Postdienste Gefahr per Briefpost - Breites Spektrum potenzieller Opfer

Bomben oder Gifte, die per Brief oder Paket verschickt werden, sind eine wachsende Gefahr. Für diese müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Postshops sensibilisiert werden.

Sonntag, 30. Oktober 2016 - Industrie
Thomas Klaus
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Breites Spektrum potenzieller Opfer

Brief- und Paketbomben sind übrigens auch in Deutschland kein neues Phänomen. Im November 1951, also nur wenige Jahre nach Gründung der Bundesrepublik, wurden in Bremen der Chefredakteur der Bremer Nachrichten, Adolf Wolfard, und in der Nähe von Nienburg bei Bremen die 18-jährige Fabrikarbeiterin Margret Grüneklee durch Paketbomben umgebracht. Der Täter ging als Tango-Jüngling in die Kriminalgeschichte ein. Der junge Mann wollte die Anschläge mit Erpressungen verbinden und auf diese Weise seinen aufwändigen Lebensstil und seine zahlreichen Damenbekanntschaften finanzieren.

Im März 1952 explodierte im Polizeipräsidium München eine Paketbombe, die ursprünglich den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer erreichen sollte. Beim Versuch der Entschärfung ließ Sprengmeister Karl Reichert sein Leben. Fünf Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Im Gegensatz zu den Verbrechen des Tango-Jünglings stellten sich hier politische Hintergründe heraus.

Selbst Angela Merkel nicht verschont

Heutzutage wird aber auch die Kanzlerin nicht verschont: Auch an ihrem Regierungssitz in Berlin gingen in den vergangenen Jahren wiederholt Brief- oder Paketsendungen mit gefährlichen Inhalten ein.

So wurde Anfang November 2010 eine hochgerüstete Rohrbombe entschärft, die bei einer Kontrolle vor der Abgabe an die Poststelle aufgefallen war. Im August 2015 mussten die Sprengmeister ebenfalls ausrücken, nachdem aus einem Paket herausragende Drähte Alarm ausgelöst hatten. Diese Schwarzpulver-Bombe hätte zumindest ein Feuer auslösen können.

Sogar um den Bundespräsidenten machen die Möchtegern-Bomber keinen Bogen. An das Staatsoberhaupt war ein mit einer explosiven Chemikalie gefüllter Brief adressiert, der im April 2013 im Garten von Schloss Bellevue gesprengt werden musste.

Unternehmen im Visier

Die Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz von Joachim Gauck und Angela Merkel sind – davon darf ausgegangen werden – umfangreich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass gefährliche Sendungen unter Umständen zum Problem werden.

Doch Briefe oder Pakete mit Sprengstoff sind nicht nur in Richtung Schloss Bellevue oder Bundeskanzleramt unterwegs. Unter anderem geraten Unternehmen ins Visier, die aus Sicht politischer Extremisten in der „falschen“ Branche tätig sind, oder wissenschaftliche Einrichtungen, deren Forschungen nicht in das Weltbild aller passen. Zum Beispiel wurde im Dezember 2011 ein Briefbomben-Anschlag auf den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vereitelt. Zu dem bekannte sich eine anarchistische Gruppierung. Und die Naturwissenschaftlerin Jean-Alice Büttner-Ennever bekam Briefbomben frei Haus, weil sie für die Hirnforschung Versuche an Affen beantragt hatte.

Das Spektrum potenzieller Opfer ist noch größer: 2011 wurden zahlreiche Kommunalverwaltungen in Niederbayern per Briefpost attackiert. Im Januar 2012 erhielt eine Kölner Richterin eine Briefbombe, die jedoch nicht zündfähig war. Zwei Monate später ging im Schweriner FDP-Wahlkreisbüro eine Briefbombe ein. Und die Liste ließe sich problemlos fortsetzen.

Und schließlich: Nicht nur Bomben können per Brief oder Paket ihre bedrohliche Reise antreten. Gefährliche biologische Stoffe stellen ebenfalls ein Risiko dar. Das wurde 2001 in den USA dick unterstrichen. Damals kam es zu Anschlägen mit Milzbrand-Sporen, die per Post an Senatoren und Nachrichtensender verschickt wurden. Fünf Menschen überlebten das nicht.