Foodservice Anders Backen als die Anderen

Das Verbraucherverhalten hat sich in der Pandemie verändert. Das gilt besonders für den Foodservice- Markt. Die Backwarenhersteller haben sich darauf eingestellt und ihr Portfolio angepasst.

Donnerstag, 28. Oktober 2021 - Foodservice
Martin Heiermann
Artikelbild Anders Backen als die Anderen
Bildquelle: Dermaris

Nach der Pandemie ist es nicht wie vor der Pandemie. Das gilt insbesondere auch für die Kategorie Foodservice in den Tankstellen- und Convenience-Stores. Natürlich geht es den Herstellern und dem Handel darum, erneut das Vorkrisen-Niveau zu erreichen und einen Fokus auf die Erholung und die Rückkehr zum Aktivitäts- und Umsatzniveau von 2019 zu legen. Darauf macht unter anderen auch John Lindsay, Chief Executive Officer beim Backwarenhersteller Baker & Baker, aufmerksam. Doch die Frage ist, wie dieses Ziel erreicht werden kann, zumal die Schutzmaßnahmen auf die Art und Weise wie die Verbraucher unterwegs Essen genießen, einen tief greifenden Einfluss gehabt haben.

Die Bedeutung des Preises sinkt
Tanja Böttcher, Marketingchefin bei Wolf Butterback, sieht zunächst eine steigende Nachfrage nach Qualitätsprodukten in Bäckerqualität. „Dabei ist der Preis nicht mehr alleine ausschlaggebend“, stellt sie fest. Auch gebe es eine zunehmendes Bedürfnis auf Kundenseite nach Produkten, mit denen sich die Bistro-Betreiber vom Wettbewerb abheben können. Auch das Thema Handwerklichkeit spiele in diesem Zusammenhang eine große Rolle sowie Backwaren mit langer Standzeit und reichlich Füllung. Wolf Butterback sieht sich bei allen diesen Anforderungen gut aufgestellt: „Hier können wir auf ganzer Linie punkten, denn unsere Produkte bieten all das“, sagt Böttcher im Gespräch mit Convenience Shop. Um diese Botschaft auch zu transportieren, gebe es Kundenworkshops. „Sie liefern das nötige Knowhow und zusätzliche Ideen“, so Böttcher weiter. Hier könne Wolf Butterback seine Kompetenz beweisen.

Kernsortiment und Trends
Mit dem Ziel vor Augen, wieder auf das Vorkrisen-Niveau bei Umsatz und Absatz zu kommen, empfiehlt Baker & Baker-CEO Lindsay den Bistro-Betreibern und Foodservice-Anbietern, aber auch den Markenherstellern, sich auf ihr Kernsortiment zu konzentrieren. Zudem komme es darauf an, auf neue Trends achten: „Wir sehen zum Beispiel ein deutliches Wachstum bei veganen Produkten als Teil unseres American Sweet Bakery-Sortiments“, bilanziert er. Darüber hinaus sollten aus seiner Sicht die Convenience-Händler die Art und Weise, wie die Produkte verpackt und vermarktet werden, neu bewerten. „Einzeln verpackte Produkte, die im Covid-19-Umfeld Bequemlichkeit mit Sicherheit verbinden, werden von den Verbrauchern wahrscheinlich begrüßt“, ist seinen Einschätzung. Das bisherige Portfolio auf den Prüfstand gestellt hat Backwarenhersteller Dermaris. Geschäftsführer Engelbert Harrenkamp bestätigt, man habe „die Zeit der verschiedenen Lockdowns und Schließungen der Absatzkanäle im Foodservice-Segment dazu genutzt, unsere und die bestehenden Angebote im Markt zu analysieren.“ Das Ergebnis: Dem Team um Harrenkamp ist bewusst geworden, dass unter anderem das Angebot an vegetarischen und veganen Produkten erweitert werden könne. Für Backstationen, Tankstellen-Shops, Veranstaltungsservices und Mensen habe Dermaris darüber hinaus Artikel für die Frühstücks- und Mittagszeiten entwickelt.

