Chilled Food Bekannter machen

Noch immer ist die Kategorie Chilled Food beim Verbraucher wenig bekannt. Während der Handel sich insgesamt zurückhält, punkten die C-Stores an Flughäfen, Bahnhöfen oder in der City mit diesem Sortiment.

Mittwoch, 08. Januar 2020 - Sortiment
Sabine Wygas

Sandwiches, Salate, Baguettes, Pasta oder auch schon mal Reibekuchen aus der Kühltheke gegen den kleinen oder großen Hunger: Während Chilled Food in Deutschland noch vor zehn Jahren stark im Aufwind war und auch im Convenience-Markt ein regelrechter Boom für die Produkt-Kategorie vorhergesagt wurde, hat sich das Segment in den vergangenen Jahren nicht weiterentwickelt, wie Olivier Kölsch, Referent Außenhandel, Markt, Messen und Rohstoffe bei der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, bestätigt. „Es gibt mittlerweile vielfältige gastronomische Angebote außerhalb des Lebensmittel-Einzelhandels, die von den Kunden mehr in Anspruch genommen werden.“

Sandwiches beispielsweise, die auch zu dem Segment gehören, laufen laut Kölsch, anders als in Großbritannien oder den Niederlanden, in Deutschland deshalb so schlecht, da es hierzulande viele Bäckereien gebe, die für viele Kunden die attraktivere Alternative seien. Zudem habe sich der Außer-Haus-Markt stark entwickelt und kann drei bis vier Prozent Wachstum vorweisen. Hier positionieren sich auch die Convenience-Stores, die in Deutschland ein immer breiteres Foodservice-Angbote zur Verfügung halten.

Beim Verbraucher wenig bekannt
Ein weiterer Grund sei, dass der Lebensmittel-Einzelhandel hier zu Lande seine Hausaufgaben bei Chilled Food nicht richtig gemacht habe, so Kölsch. Denn man habe die Produktkategorie für den Verbraucher vielerorts nicht klar und verständlich positioniert. Auch mit dem Begriff können viele Menschen nichts anfangen, so Kölsch.

Bei den selbst zubereiteten Produkten, zum Beispiel Obstsalate oder Salate, bleibe die Wertschöpfung beim Handel erhalten, diese Waren seien beim Verbraucher akzeptiert.

Etwas anders sieht die Situation bei den Convenience Stores aus. An mobilen Punkten, wie an Flughäfen, Bahnhöfen oder City-Stores gehe das Chilled-Food-Konzept jedenfalls auf, sagt Kölsch. Das gleiche gelte für bestimmte Regionen, da gebe es in Deutschland deutliche Unterschiede. „In Berlin zum Beispiel ist das der Bereich Chilled Food sehr unterrepräsentiert, aufgrund der vielen verschiedenen Gastronomiekonzepte, in der Kölner Region läuft es dagegen deutlich besser.“

Aktuelle Zahlen zur Entwicklung von Chilled Food gibt es nur wenige, die meisten stammen aus den Jahren 2007 oder 2008. Laut einer Erhebung der Information Resources GmbH (IRi) aus dem Jahr 2016, haben die Diescounter mehr als 48 Prozent zum Wertanteil in der Kategorie Chilled Food beigetragen. Mit 23 Prozent hat Feinkost den größten Anteil in der Warengruppe, gefolgt von Käse mit 21,3 Prozent und gekühlten Säften mit einem Anteil von 16,5 Prozent. Schlusslichter bei Chilled Food sind demnach gekühlter Fisch und Meeresfrüchte, Tofu und Soja sowie gekühlte Soßen und Dips.

Zurückhaltung bei Rewe
Der Handelskonzern Rewe wollte sich zu dem Thema gegenüber Convenience Shop nicht äußern, wie ein Unternehmens-Pressesprecher mitteilte. Auch einige Lebensmittelhersteller von Chilled Food legten sich äußerste Zurückhaltung auf und beantworteten keine Fragen.

Die Steinhaus GmbH, Hersteller von frischer Pasta, halbfertigen Fleisch- und Wurstwaren, gab dagegen Auskunft. Das Unternehmen sieht demnach nach wie vor gerade Angebotsformen im Premiumbereich sowie Snack- und To-go- Artikel für den mobilen Kunden ganz weit vorne im Chilled-Food-Regal. Weiterhin sei eine Internationalisierung des Sortiments, meinst in Form von Artikeln aus der asiatischen Küche, deutlich zu erkennen. „Eine Vielzahl an vegetarischen Artikeln lässt sich hingegen in allen Produktgruppen erkennen“, so Katharina Selbach aus dem Produktmanagement des Unternehmens. „Für uns sind Berufstätige, die meist wenige Zeit haben aber dennoch eine große Frischeaffinität mitbringen, die Hauptzielgruppe.“ Typischerweise seien Chilled-Food-Kunden beim Gang durch die Shops und Märkte sehr impulsgetrieben. Sie seien darüber hinaus auch oftmals experimentierfreudig und ebenfalls offen für die unterschiedlichsten mobilen Angebotsformen, die in den Convenience-Regalen angeboten werden.

Teigwaren sind beliebt
Im Mai dieses Jahres hat das Unternehmen neue Tortilla-Produkte neue und Rote-Bete-Raviolo auf den Markt gebracht. „Für uns ist es sehr erfreulich, dass sich das Segment frische Pasta mit plus 13,6 Prozent im Umsatz zum Vorjahr weiter sehr positiv entwickelt“, so Selbach. Gekühlte Teigwaren bilden demnach schon heute die zweitstärkste Warengruppe im Gesamtmarkt Chilled Food. Das sagen jedenfalls die relativ aktuellen Umsatzzahlen 2017/2018, die der Marktforscher Nielsen für den Chilled Food-Markt ermittelt hat.