Elektromobilität Die Zukunft der Fahrzeuge steht unter Strom

In Deutschland hat die Elektromobilität kräftig Fahrt aufgenommen. Sie ist im vergangenen Jahr in der Mitteder mobilen Gesellschaft angekommen.

Montag, 10. Mai 2021 - Industrie
Thomas Klaus
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Bildquelle: Mercedes Benz

Die Kanzlerin hat sich geirrt. 2010 sprach Angela Merkel von einer Million Elektrofahrzeugen, die zehn Jahre später auf den deutschen Straßen unterwegs sein würden. 2018 korrigierte sie sich und prophezeite die Million für 2022. Und tatsächlich: Die Chancen stehen gut, dass dieses Ziel im Laufe des nächsten Jahres zumindest annähernd erreicht wird. Denn die Elektromobilität hat hier zu Lande kräftig Fahrt aufgenommen. Im vergangenen Jahr erfasste das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Bestand 309.083 reine Elektrofahrzeuge und 279.861 Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Das macht insgesamt immerhin 589.752 Elektrofahrzeuge.

Im Jahr 2020 bisheriger Bestwert erreicht
Im vergangenen Jahr war für die Elektromobilität ein herausragendes Jahr: Nach KBA-Angaben wurden in Deutschland 194.163 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb zugelassen. Das war ein Rekord: Die Zahlen waren im Vergleich zum Vorjahr dreimal so hoch. 2019 waren es nur 63.281 Fahrzeuge. Das Jahr 2021 könnte ähnlich erfolgreich werden. Zumindest lassen die Zahlen für Januar bis März mit 64.694 Neuzulassungen schon einmal aufhorchen. KBA-Präsident Richard Damm kommentiert: „Die E-Mobilität ist in der Mitte der mobilen Gesellschaft angekommen.“ Und er meint: „Positive Nutzererfahrungen, verlässliche Technologien und ein wachsendes Angebot erleichtern den Umstieg in die E-Mobilität.“

Was Richard Damm unerwähnt lässt: Die Elektromobilität wird nicht zuletzt durch massive Unterstützung und Förderung seitens der Politik voran getrieben. Und: Elektrofahrzeuge verbessern das Image eines Unternehmens und seine Attraktivität als Arbeitgeber. Entsprechend groß ist der Druck auf die Automobilhersteller. Diese müssen sich neu positionieren. Und sie sind bereits unter Vollgas dabei.

Führungsanspruch angemeldet
Mercedes-Benz zum Beispiel sieht sich gewappnet. Van-Chef Marcus Breitschwerdt bläst zum Angriff auf seine Mitbewerber. Er sagt: „Wir unterstreichen mit unserer strategischen Säule Lead in Electric Drive unseren Führungsanspruch bei der Elektromobilität im Transportersegment.“ Von zentraler Bedeutung ist neben dem E-Vito auch der E-Sprinter. Seine nächste Generation soll ab dem zweiten Halbjahr 2023 gebaut werden. Dann wird CO2-neutral produziert. Ohnehin sollen ab 2022 alle eigenen Werke von Mercedes-Benz weltweit CO2-neutral fertigen. Noch in diesem Jahr wolle Mercedes den Kleintransporter Citan mit Elektroantrieb anrollen lassen, berichtet die Zeitschrift Auto Motor Sport. Dabei wird der Antriebsstrang aus dem Renault Kangoo übernommen. Der E-Citan schafft bei 75 kW eine Reichweite von 265 Kilometern.

Volkswagen kontert die Attacke von Mercedes-Benz und anderer Konkurrenz: Bei den Nutzfahrzeugen hat VW in elektrischer Hinsicht den E-Crafter und den Caddy auf Elektro-Basis sowie über seinen Partner ABT den Elektro-Transporter 6.1. zu bieten. Letzterer ist erst seit dem vergangenen März zu haben: Die Firma ABT rüstet für Volkswagen den VW T6.1. auf Elektroantrieb um. Die Kastenwagen-Variante fährt je nach Ausführung bis zu 138 Kilometer weit und bringt es auf eine Nutzlast von knapp 1,1 Tonnen.

Auch Opel meldet beachtliche Zahlen. Im ersten Quartal 2021 wurden in Deutschland unter seinem Dach 4.850 elektrifizierte Pkw und leichte Nutzfahrzeuge neu zugelassen. Das waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 2.900 Einheiten und somit 150 Prozent mehr. Inzwischen ist jeder zehnte verkaufte Opel hier zu Lande ein batterieelektrisches Fahrzeug oder ein Plug-In-Hybrid.