Tabakwaren Rauchen, kauen, schnupfen, saugen

Am blauen Dunst scheiden sich die Geister. Die Kritik wird nicht abebben. Rauchverbote sollen vor allem Passivraucher schützen. Für Konsumenten gibt es Wege zur Nikotinaufnahme, ohne dass sie dabei heiße Luft verblasen müssen.

Montag, 22. Dezember 2014 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Rauchen, kauen,   schnupfen, saugen
Im Interview: Detlef Hoffmann.

Die Tabakwarenhersteller warten immer noch auf eine Entscheidung der Bundesregierung, in welchem Umfang hier zu Lande künftig die EU-Tabakproduktrichtlinie umzusetzen ist. Doch still ruht der See. Es herrscht Planungsunsicherheit. Und oft gerieten in dem ganzen Rummel um die EU-Verordnungen die Other Tobacco Products, kurz OTP, in Vergessenheit. Dazu gehören Feinschnitt und Volumentabak, Zigarren, Zigarillos und ECO-Zigarillos, aber auch Rauchbedarfsartikel (RBA), vom Aschenbecher bis zum Zigarettenpapier. Schnupf- und Kautabak sowie der Shootingstar, die E-Zigarette, sollten nicht vergessen werden.

Nach Schätzungen des Verbandes der E-Zigaretten, greifen mittlerweile 2,5 Mio. Deutsche zu den dampfenden Röhrchen. Und die Zahl der Verwender steigt weiter. In Fachkreisen rechnet man damit, dass die E-Zigarette mittelfristig 5 Prozent Marktanteil am gesamten Zigaretten-Umsatz erreicht. So hat sich die MCS Marketing und Convenience-Shop System GmbH auf Markenprodukte von Snoke und Red Kiwi konzentriert, um sich von Billiganbietern oder Internet-Produkten abzuheben.

Gründe für den Siegeszug der Dampfer sind zweifellos auch die zunehmenden Restriktionen und Rauchverbote in öffentlichen Einrichtungen und in der Gastronomie. Derweil bewegt sich die E-Zigarette noch in einer gesetzlichen Grauzone. Die Gelehrten streiten weiter darüber, ob sie, wie klassische Tabakwaren, den Restriktionen und Verboten unterliegen sollten. Kürzlich hat zum Beispiel das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden, dass E-Zigaretten nicht unter das in Nordrhein-Westfalen geltende Nichtraucherschutzgesetz fallen. In der Gastronomie dürfen sie gedampft werden, denn die Gefahr des Passiv-Rauchens, die das Nichtraucherschutzgesetzt eindämmen soll, sei nicht gegeben. Auch eine angestrebte Überprüfung des Bundesrates wird keine Klarheit bringen. Der möchte nämlich den Verkauf von E-Zigaretten an Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren untersagen. Doch bis eine entsprechende Regelung in Kraft tritt, hofft man nun auf eine freiwillige Selbstverpflic htung.

So unterstützt zum Beispiel der Bonner Hersteller Snoke die Forderungen der Weltgesundheitsorganisation WHO nach einheitlichen Standards für E-Zigaretten. Außerdem unterliegen Herstellung und Abfüllung der Liquids strengen pharmazeutischen Qualitätsstandards und unabhängige Labore überwachen und zertifizieren die Sicherheitsregeln. Nikotinhaltige und nikotinfreie Sorten gehören bei Snoke zum Standard.


Weil die Vielfalt an Aromen enorm ist, will Snoke die Verwender gezielt auf ihren Geschmack bringen. In ihrem neuen Artikel „Best of Caps“ haben die Bonner die vier beliebtesten nikotinhaltigen Geschmacksrichtungen Tobacco, Menthol, Energy und Vanilla gepackt. Ein Cap entspricht etwa 25 herkömmlichen Zigaretten, die sortierte 4er- Packung entspricht also 100 Stück.

Ungeachtet aller rechtlichen Unsicherheiten, die mit der E-Zigarette verbunden sind, haben die so genannten tabakverwandten Produkte gemeinsam, dass sie nicht den üblichen Qualm verbreiten. Ein Plus, auf das auch Hersteller von Schnupf- und Kautabak setzen. Ungeachtet der zu erwartenden Auflagen durch die Tabakproduktrichtlinie, steckt für Pöschl Tabak, Weltmarktführer bei Schnupftabaken, in diesem Segment noch viel Potenzial. Das Unternehmen rät darum, die Ware als Impulsartikel zu forcieren (siehe Interview Seite 41).

