E-Commerce Digitaler Weinhandel unter der Lupe

Zurückgehende Wein-Umsätze durch Corona-Beschränkungen haben bei Winzern zu einer Ausweitung der Online-Vermarktung in der Branche geführt. Das zeigt die aktuelle Studie eines E-Commerce-Logistikers.

Dienstag, 21. Juni 2022 - E-Food
Hans Jürgen Krone
Artikelbild Digitaler Weinhandel unter der Lupe
Bildquelle: Wein-App

Dass der Weintourismus für viele Winzer ein wichtiger Absatz- und Imagekanal ist, wurde auch im Rahmen der diesjährigen Düsseldorfer Weinmesse Prowein in Frühjahr wieder unterstrichen. Allein in Deutschland erwirtschaftete er laut einer 2019 durchgeführten Untersuchung des DWI und der Hochschule Geisenheim in den Weinbaugebieten einen jährlichen Gesamtumsatz von 29,9 Milliarden Euro. Eine Entwicklung von der auch der eine oder andere Shop in deutschen Weinbaugebieten profitiert. Allerdings hat die Corona-Pandemie das Gastronomie- und Tourismusgewerbe stark gebeutelt. Und weil beide Branchen zu den klassischen Abnehmern der Weinproduzenten gehören, mussten vor allem kleinere Weingüter ohne Einzelhandelspräsenz durch Lockdowns und Schließungen teils deutlichen Umsatzeinbußen verzeichnen. Aktuelle Zahlen zeigen jedoch, dass die Weinbranche mit einem Wachstum von sechs Prozent im Jahr 2020 insgesamt stabil durch die Krise gekommen ist. Und es zeichnet sich ein pandemiegetriebener Paradigmenwechsel des Weinkonsums ab, der sich vor allem in einer Verlagerung der Kanäle hin zu Weinfachhändlern und Onlineshops manifestiert. Das stellt der Full-Service-Logistikdienstleister Fiege Gruppe mit Sitz im westfälischen Greven fest, der auch im E-Commerce tätig ist. Das E-Commerce-Team von Fiege hatte im Rahmen einer Studie knapp hundert Weingüter und Händler unter die Lupe genommen, „um zu verstehen und herauszufinden, wo der digitale Weinhandel Deutschlands aktuell in seiner Entwicklung steht, welche Service-Leistungen charakteristisch sind und welche Trends sich abzeichnen“, wie das Unternehmen sagt.

Unterschiedliche Vertriebskanäle
Basis der Studie war eine Onsite-Analyse von 65 deutschen Weingütern sowie 30 Onlinehändlern, die mit Blick auf zahlreiche, E-Commerce-relevante Faktoren bewertet wurden. Dazu zählen zum Beispiel die Nutzung unterschiedlicher digitaler Vertriebskanäle – E-Shops, Apps, Marktplätze –, die angebotenen Zahlungs- und Versandmodalitäten, Maßnahmen der digitalen Kundenbindung und das Angebot weinspezifischer Service-Leistungen wie etwa Probierpakete oder Rezeptempfehlungen. Klares Ergebnis der Studie: Weingüter und Onlinehändler unterscheiden sich teils deutlich in den angebotenen Services. Den Händlern könne jetzt in Summe zudem ein höherer Reifegrad ihrer Online-Aktivitäten attestiert werden. Dies zeige sich zum Beispiel in der Anzahl der im Durchschnitt angebotenen Zahlungsarten (Weingüter: 3,2 versus Onlinehändler: 4,8), den im Mittel deutlich geringeren Versandkosten (Weingüter: 7,90 Euro versus Onlinehändler: 5,70 Euro) sowie den Schwellwerten für kostenfreie Lieferungen, die bei Händlern lediglich bei elf Flaschen beziehungsweise hundert Euro liegen, während Weingüter erst ab 25 Flaschen oder 217 Euro kostenfrei liefern. Weingüter können hingegen in 36 Prozent der Fälle mit einer kostenlosen Abholung in der Filiale punkten. „Bemerkenswert ist, dass Weingüter neben dem eigenen Onlineshop ganz bewusst auf Marktplätze setzen, um von deren höherer Reichweite zu profitieren“, sagt Franziska Kier, Autorin der Studie und Leiterin des Business Developments New Services bei Fiege. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen spiele Amazon im Weinhandel für die Winzer aber nur eine untergeordnete Rolle. Vicampo und Wir-Winzer stünden hingegen hoch im Kurs.