MCS Kunden digital fördern

Schon seit langer Zeit unterstützt Großhändler MCS die Shop-Betreiber bei der Umsetzung digitaler Strategien. MCS-Geschäftsführer Torsten Eichinger (Foto) erläutert im Interview, was auf diesem Feld weiter geplant ist und welche Lehren das Unternehmen bisher aus der Pandemie gezogen hat.

Montag, 08. März 2021 - E-Food
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Kunden digital fördern
Bildquelle: MCS

Die MCS unterstützt die Convenience-Branche beim Thema Digitalisierung schon lange sehr konkret. Jetzt gehen Sie dabei erneut einen Schritt weiter. Was ist geplant?
Wir bieten unseren Kunden bereits seit einiger Zeit digitale Werbemittel in Form von Videos oder Vorlagen für Sonderangebote sowie Aktionen in den sozialen Medien. Seit diesem Jahr haben wir das digitale Angebot um Videos für die Bildschirme im Shop ergänzt. Zahlreiche Mineralölgesellschaften und Tankstellen-Betreiber setzen zusätzlich auf Multimediazapfsäulen. Auch hier lässt sich unser Video-Content einsetzen. Immerhin verbringt der Tankkunde die längste Zeit beim Tanken an der Zapfsäule. Damit kann man ihn dort punktgenau mit Angeboten und Aktionen ansprechen. Tanken wird somit verkaufsfördernd! Wir werden das in Kürze sogar noch um Gamifacition- Elemente erweitern, damit die Aufmerksamkeit noch mehr auf die Werbemonitore gelenkt wird. Kurzum – die MCS bietet Tankstellen-Betreibern damit ein ausgefeiltes Konzept, um den Tankkunden über die gesamte Costumer Journey zu begleiten: Von Social Media über die Zapfsäule bis hin zu Monitoren im Shop. So kann beispielsweise auf die Aktionen in unseren Aktionsboxen oder auf Produktneuheiten hingewiesen werden. Das ist einzigartig in Deutschland und unterstützt gerade in diesen Zeiten den Abverkauf. Das Beste ist, diese Leistung stellen wir kostenlos zur Verfügung. Auf unserer Webseite kann sich jeder diese Inhalte herunterladen. Wir gehen noch einen Schritt weiter und ermöglichen unseren Kunden künftig sogar die Individualisierung der Vorlagen. Der Shop-Betreiber kann dann individuelle Preise auf den Vorlagen integrieren und zusätzlich auch sein Logo einbauen. Wir ermöglichen auch die Erstellung von Plakatvorlagen, die er dann beispielsweise in DIN A1 konzipiert und zum Druck etwa an eine Online Druckerei sendet. Wir integrieren unsere Angebote mobil und stationär in die unterschiedlichsten digitalen Systeme der Tankstelle und werden in den nächsten Monaten ganz neue Systeme für den Abverkauf ausrollen.

Wann wird es mit der neuen Webseite richtig losgehen?
Wir planen den Start momentan im November. Dann werden auch die ersten neuen Features zur Verfügung stehen. Diese stehen übrigens allen Besuchern der Webseite kostenlos zur Verfügung – nicht nur MCS-Kunden. So kann jeder Shop-Betreiber den Service nutzen. Zusätzliche digitale Leistungen werden dann stufenweise ergänzt. Wir haben noch einige Überraschungen in Petto.

Über Digitalisierung sprechen wir ja alle schon seit 2002. Bekommt die Umsetzung aus Ihrer Sicht durch Corona jetzt einen ordentlichen Schub?
Wir alle mussten uns ja im persönlichen Umfeld mit neuen digitalen Herausforderungen befassen. Egal ob Homeschooling oder Homeoffice, fast jede Familie spürte die Digitalisierung in einer Dynamik, die zuvor nicht zu erahnen war. Ich glaube, das wird auch so weiter gehen und das ist auch gut so. Bezogen auf unsere Branche sind auch Veränderungen zu verspüren. Kontaktlose Bezahlung oder Mobile Payment hat deutlich an Fahrt gewonnen. Viele Gesellschaften und Tankstellen Betreiber haben Pay-at -the-pump eingeführt oder planen die Einführung. Social Media Werbung gewinnt an Bedeutung, um die Kunden auch außerhalb des Shops zu erreichen. Auf dem Forecourt und im Shop werden die Kunden zunehmend durch Digital Signage angesprochen.

