Inter-Tabac Der ganz normale Wahnsinn - Seite 2

Die EU-Tabakprodukt-Richtlinie entpuppt sich für die Tabakwaren-Branche zum Wettlauf mit der Zeit. Um die bahnbrechenden neuen Vorgaben fristgerecht umsetzen zu können, muss die Bundesregierung die Richtlinie dringend in nationales Recht übertragen. Was auf die Hersteller zukommen wird, war ein Thema auf der Inter-tabac in Dortmund.

Mittwoch, 12. November 2014 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Der ganz normale Wahnsinn - Seite 2
Dem Packaging wurde auf der Inter-Tabac diesmal viel Platz eingeräumt.

Auch dem weltweit größten Produzenten, Pöschl Tabak, gibt die fehlende Aromenkennzeichnung Rätsel auf. Geschäftsführer Patrick Engels: „Das ist genauso als biete man Saft an, schreibe aber nicht darauf, dass es sich um Orangensaft handelt.“ Selbst eine farbliche Differenzierung sorge da für Irritation. Rot steht nun einmal für Raspberry und Cherry, und beide Sorten hat Pöschl im Snuff-Programm. Ob Aroma-Strips auch davon betroffen sind, weiß Engels nicht. Die KA Aroma Marketing Oy stellte die so genannten Crisp Flavour Strips auf der Inter-tabac erstmals vor. Sie werden in die Zigarettenpackung gesteckt und geben in zehn bis 15 Minuten das Aroma an die Zigaretten ab.

Als gesundheitlich bessere Alternative wurde auch den E-Zigaretten in diesem Jahr in Dortmund viel Aufmerksamkeit geschenkt. In anderen Ländern ist sie bereits etabliert, während sie hier zu Lande noch ein Nischendasein fristet. In der TPD 2 wird sie zwar als „tabakverwandtes Produkt“ berücksichtigst, doch aktuell bewegt sie sich noch in einer rechtlichen Grauzone. Das Kölner Verwaltungsgericht entschied beispielsweise kürzlich, dass E-Zigaretten nicht unter das Nichtraucherschutzgesetzt fallen und in Gaststätten gedampft werden dürfen.

Stein des Anstoßes waren vor allem fehlende Qualitätsstandards bei E-Zigaretten aus fernen Ländern. Deutsche Hersteller, wie die Snoke GmbH, distanzieren sich davon. So unterliegen dort die Produktionsprozesse und die Qualität strengen Richtlinien und Kontrollen. Die Liquids in Hygieneräumen werden unter pharmazeutischer Aufsicht in die Cartomizer abgefüllt. Die Inhaltsstoffe beziehen die Bonner ausschließlich von deutschen und pharmazeutischen Unternehmen.

Für BTWE-Präsident Rainer von Bötticher, der selbst eine Kette von Tabakfachmärkten betreibt, spiegelt die Marktentwicklung noch ein sehr undifferenziertes Bild wider. Er hat den Eindruck, dass mehr darüber geschrieben, als dass sie benutzt wird. Doch Fachgroßhändler wie Lekkerland und MCS Marketing und Convenience-Shop System haben sie längst in der Listung. MCS weist darauf hin, dass grundsätzlich die Abgabe an Jugendliche unter 18 Jahren momentan erlaubt ist. Die Produzenten raten aber dringend davon ab. Damit vermeidet man bereits im Vorfeld, dass politische Entscheidungsträger für große Unsicherheiten im Markt sorgen.

Fotos: Messe Westfallenhallen Dortmund

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