Food online Der Kick mit dem Klick - Studie vom ECC Köln

Der Online-Handel boomt, und mancher Branchenkenner prophezeit ihm eine blühende Zukunft. Blindes Vertrauen in globale Aussagen kann aber fatale Folgen haben.

Samstag, 27. April 2013 - E-Food
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Der Kick mit dem Klick - Studie vom ECC Köln
Bei Emmas Enkel findet man beide, den klassischen Kaufzettel sowie den „elektronischen“. Kunden nutzen sowohl das eine wie auch das andere Medium. (Bildquelle: Martin Kämper)

Das ECC Köln am Institut für Handelsforschung hat dazu in Zusammenarbeit mit Hybris die Studie „Das Cross-Channel-Verhalten der Konsumenten – Herausforderung und Chance für den Handel“ erstellt. Sie zeigt, wie stark die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Vertriebskanälen wirklich ist und macht deutlich, dass deutsche Konsumenten bei ihrer Recherche vor allem auf Suchmaschinen und Online-Shops zurückgreifen. Dabei informieren sich knapp 58 Prozent direkt im Online-Shop des gewählten Anbieters.

Wurden 2011 noch 23 Prozent der stationären Käufe mit einer Recherche in Online-Shops vorbereitet, sind es heute bereits rund ein Drittel. Diese Käufe entsprechen rund 50 Prozent der Umsätze in stationären Geschäften. Für den traditionellen stationären Einzelhandel stellt sich daher die zentrale Frage, wie er durch eine gezielte Cross-Channel-Strategie auf das grundsätzlich geänderte Konsumentenverhalten reagieren kann, um seine Wettbewerbsposition im digitalen Zeitalter zu behaupten. „Die Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass stationäre Händler, die ihren Online-Shop zielgerichtet mit ihrem Ladengeschäft verzahnen, mit Zusatzumsatz im Internet und Kaufimpulsen für das stationäre Geschäft rechnen können“, so Aline Eckstein, Bereichsleiterin des ECC Köln.

Für das Angebot in C-Stores hat eine solche Recherche nicht unbedingt Relevanz. Dennoch: Das Bild im Lebensmittel-Einzelhandel wird sich wandeln. Dabei prognostiziert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrer Studie zur Zukunft des Einzelhandels, den Tante Emma-Läden & Co. ein Comeback. Mark Sievers, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei KPMG: „Dank Smartphones und Apps verliert die Planung von Einkäufen an Bedeutung. Entsprechend wird das Bedürfnis nach Geschäften wachsen, die spontan erreichbar und ans Internet angebunden sind.“ Nicht zuletzt auch aufgrund der gestiegenen Treibstoffkosten bieten sich eine optimierte Hauslieferung, Kleinfilialen und neue Abholformate als zukunftsweisende Lösungen für den Handel an.

Das KPMG-Urteil zum Online-Handel fällt damit nicht ganz so euphorisch aus wie das des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels. Im Food-Markt werde er moderat bleiben. Ansatzpunkte im LEH bieten sich laut KPMG vordringlich bei Sortimenten, die nicht verderben und stetig in Haushalten gebraucht werden. In einer hoch virtualisierten Handelsstruktur liege die Chance des LEH gerade darin, reale Menschen an realen Orten zusammenzubringen. Einig sind sich die Experten außerdem, dass der Online-LEH für unterschiedliche Warengruppen, beispielsweise Obst und Gemüse, auf differenzierte Resonanz beim Kunden stößt, so KPMG. Dafür sind Mineralwasser, Getränke, Milch und Artikel aus dem Near-Food-Bereich einfacher zu handeln, weil längere Lieferzeiten nicht so stark ins Gewicht fallen.

Food.de, seit knapp zwei Jahren im Netz, rollt den Markt als Pure Player auf, vertreibt also rund 10.000 Artikel lediglich über diesen Kanal. Das unterscheidet ihn vor allem von den bekannten Adressen wie Edeka, Rewe, Tengelmann usw. Nach und nach hat das Unternehmen Metropolen aufgeschaltet. Die Kunden dort werden von eigenen Fahrern versorgt. Nicht zuletzt daraus leitet food.de das Versprechen ab, sämtliche Waren vom frischen Obst und Gemüse bis hin zu Drogerieprodukten zum Wunschtermin auszuliefern. Und das noch am selben Tag. Bislang werden mit Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Neuss und Leipzig sieben deutsche Großstädte beliefert. In Kürze soll das Angebot auf das gesamte Rheinland und auf ganz Deutschland ausgedehnt werden.

Grundsätzlich eröffnen sich mit dem E-Shop neue Geschäftsfelder, denn darüber wird bereits ein Teil des Lebensmittel-Einkaufs abgewickelt. Auch für den ein oder anderen Shop-Betreiber ist es also eine Überlegung Wert, ob er auf diesen Zug aufspringen soll. Das Kerngeschäft darf ihnen deshalb aber nicht entgleisen.

www.bvh.info;
www.buenting.de;
www.food.de;
www.emmas-enkel.de

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Bild öffnen Online-Handel: Der Kick mit dem Klick (Bildquelle: iStockphoto)
Bild öffnen Bei Emmas Enkel findet man beide, den klassischen Kaufzettel sowie den „elektronischen“. Kunden nutzen sowohl das eine wie auch das andere Medium. (Bildquelle: Martin Kämper)