Gibt es bei der Digitalisierung aus Ihrer Sicht nur noch Defizite bei Einzelbetreibern und kleineren Ketten, oder auch bei großen Playern?
Man sollte meinen, dass es den großen Gesellschaften leichter fällt, die Prozesse zu digitalisieren, weil sie über die Ressourcen verfügen. Im Gegenzug dazu sind die kleineren Gesellschaften oft flexibler und können in den nationalen oder regionalen Strukturen schneller agieren, als die großen oft internationalen Konzerne. Gleiches gilt für Einzelbetreiber, bei denen es oft nur eine Frage des Mindsets ist, den Betrieb entsprechend zu digitalisieren und häufig unmittelbar durch Einsparungen oder Mehrumsätze zu profitieren.

Sollten Betreiber bei der Digitalisierung nicht auch jüngere Mitarbeiter stärker ins Boot holen?
Es schadet sicher nicht, hier auch die jüngeren Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen. Oftmals sind sie aufgeschlossener als die älteren Generationen. Ich kann Ihnen allerdings auch Beispiele von Social media Auftritten ‚älterer‘ Kunden nennen, da legen Sie die Ohren an. Da kann sich manch jüngerer eine Scheibe in Sachen Kreativität und Verkauf abschneiden. Am Ende ist es eine Frage des individuellen Interesses und der Kreativität – unabhängig von Ausbildung oder Alter.

Wie steht aus Ihrer Sicht die deutsche Convenience-Branche in der Pandemie da und wie hat sich die MCS dabei geschlagen?
Man kann in diesem Zusammenhang nicht von „der Convenience-Branche“ sprechen. Tankstellen haben sich nach einem anfänglichen Down einigermaßen erholt. Der Travel Retail Bereich, also Flughäfen, Bahnhöfe etc., haben noch immer mit nachhaltigen Problemen durch fehlende Passagiere zu kämpfen. Das wirkt sich natürlich auch auf unser Geschäft aus. Insgesamt sind wir aber mit einem blauen Auge davon gekommen, was sicher daran liegt, dass wir uns seit jeher bemühen, breit aufgestellt zu sein. Die Flexibilität unserer mittelständischen Großhandlungen hat uns sicher dabei geholfen, den stark veränderte Anforderungen schnell gerecht zu werden.

Wo muss die Branche, vor dem Hintergrund der Pandemie, noch Hausaufgaben machen?
Die Sortimentsanteile haben sich teilweise deutlich verändert. Plexiglasscheiben beschränken die Abverkäufe in der Kassenzone. Hier müssen intelligente Lösungen gefunden werden, um die Sortimente wieder attraktiv zu machen und ins Bewusstsein der Kunden zu rücken. Das Bistro leidet noch immer unter niedrigen Umsätzen. Hier sind Lösungen gefragt. Generell müssen die Kunden verstehen, welche Vorteile Convenience-Shops haben: Schnell rein, wichtige Sortimente auf Armlänge, kontaktlos bezahlen und schnell wieder raus. Gegenüber dem LEH sind Tankstellen oder Kioske hier im klaren Vorteil. Diese Vorteile müssen von allen Beteiligten deutlich kommuniziert werden. Hierfür stellen wir unter der Headline ‚#allesaneinemOrt‘ übrigens auch entsprechende digitale Werbemittel zur Verfügung. Aber auch die Verbände, Filialisten und Mineralölgesellschaften sollten den USP der Convenience Shops gegenüber den Verbrauchern penetrieren. Wir erleben gerade eine Veränderung der Pendlerströme. Es wird mehr Fahrrad gefahren. Dem hat ja die Total bereits mit ihrer neuen Station in Berlin Rechnung getragen. Homeoffice führt zu einer deutlichen Veränderung der Kundenstrukturen. Wer morgens nicht mit dem Auto zur Arbeit fährt, nimmt auch in der Tankstelle keinen Kaffee und kein Croissant mit. Gleiches gilt für die Pendler im Öffentlichen Nahverkehr, die dem Bahnhofsshop fehlen, weil sie ihren Cappuccino zuhause am Schreibtisch trinken. Hier ist Umdenken angesagt. Tankstellen im innerstädtischen Umfeld müssen stärker auf sich als ‚Komplettversorger‘ aufmerksam machen und auf das Sortiment vom Croissant, der Zeitschrift, den Zigaretten bis zu den Getränken hinweisen.