Kleine Warenkunde am Rande: Im Zusammenhang mit Schnupftabak fallen Begriffe wie Snuff oder Schmalzer. Aktive Verkäufer sollten wissen, dass der Unterschied in der Veredelung des Tabakmehls liegt. Der Schmalzer enthält zum Beispiel geruchsneutrale Öle, die ihn feuchter machen. Früher wurde dafür Butterschmalz verwendet, daher der Name. Von größerer Bedeutung ist heute aber der Snuff, der feiner gemahlen und mit Pfefferminzöl oder Fruchtaromen angereichert ist.

Während beim Schnupftabak das Nikotin durch die Nasenschleimhäute „eingeatmet“ wirkt, lässt man Kau- und Mundtabake dagegen auf der „Zunge zergehen“. Der Unterschied zwischen diesen beiden liegt einfach darin, dass der eine gekaut und der andere im Mund ausgesogen wird. Auf Tabakpastillen ist der dänische Hersteller Oliver Twist spezialisiert. Fünf verschiedenen Sorten mit natürlichem Nikotingehalt verkauft er in Deutschland. Bei ihrer Herstellung werden wenige Quadratzentimeter eines Tabakblattes zu einer 1 x 0,5 cm großen Pastille gerollt. Diese legt man einfach zwischen Kiefer und Wange. Dabei wird Nikotin langsam freigesetzt und wirkt über die Schleimhäute. Nach Gebrauch werden sie aus dem Mund genommen.

Die Zielgruppe sind all jene, die den Drang zum Rauchen stillen wollen, wenn sie sich gerade keine klassische Zigarette anzünden können bzw. dürfen. Insofern ist das Sortiment vor allem in Flughäfen- und Bahnhof-Shops zu finden. Aber auch Autobahn-Raststätten und Tankstellen seien geeignete Vertriebskanale. Außerdem seien die Pastillen eine geeignete Alternative, sich das Rauchen abzugewöhnen. Ob Pastille, Kau- oder Schnupftabak, die kleinen Döschen haben eine hohe Flächenproduktivität und stattliche Margen. Seit gut 20 Jahren unterliegen diese Tabakwaren nicht mehr der Tabaksteuer und sind damit auch nicht preisgebunden.


Interview mit Detlef Hoffmann: Eine Prise Lebenskultur

Für Konsumenten, die rauchfreien Tabakgenuss mögen, hat Detlef Hoffmann, Leiter Produktmanagement und Kommunikation bei Pöschl Tabak, Rat.

Warum entscheiden sich viele Tabakliebhaber für Schnupftabak?

Detlef Hoffmann: Dem Tabakgenuss von Schnupftabak kann man immer und überall nachgehen. Da beim Schnupfen kein Tabak verbrannt wird, entstehen keine Kondensat-Stoffe. Wir können davon ausgehen, dass manche Raucher in Zukunft zum Schnupftabak greifen werden, denn er ist nach wie vor die ideale Alternative für alle, die rauchfreien Tabakgenuss suchen. Außerdem können wir mit unserem Portfolio viele Geschmäcker bedienen. Es reicht vom klassischen Snuff (Gletscherprise und Ozona Snuff) über fruchtige Richtungen (Gawith Apricot Snuff) bis hin zu besonderen Spezialitäten.

Gibt es in Deutschland regionale Unterschiede beim Konsum von Schnupftabak?

Hoffmann: Traditionell ist die stärkste Region Süddeutschland, wobei natürlich Bayern und Baden-Württemberg sowie Teile Hessens und der Pfalz als Hauptgebiete zu nennen sind. Hier gehört der Schnupftabak seit je her zur Lebenskultur. Aber auch das Ruhrgebiet ist eine der größten Schnupftabak-Hochburgen.

Was sind die wichtigsten Punkte, die man beim Schnupftabak im Gespräch mit den Kunden berücksichtigen sollte?

Hoffmann: Wer Beratungsqualität bietet, hat auch beim Verkauf von Schnupftabak sprichwörtlich die Nase vorn. Pöschl Tabak führt seit einigen Jahren Händlerschulungen durch und liefert das Handwerkszeug für eine fachkundige Beratung. Zudem bieten wir über unseren bundesweiten Außendienst und über unsere Internetseite umfangreiches Informations- und Schulungsmaterial an.

Mit welchen Aktionen, Kampagnen unterstützen Sie den POS?

Hoffmann: Wir führen laufend einen Mix an Aktivitäten durch. Im Handel finden regelmäßig Thekenaktionen mit Schnupftabak verschiedener Geschmacksrichtungen statt. Diese bundesweiten Aktionen mit attraktiven Displays führen wir auch im nächsten Jahr weiter fort. Für den Handel ist die äußerst attraktive Spanne sicherlich interessant, und der geringe Platzbedarf ist ein zusätzlicher Vorteil. Auf jeden Fall sollte Schnupftabak aufmerksamkeitsstark in Kassennähe platziert werden. Dafür sind unsere hochwertigen Dauerdisplays Snuff-Karussell und Zahlteller bestens geeignet.

