Interview Auf dem Weg zur grünen Null

Der E-Food-Anbieter Flaschenpost möchte seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern. Dazu gehört der Ausbau der E-Mobilität, besseres Touren-Management und die Neuausrichtung der Sortimente. Wir stellten dazu Co-CEO Niklas Plath (Foto) einige Fragen.

Montag, 11. September 2023 - E-Food
Martin Heiermann
Artikelbild Auf dem Weg zur grünen Null
Bildquelle: Flaschenpost

Der Food-Lieferdienst Flaschenpost hat sich das Ziel gesetzt bis zum Jahr 2030 seine Co2 Emissionen im Vergleich zu 2021 um 42 Prozent zu senken. Ein Schritt in diese Richtung ist der Ausbau der Flaschenpost E-Mobilität.

Convenience Shop: Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Ihr Ziel, bis 2030 die Co2 Emissionen zu senken, erreichen?
Niklas Plath: Bis Ende 2023 soll rund die Hälfte aller Liefertouren vollelektrisch erfolgen. Zu diesem Zweck haben wir 1.000 Elektrofahrzeuge angeschafft und bauen an allen Lagerstandorten eine eigene Ladeinfrastruktur auf. Perspektivisch wird die Fahrzeugflotte im Auslieferungsbetrieb sukzessive auf Elektromobilität umgestellt, das heißt, es werden keine neuen Fahrzeuge mit Verbrenner-Motor mehr angeschafft.

CS: Welche Maßnahmen wird es darüber hinaus geben?
Neben der Umstellung auf Elektromobilität sind die effiziente Tourenplanung und der zunehmende Einsatz von Ökostrom die wichtigsten Klimamaßnahmen der Flaschenpost. Bereits heute entlasten die durch einen smarten Algorithmus geplanten Touren den Straßenverkehr. Bis zu zehn Individualfahrten zum Supermarkt werden mit nur einer Liefertour ersetzt. Mit einem Mehrweganteil im Flaschenpost-Getränkesortiment von 93 Prozent, der Ausrichtung aller Sortimente auf nachhaltige Produkte, einem regionalen Partnernetzwerk und darüber hinaus einem Anteil an Bioprodukten von insgesamt über zehn Prozent möchten wir als Flaschenpost unsere Klimabilanz zudem weiter verbessern.

CS: Welche Erwartungen haben die Kunden Ihres Lieferdienstes an die Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die großen Themen unserer Zeit, die auch das Konsumverhalten generell prägen. Rund ein Viertel unserer Kundinnen und Kunden gibt in regelmäßig stattfindenden Kundenbefragungen an, dass Nachhaltigkeit in die Kaufentscheidung mit einfließt. Unabhängig davon verfolgen wir im Rahmen unserer unternehmerischen Verantwortung das Ziel, den besten Service zu bieten. Dazu gehören für uns nicht nur nachhaltige Prozesse und Sortimente, sondern auch alternative Lieferoptionen, mit denen wir den Verbrauchern den Zugang zu einem klimabewussteren Konsum erleichtern. Das „Grüne Lieferfenster“ weist Kunden beim Bestellen transparent auf Lieferzeiten hin, zu denen ohnehin mehrere Adressen in der näheren Umgebung beliefert werden. Bestellungen werden somit zeitlich und örtlich gebündelt und die Fahrtstrecken reduziert.

CS: Können Sie den Co2-Anteil benennen, der derzeit durch die Auslieferungsfahrzeuge anfällt?
2021 lag der CO2-Ausstoß in Summe bei 30.800 Tonnen.

CS: Mit welchen E-Auto-Herstellern arbeiten Sie bei der Umstellung auf E-Mobilität zusammen?
Wir setzen den E-Vito von Mercedes Benz, den E-Jumpy von Citroen und das Modell Vivaro-e von Opel ein.

CS: Wer sind Ihre Partner in Sachen Ladekapazitäten?
Wir haben uns frühzeitig mit dem Markt beschäftigt und einen starken Dienstleisterpool aufbauen können, so dass wir heute das Glück haben, mit zahlreichen guten Partnern zusammenarbeiten zu dürfen. Während der Testphase haben wir unterschiedliche Szenarien beim Aufbau der Ladeinfrastruktur durchgespielt und aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse die Anzahl der benötigten Ladepunkte optimiert sowie ein intelligentes Lastmanagement implementiert, das sich an die Gegebenheiten der einzelnen Lagerstandorte und Fahrzeugtypen anpasst und immer nur so viel Strom abruft, wie tatsächlich benötigt wird. Für die korrekte Nutzung der Ladesäulen unter Berücksichtigung aller Sicherheitsfeatures haben wir eigene Dashboards entwickelt.

CS: Auf welche Energieversorgung setzt Flaschenpost?
Alle Standorte, an denen Flaschenpost Strom direkt bezieht, wurden bereits auf Ökostrom umgestellt. Unser Ziel ist es, an allen unseren Standorten ausschließlich grünen Strom beziehen zu können. Daher sind wir dabei, auch die übrigen Standorte auf Strom aus regenerativen Quellen umzustellen.

CS: Wann werden Sie emissionsfrei sein?
Das können wir nicht voraussagen, da wir bei diesem Thema von zu vielen externen Faktoren abhängig sind. Wir haben uns bewusst ein zwar ambitioniertes, jedoch realistisches Ziel für 2030 gesetzt. Im Fokus stehen bei unseren Klimaschutzmaßnahmen immer die Transparenz und vor allem das Ziel selbst. Daher verzichten wir aktuell auf den Kauf von Kompensationszertifikaten und konzentrieren uns mit unseren Investitionen auf eigene, sinnvolle und direkt messbare Reduktionsmaßnahmen in unseren Prozessen.