Welche besonderen Herausforderungen kommen dabei vor allem auf Sie und die Ihnen angeschlossenen Großhändler zu?
Die Beratungsintensität nimmt zu. Unsere Aufgabe ist es, gerade in solch schweren Zeiten für die Kunden Lösungen anzubieten. Jetzt ist es wichtig, mit Ideen und Knowhow am PoS zu unterstützen, um die Umsätze zu entwickeln. Hierzu war unser Außendienst in den vergangenen Monaten auch weiter bei den Kunden vor Ort präsent. Dadurch, dass sich durch die Zwangsführung oft die Laufwege und die Impulskäufe ändern, galt es mit Umbauten diesen Veränderungen gerecht zu werden und etwa neue Aktionsimpulse zu setzen. Produktgruppen wie Ready-to-drink oder Sixpacks, die während der Hochphase der Pandemie profitiert haben, wurden besonders in den Fokus gerückt. Für den Bistro-Bereich wurden spezielle Aktivitäten entwickelt. In der Lockdown-Phase haben wir mit dem ‚MCS Shopberater‘ eine virtuelle Hilfestellung entwickelt. Mit einem kurzen Video erhält der Shop-Betreiber Informationen zu Neuprodukten inklusive Marktforschungsinfos und Platzierungsempfehlungen. Da es selten so wichtig war, die richtigen Sortimente richtig zu platzieren, haben wir ebenfalls als Video unsere ‚Sortiments-Updates‘ via Social Media oder Messenger Dienste an unsere Kunden verteilt. In den ‚Sortiments-Updates‘ erläuterte einer unserer Category Manager die Rankings verschiedener Warengruppen und gab Platzierungsvorschläge. So kann der Shop-Betreiber mit seinem Smartphone direkt am Regal die Sortimente überprüfen. Diese Hilfestellungen kamen extrem gut bei unseren Kunden an.

Ist es deshalb Zeit für eine gewisse Rückbesinnung auf die Retail-Kernkompetenz?
Da stellt sich die Frage, was ist die Kernkompetenz eines Convenience-Shops? Zusammengefasst geht es darum, die Bedürfnisse on-the-go zu befriedigen. Das ist meiner Ansicht nach das Gesamtpaket aus den klassischen Retailsortimenten und immer stärker dem Bistro inklusive dem elementaren Kaffeegeschäft. Dabei werden aber Zeitschriften, E-Loading oder Dienstleistungen gerne vernachlässigt. Die vergangenen Monate haben gezeigt, welches enorme Potenzial der E-Commerce hat. Damit werden auch Dienstleistungen wie Paketshops oder Locker als Ertrags-, aber vor allem Frequenzbringer immer bedeutender. Wir haben vor zwanzig Jahren immer schon über die Tankstelle als Dienstleistungszentrum philosophiert. Heute heißt es Mobility-Hub. Das wird meiner Meinung nach erst jetzt Realität. Vor 20 Jahren waren HB, toterhitzter Kaffee und die schlaffe Bockwurst häufig die gelebte Realität. Jetzt haben wir doch erst die Konzepte und Möglichkeiten, die Visionen von damals umzusetzen. Total oder Aral haben es jetzt in Berlin doch vorgemacht. Der Mittelstand wird nachziehen.

Wie muss das künftige Nahversorgungs-Standard-Sortiment in Shops aussehen?
Die vergangenen Monate sind diesbezüglich eine völlige Ausnahme. Wir haben im März und April dieses Jahrs wahrscheinlich mehr Toilettenpapier an Tankstellen ausgeliefert, als in den vergangenen fünf Jahren zuvor zusammen. Gleiches gilt für andere Produkte aus dem Nahversorger- Sortiment. Die Kunden haben sicher bemerkt, dass die Tankstelle auch ideal für Notkäufe ist. Ob das Verhalten in einer Extremsituation die Basis für langfristige Konzepte ist, bezweifle ich. Dennoch gelingt es unseren Verkaufsberatern standortindividuell Nahversorgermodule umzusetzen. Diese funktionieren aber nicht mit der Gießkanne im ganzen Land. Sie werden an den Standort angepasst mit den Betreibern umgesetzt und bieten von relevanten Markenartikeln bis hin zu unserer Eigenmarke ‚Jeden Tag‘ mit hunderten Produkten die richtige Auswahl.

Auch Ihr Unternehmen kann bald sein 25jähriges Jubiläum feiern. Ich habe den Eindruck, dass die Convenience-Channels gerade jetzt so richtig durchstarten. Teilen Sie diese Einschätzung?
Auf jeden Fall. Wenn wir von den Einschränkungen mit Corona mal absehen, ist es doch hochinteressant, welche neuen Shopkonzepte in den vergangenen Monaten umgesetzt wurden und welche Produkte sich wieder mal in den Convenience-Shops tummeln und wie sich neue Kategorien entwickeln. Auch das zeigt ja die Dynamik unseres Marktes. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, wie gut sich Shisha-Produkte im Shop entwickeln? Wer hätte mit der Flut an Hard Seltzer Getränken gerechnet, die gerade mit den Hufen scharren und auf den Einzug in die Shops warten, um den Siegeszug aus den USA und UK fortzusetzen? Es bleibt spannend, so dass Ihnen auch nach Ihrem 25. Jubiläum, zu dem ich Ihnen abschließend ganz herzlich gratulieren möchte, viel Stoff zum Berichten bleibt!