Bundesminister Heil nach Gorillas-Treffen Betroffene zeigten sich entäuscht

An heutigen Dienstag hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Berlin-Kreuzberg zum Gespräch mit Ridern und Lager-Beschäftigten von Gorillas getroffen. Dabei sprach er sich für das Ende von sachgrundlosen Befristungen aus. Er rief die Beschäftigten auf, sich mit  Gewerkschaften zusammenzutun.

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Bildquelle: Hans Jürgen Krone

"Ich kann mich als Arbeitsminister nicht unmittelbar in Arbeitskämpfe einschalten, aber ich kann mich informieren", sagte er. Betroffene äußerten sich laut dpa  nach dem Gespräch enttäuscht. Sie hätten erwartet, dass der Minister sie in ihrem Streik unterstütze, sagte der Mitarbeiter Jakob Pomeranzev. Der einzige konkrete Vorschlag sei gewesen, den Berliner Senat einzuschalten. Die Rider hatten zuvor in dem Gespräch unter anderem von fehlender Ausrüstung, mangelndem Arbeitsschutz und Hindernissen bei der Gründung eines Betriebsrats berichtet.

Schon Ende November hatte Heils Ministerium ein Eckpunktepapier vorgestellt, um die Arbeitsbedingungen bei digitalen Plattformen stärker zu regulieren. Dabei geht es vor allem um mehr sozialen Schutz für Soloselbstständige sowie die Möglichkeit, kollektivrechtliche Organisationen wie Betriebsräte zu gründen. Allerdings sind die Beschäftigten von Gorillas in der Regel fest angestellt. Sie werfen dem Unternehmen vor, trotz befristeter Verträge von einem Jahr an der halbjährigen Probezeit festzuhalten, um Fahrer schnell wieder loswerden zu können.

Organisiert werden die Proteste bei dem Unternehmen bislang vom Gorillas Workers Collective (GWC), einem losen Zusammenschluss von Beschäftigten. Sie organisieren sich vor allem über den Messengerdienst Telegram, planen dort die Aktionen und nutzen die Plattform als Infokanal. Über Twitter rufen sie zu Spenden auf, um den Lohnausfall nach Arbeitsniederlegungen kompensieren zu können.

Zwar sind die Beschäftigten in der Regel nicht gewerkschaftlich organisiert. Verdi bietet ihnen aber Unterstützung an, etwa bei einer geplanten Betriebsratsgründung. Leicht ist das nicht. Die Beschäftigten äußerten sich am Dienstag vor allem skeptisch: «Die Gewerkschaften unterstützen uns, aber sie wollen das Risiko unserer Streiks nicht mittragen», sagte Pomeranzev, der im GWC mitmacht. Die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Maren Ulbrich hatte bereits am Montag gesagt: «Wir haben unsere Unterstützung angeboten und werden dort helfen, wo die Beschäftigten aktiv werden und sich gewerkschaftlich organisieren.»

Heil traf sich vor den Gesprächen mit den Beschäftigten auch mit dem Management des Unternehmens. Die Arbeitgeberseite gab sich laut dpa zumindest nach außen hin kooperativ. "Uns liegen die Interessen unserer Rider am Herzen, und wir nehmen ihr Feedback äußerst ernst", teilte das Unternehmen am Samstag anlässlich der Protestaktion mit. "Wir unterstützen ausdrücklich und uneingeschränkt die Gründung eines Betriebsrats bei Gorillas und werden dafür selbstverständlich alle benötigten Mittel zur Verfügung stellen."