Ladenbau Sicherheit und Hygiene

Natürlich bietet die Nachfrage nach Hygiene-Konzepten für die Ladenbauer und Shop-Einrichter auch geschäftliche Chancen.Vor allem aber waren und sind sie als Helfer in der Krise gefragt.

Freitag, 12. Juni 2020 - Sortiment
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Sicherheit und Hygiene
Bildquelle: POS Tuning

Die Ladenbauer- und Einrichter haben in dieser Krise vorbildlich vorexerziert, was für viele Unternehmen jetzt zum Mantra wurde: Kurzfristige Umstellung und Ergänzung des Sortiments, ja des Geschäftsmodells auf der Grundlage der existierende Unternehmensaufstellung und bekannter Kunden. Im Wissen darum, dass ihr Kerngeschäft ganz plötzlich etwas in den Hintergrund rückt, entschlossen sie sich, ihr Angebot sehr kurzfristig um Produkte aus eigener Herstellung zu ergänzen, die in der Krise in den Convenience-Shops von heute auf morgen gebraucht wurden. Wohlgemerkt als Ergänzung: denn nach Auskunft der meisten Ladenbauer im Convenience-Geschäft wurden und werden die aktuellen Projekte durchaus weitergeführt. Denn Handwerker dürfen arbeiten und konnten das an mancher Stelle sogar ungestörter tun als es sonst der Fall gewesen wäre.

Sorgen gibt es bei den Entscheidern natürlich, was das künftige Geschäft angeht: „Anschlussaufträge müssen jetzt kommen“, sagt Silvia Reyers vom Ladenbauer Carstens, die sich bei ihrem Krisen-Engagement ganz auf spezielle Hygiene-Lösung für ihre Bestands-Kunden konzentriert hat. Die neuen Projekte aber bräuchten immer eine gewisse Vorlaufzeit, müssten exakt geplant, vorbereitet und individuell angestimmt werden.

Auch die Entscheider anderer Ladenbau-Unternehmen und POS-Ausrüster sind sich noch nicht so richtig sicher, ob die Umsatzverluste – vor allem in den Shops, die ganz auf mobile Kunden setzen müssen und zweifellos zu verzeichnen sind – jetzt die Investitionsbereitschaft nachhaltig negativ beeinflussen. Noch wissen das wohl die meisten Betreiber selbst nicht so genau. Es kommt wohl auch darauf an, wie schnell das Land wirklich wieder zu Normalität zurückkehrt und damit die Verkehrsströme wieder in Gang kommen.

Kenntnis der Gegebenheiten
Was sie tun konnten, um sich über das normale Angebot hinaus auch als zuverlässiger Partner und Berater in Sachen Hygiene, Sicherheit und Abstand zu profilieren, haben die etablierten Convenience-Partner unter den Ladenbauern getan. Ihr Vorteil dabei war, dass sie nicht viel Fantasie dafür brauchten, zu identifizieren, was wirklich benötigt wird. Sie kennen die Gegebenheiten vor Ort genau. Gefragt waren plötzlich alle Produkte und Konzepte, die in den Shops dazu beitragen können, eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch, so stark wie möglich zu beschränken. Die Herausforderung, dass dies in den Shops, die deutlich kleiner sind als alle Supermärkte, natürlich schwieriger zu bewältigen ist als auf großen Flächen, lag auf der Hand. In den Supermärkten sorgen allein schon die zur Pflicht gewordenen Einkaufswagen für einen gewissen Abstand. Solche Wagen gibt es in den C-Shops kaum. Andererseits sind in den Shops die entscheidenden Kontaktpunkte schnell identifiziert, „Nebenwege“ sind meist nicht vorhanden. Damit war schnell klar, worauf man sich konzentrieren konnte.

Kurzfristiges Handeln gefragt
Unter dem Motto „besondere Zeiten erfordern besonderes Handeln“, wurden die Warenvorschubspezialisten von POS-Tuning aktiv. Geschäftsführer Oliver Voßhenrich erklärt: „Wir wollten kurzfristig handeln und etwas tun. Mit unseren Produkten können wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Mitarbeiter in öffentlichen Bereichen besser geschützt werden können.“ Gemeinsam mit Kunden und Mitarbeitern aus dem Einzelhandel habe man zunächst überlegt , welche Sofortmaßnahmen die Mitarbeiter im Einzelhandel gut schützen können. Die Ideen, die dann umgesetzt wurden, reichten von Spuckschutzwänden über Hygiene-Sticks für Karten-Geräte bis hin zu Schutzmasken für das Gesicht. Wichtig sei gewesen, dass die Produkte einfach und zuverlässig in der Anwendung sind und sich schnell montieren lassen. Die Spuckschutzwände beispielsweise, die in drei verschiedenen Größen erhältlich sind, lassen sich einfach auf Kassentische oder Bedientheken aufsetzen oder – falls notwendig – auch von der Decke abhängen. „Wir wollten möglichst universelle Lösungen schaffen, um schnell lieferfähig zu sein“, sagte Oliver Voßhenrich. So sei auch die „CapMask“ entstanden, ein Schutzvisier aus extrem dünnen, leichten und absolut bruchfestem Kunststoff für handelsübliche Schirmmützen. Diese werden im Übrigen auch von den Mitarbeitern in derFertigung getragen, weil sie Schutz für Menschen bieten, die sich während der Arbeit bewegen müssten.

