Inter-Tabac Der ganz normale Wahnsinn - Seite 3

Die EU-Tabakprodukt-Richtlinie entpuppt sich für die Tabakwaren-Branche zum Wettlauf mit der Zeit. Um die bahnbrechenden neuen Vorgaben fristgerecht umsetzen zu können, muss die Bundesregierung die Richtlinie dringend in nationales Recht übertragen. Was auf die Hersteller zukommen wird, war ein Thema auf der Inter-tabac in Dortmund.

Mittwoch, 12. November 2014 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Der ganz normale Wahnsinn - Seite 3
Dem Packaging wurde auf der Inter-Tabac diesmal viel Platz eingeräumt.

Auch wenn die Zigarrenindustrie von der Tabakprodukt-Richtlinie nicht so hart betroffen ist wie die Zigarettenhersteller, sorgt sie doch auch dort für Unklarheit, sagte der Geschäftsführer ihres Bundesverbandes, Bodo Mehrlein. Er zitierte den Artikel 11 (1) der TPD. Darin heißt es, dass bei Packungen mit Klappdeckeln die Warnhinweise „auf die nächste am ehesten ins Auge fallende Fläche gehören, die bei geöffneter Packung sichtbar ist“. Im Klartext: fest geklebt oder gedruckt gehören sie in den Deckel. „Das ist als bringen Sie ein Nummernschild unter der Motorhaube an“, veranschaulicht Mehrlein.

Auf der Inter-tabac waren sich die Branchenvertreter jedenfalls einig: Die TPD enthalte mittelstandsfeindliche Fakten, da sie einer ganzen Berufsgruppe das Füllen einer Nische erschwerten. Außerdem sei Track and Trace vom Mittelstand organisatorisch und finanziell nicht zu stemmen. Einige sehen in der TPD eine Disharmonisierung, denn die Verordnung stehe gegen die Idee der Vereinheitlichung innerhalb der EU. Angesichts der Unklarheiten in der Tabakprodukt-Richtlinie nimmt Patrick Engels, der gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes der deutschen Rauchtabakindustrie ist, kein Blatt vor den Mund: „Die Direktrive kann auch als staatlich gelenkte Wettbewerbspolitik aufgefasst werden.“ Er meint, dass damit ein gewisser technologischer und finanzieller Aufwand in Gang gesetzt werde, und das unter einem massiven Zeitdruck. Und wenn ein Hersteller die TPD-Umsetzung nicht fristgerecht schafft, bekommt er Probleme.

Doch bevor der Prozess in Gang kommt, brauche die Branche Planungssicherheit, sagt DZV-Geschäftsführer Jan Mücke. Die Umsetzung in nationales Recht sei schon fast überfällig. Und Reemtsma denkt schon einen Schritt weiter: Auch die Übergangsfristen, ob etwa ein Abverkauf nach Mai 2016 noch möglich ist.

Fotos: Messe Westfallenhallen Dortmund

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