmodells Tanken hin zu Laden wirklich frühzeitig einzustellen. Womit, so lautete die entscheidende Frage, die auch mit der Redaktion von CS immer wieder diskutiert wurde, können die Betreiber künftig ihre Kunden noch in die Shops locken, wenn die Autofahrer nicht mehr zum Tanken kommen. Dafür, diese Diskussion zunächst einmal auf den Boden der aktuellen Tatsachen zu stelle, plädierte Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen, im Gespräch mit Convenience Shop. Selbst bei optimistischer Prognose für die Weiterverbreitung von E-Autos in Deutschland, derzeit etwa eine Million, und der Erwartung, dass die Zahl in einigen Jahren auf zehn Millionen steige, gebe es dann immer noch etwa 35 Millionen Verbrenner, die versorgt werden müssten, beschrieb er die Erwartung und gleichzeitig das Dilemma für die Tankstellen-Unternehmer, die diese Kunden, die weiter auf sie zählen, und die für ihr Geschäft weiterhin entscheidend sind, ja nicht einfach ausschließen können und auch wollen. Dass in wenigen Jahren in Deutschland individuelle Mobilität einfach nicht mehr gewünscht sein könnte, hält Zieger für völlig unrealistisch. Mit seiner Initiative E-Fuel-Today unterstützt der bft in diesem Zusammenhang auch die Akzeptanz der Ablösung der heutigen fossilen Brennstoffe durch die so genannten E-Fuels, synthetische Kraftstoffe aus regenerativen Quellen.
Unterstützung notwendig
Vor diesem Hintergrund sieht der Verband natürlich vor allem seine Aufgabe darin, das Geschäftsmodell Tankstelle seiner Mitglieder weiter zu unterstützen. Das ist allerdings auch notwendig, wenn die Unternehmen weiter stark investieren wollen und inzwischen hier und da beispielsweise auf skeptische Banken stoßen, die auf der Basis der öffentlichen Diskussion nicht sicher sind, ob sie der Branche noch größere Kredit gewähren können. Wie sich die Sachlage wirklich darstellt, soll im Rahmen einer Studie geklärt werden, an deren Fertigstellung der bft aktuell arbeitet.
Sich in den schwierigen und herausfordernden Zeiten um die selbstständigen Unternehmer „kümmern“ und sie möglichst in die eigenen Reihen zu holen, das war das offensichtliche Ziel der großen, aber auch mittelständischen Gesellschaften in Markt, die in Essen ebenfalls mit großen Ständen vertreten waren. So empfiehl sich beispielsweise die EG Group als die „in Deutschland am stärksten wachsende Tankstellenkette“ und beim Player Team Energy beispielsweise forderte man zu einem gemeinsamen „Creating the Future“ auf. Intensiv diskutiert wurde auf der Messe natürlich angesichts des Messestandes der Total, die ihre hiesigen Tankstellen bekanntlich an den kanadischen Konzern Alimtation Couche Tard verkaufen will, wie hier künftig die Zusammenarbeit mit den Partnern sein könnte.
Ob die herausfordernde Situation der Branche dazu führt, dass die selbstständigen Betreiber sich in größerer Zahl unter die Dächer solcher Partner begeben, wird man in den kommenden Jahren aufmerksam beobachten müssen. Einstweilen sind die Betreiber derzeit sehr aktiv dabei ihr eigenes Geschäftsmodell weiter zu entwickeln. Dazu gehören natürlich auch Lademöglichkeiten für -E-Autos an Tankstellen, die in Essen in allen Ausführungen präsentiert wurden. Für Interesse sorgten aber auch neue Dienstleistungen und natürlich die Optimierung des Shop-Geschäftes beispielsweise durch den Ausbau des Shisha- und E-Zigarettensortiments und zeitgemäßere Food-Produkte mit Anspruch.