BBE-Studie Der Markt nimmt Fahrt auf

Convenience prägt immer mehr das Einkaufsverhalten. Die aktuelle BBE-Studie „Convenience 2014“ spricht von einem Megamarkt, der sich mit den neuen Verzehrgewohnheiten für Tankstellen-Shops, Kioske & Co. bildet.

Montag, 12. Mai 2014 - Tankstelle
Ulrike Pütthoff
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Bei den Mobile Eatern ist der Lebensstil durch Spaß, Mobilität und Zeitdruck geprägt. Es wird dort gegessen, wo sich der Mobile Eater gerade aufhält. Das Lust-Prinzip bestimmt die Kaufentscheidung, wobei der gesundheitliche Aspekt weniger im Vordergrund steht, aber immer mehr in den Fokus rückt, wie viele Frischekonzepte belegen (Anmerkungen der Redaktion). Bei der Wahl der Einkaufstätte sind neben der schnellen Erreichbarkeit, auch der Service und lange Öffnungszeiten wichtige Kriterien.

Der Strukturwandel, der im Convenience-Markt insbesondere Tankstellen-Shops, Kioske, Bäckereien und Metzgereien betrifft, ist in vollem Gange und verspricht nicht nur Wachstumspotenzial, sondern auch überdurchschnittliche Margen, denn die Preissensitivität bei Impulskäufern ist weitaus geringer ist als im klassischen Lebensmittelhandel. Und auch dieser orientiert sich bei der Markterschließung immer mehr in die Nische zwischen SB-Warenhäusern, Supermärkten und Discountern. Die Rewe Group kann hier durchaus als Trendsetter gesehen werden (siehe auch Titelthema Seite 26).

Die aktuelle BBE-Studie, die auf Befragungen von Convenience-Unternehmen beruht, geht davon aus, dass in dem besagten Markt die Innovationszyklen immer kürzer und die Warenvielfalt ständig größer werden. Das frühzeitige Erkennen von Trends spielt eine wichtige Rolle und kann den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bedeuten. Dass Tankstellen-Shops, Kioske und Convenience-Stores die Innovationsträger im Handel sind, hat auch die Lebensmittelindustrie erkannt. Täglich werden neue Produkte für das Shopgeschäft entwickelt.

Die C-Store-Betreiber müssten den Kunden daher mit einem Konzept überzeugen, das ihm einen deutlichen Vorteil an Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Leistung gegenüber dem LEH bringt, sagen Andreas Tegelbekkers und Dr. Jörg Sieweck, die Autoren des BBE-Branchenreports. Die Kunden müssten das Gefühl haben, dass das Geschäft genau die für sie richtigen Produkte anbietet.

Jedenfalls attestieren BBE-Berechnungen den C-Stores gute Umsatzchancen. Vor fünf Jahren hätten die Shops rund 25 Mrd. Euro umgesetzt. In diesem Jahr werde erstmals die 31 Mrd.-Marke überschritten (mehr als 19 Prozent am gesamten LEH-Umsatz) und für 2018 erwarten die Beobachter mehr als 38 Mrd. Euro. Vom erwarteten Wachstum können aber nicht alle Formate gleich stark profitieren. Während die Umsätze an den Verpflegungsautomaten von 2013 bis 2018 um 45 Prozent steigen werden, müssen sich Tankstellen-Shops mit einem Plus von 15 Prozent zufrieden geben. Ihr Anteil am Convenience-Markt könnte im gleichen Zeitraum von derzeit 30 auf 27 Prozent zurückgehen. Die Autoren vermuten, dass durch das Vordringen neuer Strukturen im Lebensmittel-Einzelhandel die Formatgrenzen mehr und mehr verschwimmen werden.


Doch wollen die Convenience-Anbieter ihre Chancen nutzen, müssen sie mit lokal maßgeschneiderten Sortimenten agieren und ihre Services optimieren. Voraussetzung dafür sind ein fundiertes Kundenverständnis und perfekte Logistikprozesse. Die BBE-Studie prophezeit zwar für die nächsten fünf Jahren einen Anstieg der C-Verkaufsstellen, führt dies aber auf eine zunehmende Zahl der Verpflegungsautomaten zurück. Allerdings bei den Tankstellen mit Shop-Geschäft scheint der Rückgang gestoppt. Und während C-Stores an Bahnhöfen, Flughäfen und in Shoppingcentern wachsen, haben die Kioske Probleme. Dass mit dem richtigen Rezept letztere aber durchaus Erfolg haben können, zeigen diverse Marktstudien.

Die Potenziale im Convenience- Markt sind in Deutschland jedenfalls noch groß, da hiesige Verbraucher eine hohe Neigung zur Unterwegs-Versorgung aufweisen. Aber ein überdurchschnittlich hohes Preis-Level wird in den Formaten zukünftig nicht mehr zu halten sein. Und gerade vor dem Hintergrund, dass Handels-Unternehmen stärker am C-Markt partizipieren wollen, wird der Wettbewerb zunehmen. Um nicht den Anschluss zu verlieren, müssen folglich klassischen Convenience-Formate, wie Tankstellen-Shops und Kioske, neue Konzepte entwickeln, ziehen Tegelbekkers und Sieweck ihr Fazit.

Nach den Ergebnissen der BBE-Befragung im Januar 2014, rechnen fast die Hälfte der Unternehmen aus dem Bereich Convenience mit einem mittleren, 23 Prozent mit einem starken Wachstum in diesem Segment. Wie die Auswertung zeigt, soll die jährliche Wachstumsrate in den nächsten Jahren bei durchschnittlich 3,7 Prozent liegen. Dieses wird nach Meinung der Befragten vor allem vom Foodservice, und hier primär von den Coffeee-Bars und den Backwaren getragen. Erst mit einem deutlichen Abstand genannt werden Unternehmen aus dem lokalen Einzelhandel, bei denen 39 Prozent, und damit gut vier von zehn Befragten, für die nächsten Jahre von Umsatzzuwächsen ausgehen. Knapp ein Drittel (31 Prozent) räumen Tankstellen und Raststätten gute Chancen ein. Gleichauf liegen Cafes, Bistros und Eisdielen.

Jedenfalls ist die Kauflaune der Deutschen offenbar seit fast sieben Jahren nicht mehr so gut gewesen. Die eigenen Einkommensperspektiven schätzen die Verbraucher so gut ein wie seit 13 Jahren nicht mehr – zumal die Rekordbeschäftigung Raum für steigende Löhne bietet, während die niedrige Inflation einen Zuwachs der realen Kaufkraft ermöglicht. Von dieser Entwicklung wird Convenience besonders profitieren. Sowohl der Kauf von Convenience-Produkten als auch der Einkauf in den C-Stores wird überdurchschnittlich zulegen. In den nächsten fünf Jahren (2014 bis 2018) könnten diese Vertriebsstätten mit einem Plus von 27 Prozent rechnen, so Tegelbekkers und Sieweck.

Der umfassende Branchenreport Convenience 2014 kann als pdf-Datei zum Netto-Preis von 890 Euro über die BBE media GmbH & Co. KG, Am Hammergraben 14, 56567 Neuwied, Fax: 02631/879 403, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellt werden.