Mobiler Kaffee Coffee per Pedes

Sie sind bereits in zahlreichen deutschen Städten zu sehen: Coffee-Bikes, die die Menschen mobil mit Kaffee-Spezialitäten und Snacks versorgen. Und es werden täglich mehr.

Montag, 03. März 2014 - Foodservice
Martin Eschbach
Artikelbild Coffee per Pedes
In diesen Tagen eröffnet der zweite Coffee-Bike Local Store seine Pforten. Weitere sind in Planung, auch in Bahnhöfen und Flughäfen.

Ein Start Up, wie es im Buche steht, auch wenn es nichts mit New Economy zu tun hat. Im Gegenteil. Alles dreht sich ums gute alte Fahrrad. Noch vor drei Jahren bastelten die beiden BWL-Studenten Tobias Zimmer und Jan Sander gemeinsam mit ihren Vätern im privaten Hobby-Keller am Prototyp des Coffee-Bike. Anfang 2011 stellten sich die beiden dann mit dem allerersten Gefährt selbst auf einen Supermarkt-Parkplatz in Hannover. In ihrer Heimatstadt Osnabrück hatten sie keine Lizenz erhalten. Doch die Einnahmen reichten nicht einmal für die Platzmiete. Ein anderer Standort musste her, denn die beiden Jung-Unternehmer waren sich sicher: Das Konzept stimmt. In der Folge probierten sie es auf Wochenmärkten, an Freizeit-Seen, in Parks und Einkaufszentren, überall dort wo Menschen anzutreffen sind und sie eine Lizenz von den jeweiligen Kommunen bekamen. Und sie sammelten Erfahrungen. Reichlich sogar. Im Laufe eines halben Jahres wurde das Bike immer weiter verbessert, nicht nur um den Verkaufsprozess und die Bevorratung zu perfektionieren, sondern auch um Tüv und Gesundheitsamt gerecht zu werden. „Wir mussten so manches Lehrgeld bezahlen“, sagt Zimmer heute rückblickend. Erstmals wurden Mitte 2012 zwei exakt die gleichen Bikes gebaut, die allen Ansprüchen genügten . Das war der Anfang einer Serien-Produktion, denn schon bald kamen aus dem gesamten Bundesgebiet Anfragen von Interessenten, die am Geschäft partizipieren und ein Bike kaufen wollten

Das Kernstück des Coffee-Bike ist ein neu konstruierter, aber absichtlich traditionell designter Fahrradrahmen mit einer Ladekapazität von mehr als 300 kg. Es ist so konstruiert, dass es sich fast wie ein herkömmliches Fahrrad fahren und lenken lässt. Die fest installierte Siebträgermaschine soll keine Wünsche offen lassen. Rund 100 Kaffee können hier in der Stunde zubereitet werden. In einem Mahagonikasten befinden sich verschiedene Ablagefächer für Zutaten, Espressobohnen und Milch. Die Kaffeespezialitäten werden ausschließlich mit eigens für die Coffee-Bike GmbH konzipierten „grind on demand“-Mühlen und Bohnen der Bio-Hausmarke Caferino zubereitet. Bagels, Paninis & Co. werden frisch vor den Augen zubereitet. Außerdem gibt es Müsli to go, frisch gepressten O-Saft und Cookies. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kaffee-Spezialitäten. Eigene Kreationen wie beispielsweise der Schwarzwälder-Kirsch-Latte oder der Lebkuchen Macchiato sorgen da für, dass es nicht langweilig wird.

In 35 Städten fahren derzeit 42 Bikes durch die Gegend. Zuletzt hinzugekommen sind Franchise-Nehmer in Kempten und Gießen. Das Risiko ist für die Franchisenehmer vergleichsweise gering, weil die Anschaffungskosten nicht so hoch sind. Rund 15.000 Euro kostet ein voll ausgestattetes Bike. Dann verfügt man über ein Café auf zwei Rädern und ist mitten drin im Franchise-System der Coffee-Bike GmbH. Das Unternehmen macht dabei keine Preisvorgaben. Als Franchise-Gebühr werden 40 bis 45 Cent vom Materialeinsatz verrechnet. Heißt also: Verkauft der Betreiber einen Latte Macchiato für 3 Euro, bleiben ihm letztlich mindestens 2,55 Euro. Fixkosten fallen so gut wie keine an.

Auch im Ausland findet das Coffee-Bike mehr und mehr Verbreitung. In Enschede, Bukarest, Prag, Bordeaux, Zürich und Venlo können einem bereits Bikes über den Weg fahren. Ein Scheich, fand die Idee so gut, dass er sich zwei Bikes nach Kuwait bzw. Dubai kommen lässt. Per Schiff. „Ein großer logistischer Aufwand, aber dem Käufer ist es das Wert“, sagt Zimmer, der natürlich froh ist über einen solchen Auftrag. Schließlich kann das nur zur Bekanntheit beitragen, zumal die beiden Jung-Manager das Marketing-Budget noch niedrig halten.

Bis heute werden die Coffee-Bikes in Eigenregie produziert. Die Produktionsstätte befindet sich allerdings unterhalb eines neuen Bürogebäudes in Osnabrück. Hier haben die Jungunternehmer einige Räume gemietet, für die insgesamt acht Mitarbeiter – und einen Teil vom Keller gleich mit. Ein Schreinermeister, baut hier die Bikes in liebevoller Handarbeit zusammen. Und er hat reichlich zu tun. Zimmer ist sich sicher, dass dies auch in in Zukunft so bleibt. Bis 2018 sollen nach seinen Prognosen in Deutschland 600 Coffee-Bikes unterwegs sein. „Wir wollen gemeinsam mit unseren Franchise-Nehmern wachsen“, sagt Zimmer.

Zum Wachstum sollen nicht nur die Coffee-Bikes beitragen. Auch Local-Stores sind im Programm. Ein Pilot-Shop gibt es bereits seit eineinhalb Jahren in Osnabrück. Ende Februar soll ein weiterer in Göttingen eröffnet werden. Mehr als 40 qm sind hier vorgesehen inklusive Sitz- und Lounge-Bereiche. Natürlich werden auch hier Kaffee-Spezialitäten und Snacks angeboten. Die Stores dienen auch als Aushängeschild für die Coffee-Bikes und sollen den Bekanntheitsgrad erhöhen. Sowohl die Bikes als auch die Stores seien laut Zimmer auch an Bahnhöfen und Flughäfen vorstellbar. Interessenten gäbe es bereits. Allerdings sei das noch nicht spruchreif.

Fotos: Martin Eschbach, Coffee-Bike

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Sie sind stolz auf ihre Erfindung: Die Jung-Unternehmer Tobias Zimmer (links) und Jan Sander neben bzw. auf ihrem Coffee-Bike.
Bild öffnen In diesen Tagen eröffnet der zweite Coffee-Bike Local Store seine Pforten. Weitere sind in Planung, auch in Bahnhöfen und Flughäfen.