Tabakwaren Rauchende Colts

Der Qualität und Sicherheit von Tabakerzeugnissen und E-Zigaretten schieben Schmuggelware und Importe schon mal einen Riegel vor.

Montag, 06. Juli 2015 - Tabak
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Rauchende Colts

Die Einheitsverpackungen ohne Markenlogo sind für die Zigarettenindustrie ein rotes Tuch. In Deutschland ist es zwar noch nicht soweit, doch Plan Packaging rückt physisch näher. Nach australischem Vorbild haben erst Irland und dann Großbritannien/England nachgezogen. Kürzlich hat auch das französische Gesundheitsministerium der EU-Kommission mitgeteilt, dass mit Umsetzung der Tabakproduktrichtlinie (TPD) im Mai 2016 auch im Nachbarland die Einheitspackung Einzug hält.

In Deutschland hat sich die Bundesregierung noch nicht geäußert, wie die TPD ab nächstem Jahr umzusetzen ist. Darüber könnte es möglicherweise sogar noch Frühjahr 2016 werden, schätzen Beobachter. Dabei ist für die Tabakwaren-Hersteller die Zeit jetzt schon zu knapp, alle Vorgaben fristgerecht zu erfüllen. Pessimistische Insider spekulieren schon, dass die Bundesregierung, um Zeit zu schinden, mit der EU-Kommission einen Kompromiss anstrebt. Der könnte lauten: Verschärfung der TPD in dem ein oder anderen Punkt gegen Fristverlängerung.

Trotz dieser momentanen Ungewissheit, ist hier zu Lande davon auszugehen, dass das Thema Einheitsverpackung erst einmal ad acta gelegt ist. Der TPD-Mindeststandard sieht dann vor, dass neben den Schockbildern auf der Packung noch ein wenig Platz für Marke und Logo bleiben. Denn ohne diese Merkmale gäbe es keine Differenzierung mehr und verkauft wird dann über den Preis – ein Nährboden für Schmuggel und Fälschungen.

Der Anteil nicht versteuerter Zigaretten ist in Deutschland mit knapp 19 Prozent immer noch erschreckend hoch. In der Bekämpfung illegaler Tabakwaren arbeiten Hersteller und Zoll eng zusammen, aber die TPD könnte diese Zusammenarbeit aus erwähnten Gründen torpedieren.

Gegen qualitativ minderwertige Ware haben auch die Hersteller von E-Zigaretten zu kämpfen. Diesem Segment drohen vor allem Billigwaren durch das Internet, etwa aus Ländern, wo niedrige Sicherheitsstandards herrschen. Außerdem springen die schwarzen Schafe der Branche auf den Zug der boomenden E-Zigaretten auf. Immer mehr Plagiate, vorwiegend aus China, überschwemmen den Markt.

Die falschen E-Zigaretten unterliegen keinerlei Kontrollen und sind daher eine Gefahr für die Gesundheit. Laut Angaben des Markenschutzspezialisten Tesa Scribos haben viele große und bekannte Hersteller Probleme mit Fälschungen. Andere schützen ihre Produkte mit Sicherheitsetiketten davor. Dazu wird jede E-Zigarette mit einer stückindividuellen Codierung versehen, die laut Tesa Scribos so einzigartig wie ein Fingerabdruck sein soll. Die Etiketten PrioSpot oder VeoMark sind patentiert. Im Gegensatz zu leicht zu kopierenden und im Internet verfügbaren Präge-Hologrammen oder Papieretiketten sorge ein Laser-Lithographie-Verfahren mit einer zehnmal höheren Auflösung als beim Banknotendruck für maximalen Fälschungsschutz.


Laut Marktzahlen hat die E-Zigarette jedenfalls ein enormes Potenzial. 2,5 Mio. Deutsche, schätzt der Verband des eZigarettenhandels, greifen mittlerweile zumindest gelegentlich zum Vapor. Wurden 2014 mehr als 200 Mio. Euro mit Dampfern umgesetzt, werden für dieses Jahr 300 Mio. Euro erwartet. Weltweit soll Marktforschern zu Folge der Wert bis 2030 auf 46,6 Mrd. Euro steigen. Nicht nur Experten prognostizieren tiefschürfende Veränderungen der Marktbedingungen und Kundennachfragen. E-Smoking-Produkte feiern vor allem in Amerika Erfolge. Die Nachfrage-Welle hat auch Deutschland erreicht, elektronische Glimmstängel sind ins Jugendschutzgesetzt aufgenommen worden. Ein Verkauf an unter 18-Jährige hatten sich bisher nahezu allen Beteiligten selbst auferlegt.

Es hat also ein neues Zeitalter der Rauchprodukte begonnen. Auch traditionelle Häuser, nicht nur die Global Player, nehmen sich des Themas an, indem sie selbst entwickeln oder zumindest eine E-Zigarette im Vertrieb haben. In Deutschland sind beispielsweise die bekanntesten Red Kiwi und Snoke schon bei Fachgroßhändlern wie Lekkerland und MCS Marketing und Convenience-Shop System GmbH gelistet.

Seit April stellt die Joh. Will. von Eicken GmbH unter der Marke Cross ihre E-Zigaretten im Einwegformat mit Liquids Made in Germany vor. Cross wurde in drei Geschmacksrichtungen, nämlich Tabak, Vanille und Menthol, mit je 1,6 Prozent Nikotin pro Stick eingeführt. Darüber hinaus gibt es ein zweites Produkt mit Tabakgeschmack aber einem geringeren Nikotinanteil von 0,8 Prozent Nikotin pro Stick.

Anders als E-Zigaretten mit vielteiligem Zubehör, aufwändigen Nachfüll-Mechanismen und kurzen Akkuzeiten handelt es sich um eine Zigarette „ready to smoke“, weil sie unkompliziert und sofort einsatzbereit sei. Das neuartige King Size Stickformat, ein weicher Soft-Tip-Filter sowie das leichte Gewicht der Cross sollen authentischen Rauchgenuss vermitteln.

Mit der einfachen Handhabung will das Lübecker Familienunternehmen eine breite Kundenschicht ansprechen und die Gelegenheitsraucher erreichen. Seine Cross E-Zigaretten setzten bereits bei der Verpackung neue Akzente. Durch Prägungen, den partiellen Einsatz von Heißfolie sowie Lacken und einem dynamischen Design soll der erste Anblick Lust auf mehr machen. Die Neue setze sich von der Masse der stereotypischen E-Zigarettenverpackungen ab, werde als souveräne Marke wahrgenommen und biete dem Konsumenten vom ersten Augenblick Sicherheit für seine Kaufentscheidung, so das Unternehmen.

Eine neue Rauchware, die nicht E-Zigarette, aber auch kein Klassiker ist, testet Philipp Morris International derzeit in Japan und Italien. Dabei handelt es sich um ein elektronisches System, in dem ein Tabakpulver erhitzt wird. Das heißt, es gibt keinen Verbrennungsprozess, der schädliche Stoffe freisetzt. In die Iqos, ein Pen, werden so genannte Marlboro Heat Sticks gesteckt. Sie vermitteln dem Konsumenten ein aromatisches Raucherlebnis.

Die Liquids für die E-Zigarette Cross sind Made in Germany.