Hygiene-Programm aufgesetzt
Schnell reagiert und auf der Grundlage der eigenen Kompetenz ein Programm aufgesetzt haben auch die Ströhmers mit ihrem Ladenbauer Stracke. Auch ihnen kam dabei der tägliche Umgang und die Vertrautheit mit den Arbeitsbedingungen in den Shops zugute. Das entsprechende Sortiment bei ihnen reicht von den hier ebenfalls umgesetzten Hygiene-Schutzmasken, über Bodenaufkleber, die zur Rücksicht und Abstand auffordern und einer Hygiene-Stele als frei platzierbarem Desinfektions-Spender bis hin zum Hygiene-Spuckschutz. Das sei insgesamt durchaus ein gutes Geschäft gewesen. Inzwischen sei in dieser Hinsicht der größte spontane Bedarf allerdings gedeckt.

Auch bei Aichinger wurde man kurzfristig aktiv und hatte dabei vor allem Bäckereien, Metzgereien, LEH und Tankstellen im Blick. Überall „dort, wo Lebensmittel und Speisen ausgegeben werden, sind Menschen einem besonders hohen Infektionsrisiko von Tröpfcheninfektion durch Vis-à-vis-Kontakt ausgesetzt. Neben den empfohlenen persönlichen Schutzmaßnahmen wie dem Tragen von Handschuhen und Maske reduziert ein Spuck-, Husten- und Niesschutz das Infektionsrisiko durchViren und Bakterien erheblich“, so die frühe Erkenntnis des Unternehmens. Schnell entwickelt wurde deshalb ein Spuck-, Husten und Niesschutz für alle Aichinger-Theken, die mit den Standard-Glasaufsätzen ausgestattet sind. Angeboten werden ein geschlossener Aufsatz und einer mit einer Bedienöffnung (250 mm breit, 200 mm hoch) zur Ausgabe der Ware und zur Entgegennahme und Ausgabe des Zahlungsmittels. Der Aufsteller sei zudem für Glasaufsätze anderer Hersteller mit geraden und mit gerundeten Scheiben geeignet, teilt das Unternehmen mit.

Um den Schutz aus transparentem Polycarbonat sicher aufzustellen, sei eine ebene Aufstellfläche von185 Millimeter Breite notwendig. Die beiden Standfüße des AI-Schutzes sind mit jeweils vier Befestigungspunkten ausgestattet. Die aufgebrachte Schutzfolie der Klebepads ist bereits rutschhemmend ausgeführt. Bei gerundeten Scheiben wird dieFixierung mit den Klebepads empfohlen. Diese könnten später rückstandsfrei entfernt werden.

Warteschlangen-Management
Als langjähriger Partner des Handels hat Wanzl nach Lösungen gesucht, die einerseits Mitarbeiter und Kunden bestmöglich schützen und andererseits das schnelle und reibungslose Einkaufen sicherstelle, teilt das Unternehmen mit. Gekümmert hat man sich dabei beispielsweise um das so genannte „Warteschlangen-Management“. Eingesetzt werden dabei mobile Abstandsständer, wie man es von Passkontrollen oder dem Check-in an Flughäfen kennt. Informationstafeln markieren eindeutig die obligatorischen Haltepunkte. Zum Einsatz kommen natürlich auch Plexiglasscheiben als Spuck- und Niesschutz für Kundschaft und Mitarbeiter. Für Märkte, die die Anzahl ihrer Kunden, die sich gleichzeitig im Store aufhalten, begrenzen müssen, gibt es videogestützte Kundenzählung, Info-screens und automatische Zugangskontrollen, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten können. Dabei erfassen und zählen stereoskopische Deckenkameras die ein- und austretenden Kunden. Wartende vor dem Eingang werden per Bildschirm über aktuelle Zutrittsmöglichkeiten informiert. Ist die maximale Anzahl an Einkäufern im Markt erreicht, öffnen sich die Türen erst wieder, wenn ein Kunde den Markt verlässt.

Ebenfalls im Angebot bei Wanzl: Ein Hygienetuchspender, der für Kunden Desinfektionstücher sowie einen Abfalleimer für die gebrauchten Tücher bereithält. An einem Servicetower können Einmalhandschuhe und Informationsbroschüren zur Verfügung gestellt sowie wichtige Hinweise über eine Tafel vermittelt werden. Einen besonderen Hygieneservice gibt es laut Unternehmen zudem für Hand- und Rollkörbe. Wanzl übernehme die professionelle Reinigung und Desinfektion der Warentransportsysteme sowie bei Bedarf auch die Wartung oder Reparatur mit Original-Ersatzteilen.

Zu diesen Sicherheits-Features forciert Wanzl auch bestimmte Warenträger, die auch in der zurückgehenden Krise weiterhin eine Rolle spielen könnten: So beispielsweise fahrbare Warenträger mit denen besonders begehrte Sortimente in hoher Stückzahl flexibel und einfach im Markt platziert werden können. Für zusätzlichen Präsentations-Platz sollen zudem die Außenverkaufsboxen Sigma Present und Alpha Present sorgen.

Während vor einigen Wochen viele noch damit rechneten, dass diese Hygiene-Maßnahmen bald wieder verschwinden würden, bleiben sie wohl noch länger aktuell. Wenn sich nicht sogar als Folge dieser Krise insgesamt ein neuer Hygiene-Standard auch im C-Handel etabliert. Die meisten Shop-Einrichter rechnen darüber hinaus damit, dass bei allen künftigen neuen Projekten die Möglichkeit einer kurzfristigen deutlichen Verschärfung der Hygiene-Maßnahmen, auf der Grundlage des im jeweiligen Shop umgesetzten Konzeptes, Thema jeder neuen Planung sein kann. Damit kann dann im Krisenfall jederzeit schnell reagiert werden.