Native Food Kein Fleisch und keine Pflanze

Trotz Pandemie und Lieferschwierigkeiten, ist es dem Startup Native Food gelungen, einen neuen Grillensnack herstellen zu lassen. Jetzt wollen die Gründer ihn in die Regale bringen und hoffen auf Akzeptanz.

Donnerstag, 17. Juni 2021 - Industrie
Martin Heiermann
Artikelbild Kein Fleisch und keine Pflanze
Bildquelle: Native Food

Länderübergreifende Lockdowns, erhebliche Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von glutenfreiem Grillenmehl, unkalkulierbare Qualitätsschwankungen bei Rohstoffen, nervenaufreibende Lieferzeitverzögerungen.“ Mit diesen Worten beschreiben die Gründer des Startups Native Food ihre Probleme dabei, endlich die Pläne umsetzen zu können und loszulegen. Schon Ende Oktober vergangenen Jahres sollten ihre Grillensnacks, die nun unter der Marke Pinaks erhältlich sind, den Konsumenten angeboten werden. Nach einer mehrmonatigen Verzögerung war es dann Ende Mai doch soweit. Sebastian Kreßner und Camilo Wilisch konnten ihre proteinhaltigen und glutenfreien Cracker aus Grillenmehl in den Sorten Rosmarin und Zwiebel-Kräuter endlich präsentieren. Doch bevor das Berliner Food-Startup gängige Speisentabus mit den neuen Insektensnacks brechen kann und die Cracker aus Grille, Käfer und Co. aus dem Nischendasein holen wollen, war eine längere Anlaufphase von Nöten.

Alles begann bereits im Jahre 2018
Als sich der Wirtschaftswissenschaftler Kreßner und der Diplom-Ingenieur für Technischen Umweltschutz Wilisch 2018 bei einem „Kochabend rund um Insekten“ erstmalig begegneten, ahnten die beiden mitnichten, dass sie sich nur zwei Jahre später in einer Produktionsstätte des Getreideerzeugnis-Produzenten Cornu wiederfinden würden. Denn genau hier werden ihre proteinhaltigen, glutenfreien Cracker aus Grillenmehl hergestellt. Vorausgegangen war wohl ein mühsamer Akquise-Prozess, in den mehr als 300 Großbäckereien und Snackproduzenten involviert waren. Doch nun sollen die Getreideerzeugnisse aus Haferflocken, Insektenmehl und Saaten wie Sesam, Mohn und Chiasamen die Speisegewohnheiten der deutschen Verbraucher bereichern. Pinaks nennt sich die neue Marke aus Berlin. Sie will die Hemmschwelle für den Verzehr der kleinen Tiere, gegenüber denen viele Verbraucher zurückhaltend sind, durchbrechen und nachhaltige Impulse im konventionellen Snacking-Regal setzen. Die Gründer halten entsprechend Pinaks-Cracker aus Grillenmehl für zukunftsweisend schmackhaft, als kleine Mahlzeit für zwischendurch und für jedermann.

Zwischen Fleischkonsum und Veganismus
Pinaks, abgeleitet von dem Wort Pinacatl, das Käfer bedeutet, sei eine Hommage an die traditionelle Küche Mexikos. Denn dort werden seit jeher Insekten als gehaltvolle Proteinquelle auf den Speiseplan gesetzt, berichten die Beiden. So sind die Grillensnack-Gründer Kreßner und Wilisch überzeugt davon, dass Erzeugnisse aus Grillen oder Käfern auch hier zu Lande eine Lücke zwischen Fleischkonsum und Veganismus schließen können, vor allem als schmackhafte Snack-Alternative . Sie betonen, dass neben einer positiven Klima- und Umweltbilanz die Pinaks-Backwaren über eine gute Nährwertbilanz verfügen: „Die Krabbeltier-Cracker sind langsättigend, laktose- und glutenfrei, proteinhaltig, ballaststoffreich, frei von jeglichen Geschmacksverstärkern, Zusatzstoffen und Gentechnik“, sagt Sebastian Kreßner. Ihren Optimismus und ihren Glauben an den Erfolg sehen Kreßner und Wilisch auch durch eine Umfrage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2020 bestätigt. Sie habe ergeben, dass bis zu 30 Prozent der Deutschen eine Bereitschaft zeigten, essbare Insekten regelmäßig in ihren Speiseplan zu integrieren. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung benötigen Männer 57 Gramm und Frauen 48 Gramm Protein täglich. Mit 100 Gramm des auf Grillenmehl basierten Pinaks-Knabbergebäcks können Frauen 51 Prozent und Männer 43 Prozent ihres Tagesbedarfs an Protein decken. In einem 35 Gramm Riegel sind vier Cracker verpackt. Die Snacks gibt es zunächst in den Geschmacksrichtungen Rosmarin und Zwiebel-Kräuter. Insgesamt sollen es aber vier Geschmacksrichtungen werden. Sie sollen in geselliger Runde oder als praktischer Snack für unterwegs munden.