Wie genießt man Schnupftabak am besten?

Hoffmann: Beginnen Sie mit kleinen Prisen und schnuppern Sie den Snuff nur ganz leicht auf. Das bringt den höchsten Genuss. Nehmen Sie sich nach der Prise ein paar Sekunden Zeit. So kosten Sie das Aroma des Snuffs richtig aus und können das prickelnde Gefühl der Frische genießen. Nach einer Prise Snuff zu niesen ist keineswegs verboten. Ob man Snuff vom Handrücken oder von den Fingerspitzen aufschnuppert, steht jedem völlig frei. Der Genuss hinterher zählt.


Der richtige Dreh

Wer Drehtabak kauft, braucht auch Blättchen. Die Frage ist nur welche? Fachwissen und Beratung am Point of Sale können bei diesen Other Tobacco Products viel bewirken und mehr Blättchen drehen.

Man sollte die kleinen Packungen der Blättchen und Filter nicht unterschätzen. Die Pluspunkte sprechen für sich: gute Margen, geringer Platzbedarf und überschaubare Sortimentspflege. Erfolgreich verkaufen wird derjenige, der mit Know-how die Kunden berät. So ist es zum Beispiel wichtig zu wissen, dass fast jeder zweite Blättchen-Käufer auch Eindrehfilter verwendet. Darum sollten sie aktiv mit angeboten werden.

Papier: Die häufigst verlangten Papiersorten sind klassische Blättchen (im Format 68x35 mm), Extra Slim Blättchen (68x27,8 mm) oder King Size Slim Blättchen (107x44 mm). Blättchenpapier besteht aus Zellulose, Flachs, Hanf oder Mischungen dieser Fasern. Eine Spezialität sind solche aus biologisch angebautem Hanf, leicht erkennbar an ihrer naturbelassenen Farbe.

Klebstoff: Mit der Klebefläche an der Längsseite werden die Selbstgedrehten verschlossen. Sie besteht aus Dextrin (Stärke) oder Gummiarabikum (Milchsaft der Akazie), beides Naturprodukte, die erst beim Anfeuchten ihre Klebekraft entwickeln. Im Geschmack und beim Abbrennen sind beide Gummierungen neutral.

Abbrenn-Verhalten: Eine wichtige Information ist für Dreher darüber hinaus das Abbrenn-Verhalten. Als Faustformel gilt: Je dünner das Papier, desto langsamer brennt das Blättchen ab – zum Testen kann man sie einfach mal im Aschenbecher anglimmen. Die Stärken bzw. Grammaturen – liegen zwischen 14 und 23,5 g pro qm. Eine Besonderheit ist, dass bei manchen feinen Papieren die Selbstgedrehte automatisch erlischt, wenn nicht daran gezogen wird – ein typisches Produktmerkmal, das Verwender von King Size Formaten sogar erwarten. Typisch für extra feine Blättchen ist übrigens das Wasserzeichen.

Eckenabschnitte: Blättchen mit Eckenabschnitten sind praktisch, weil die so genannten Cut Corners das Eindrehen erleichtern und man selbst bei schlechten Lichtverhältnissen erkennen kann, auf welcher Seite die Klebefläche liegt.

Filter: Passend zu den unterschiedlichen Papierformaten gibt es Eindrehfilter mit 8 mm, 6 mm und 5,3 mm Durchmesser. Sie werden aus Acetat oder biologisch abbaubarem Papier gefertigt. Acetat-Filter gibt es in den Varianten mit Aktivkohle oder Menthol.

Präsentation: Gizeh hat für sein Sortiment eine Komplettlösung entwickelt, die auf 30 cm Breite im Regal die Ware zeigt. Das Flaggschiff der Produktpalette, Gizeh Black, bietet alle gängigen Papierqualitäten und Formate in Verpackungen mit einem Magnetverschluss. Zur Orientierung für den Kunden gibt es das Farbleitsystem, bei dem die Farbe des Schriftzuges für eine bestimmte Papierstärke steht. Zur Gizeh Black-Linie gehören auch Blättchen im King Size Slim Format. Weiterhin sind Rolls, Filter Tips und extra lange Slim Filter erhältlich. Das Design der Range Gizeh Pure unterscheidet sich lediglich in der Farbwahl von der Black-Range: Ökologisches Hanfpapier und eine passende Farbwahl der Verpackung symbolisieren eine nachhaltige Blättchenqualität.

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Bild öffnen Tabak war, ist und bleibt ein heiß diskutiertes Thema.
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