Gesunde Produkte sind gefragt
Das reduzierte Mobilitätsverhalten und das Homeoffice hat bei Aryzta dazu geführt, dass bei den Kunden des Unternehmens das Geschäft mit Snacks und das To-go-Geschäft zurückgegangen ist. Steffen Göhringer, Head of Product Management and Marketing, kann allerdings auch Positives berichten. So wurden beispielsweise mehr Brötchen und Brote verkauft. Zudem achten die Kunden, auch in Convenience- und Tankstellen-Shops nach seinen Beobachtungen vermehrt auf Backwaren mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. „Wir haben deshalb das Programm mit hochwertigen Produkten wie dem Joghurtbrot, dem Walnussbaguette, dem Walnussbrötchen und dem Laugen-Saaten-Brötli erweitert“, weist Göhringer auf aktuelle Innovationen hin.

Klassische Sandwichbrote
Von einer guten Nachfrage nach den To-go-Produkte kann Christina Köstler, Délifrance Marketingleiterin, sprechen. Dies seien nicht nur Snacks, wie die herzhaft gefüllten Blätterteig-Nester, sondern auch klassische Sandwichbrote gewesen. „Vor allem unsere Sandwiches Suprêmes und die Superfood Petites Baguettes sind im Foodservice-Bereich zum Einsatz gekommen“, kann sie berichten. Die in Handarbeit gefertigten Laibe sollen nicht nur durch ihre handwerkliche Optik, sondern auch geschmacklich die gesundheitsorientierten Kunden überzeugen. Den Puls der Zeit hätten auch die veganen Croissants getroffen. Das Croissant Natur und die zwei gefüllten Varianten Zitrone-Ingwer-Croissant und Blaubeer-Croissant fanden bei vielen Kunden offenbar Anklang. „Daneben waren – vor allem während der Lockdown-Phase – unsere tiefgekühlten Viennoiserie-Produkte für den SB-Bereich im Convenience-Markt gefragt“, kann Délifrance-Managerin Köstler heute feststellen.

Neues für die Bistros
Im zu Ende gehende Jahr, zu Beginn der „Siedegebäck-Saison“, erweitert Wolf Butterback sein Berliner-Sortiment. Der Berliner mit Himbeer-Johannisbeer-Konfitüre ist künftig auch mit Kristallzuckerdekor erhältlich, kündigt der Hersteller an. Das Handling sei besonders einfach. Ebenfalls neu im Sortiment, so Wolf Butterback, ist die Apfel-Karamell-Schnitte, die mit ihrer Kombination aus Frucht und Karamell einen aktuellen Trendgeschmack abbilde.

Im September brachte Baker & Baker die Boomies auf den Markt. Dabei handelt es sich um ein neues Sortiment von Donuts im Berliner Stil. Die Kreation gibt es in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen: Salted Caramel, Berry Citrus und Cocoa Orange. Das neue Konzept der Boomies sei im Außer-Haus-Markt und von den Verbrauchern gleichermaßen gut aufgenommen worden, freut sich der Backwarenproduzent. Der Erfolg ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass sich die Newcomer vom Wettbewerb differenzieren. Insbesondere die Geschmackskombinationen sollen einen Unterschied zu anderen Donut-Produkten im Markt bieten.

Kooperation mit Jack Links
Dermaris-Geschäftsführer Harrenkamp stellt noch einmal die neue Zusammenarbeit mit Jack Links in Sachen Bifi-Range in den Fokus. Angeboten werden verschiedene Snackprodukte und Bifi-Taschen. Zusätzlich habe Dermaris weitere Neuentwicklungen in der Pipeline: eine vegetarische Rühreitasche, eine vegane „Geflügelrolle“ und einen ebensolchen Falafel-Hefeteigsnack sowie Currywurst- und Hotdog-Snack.

Der Trend zu Backwaren, die die Gesundheit fördern können, verstetige sich, konstatiert Steffen Göhringer von Aryzta. Das Unternehmen biete deshalb die Power-Korn-Stange und das vegane Dinkel-Croissant mit Quinoa an. Neu im Portfolio seien das Pizzaschiffchen Elsässer Art, der Laugen-Pizzasnack Schinken oder die Schoko-Streusel-Schnecke.

Pain Duo bringt frischen Wind
Mit zwei neuen Viennoiserie-Spezialitäten geht Délifrance in das letzte Quartal dieses Jahres: Das Pain Cappuccino und das Pain Duo, eine Kombination aus weißer Schokolade und Himbeere, sollen frischen Wind in die Range. Beide Pains erheben den Anspruch, mit ihren Geschmacksrichtungen voll im Trend zu liegen. Sie seien als süßer Snack gut geeignet für das To-go-Geschäft, meint man bei dem Hersteller. Das einfache Handling der Produkte sei heutzutage ein Muss.