Gerüchteküche Supermarkt Plus für Netto

Es geht hier nicht um eine mathematische Formel, und doch könnte das kleine Wortspiel „Plus für Netto“, das sich aus den Namen zweier Discountlabels ergibt, eine Lösung für Flächen sein, die zu klein sind, einen Netto Marken-Discount wirtschaftlich zu betreiben.

Montag, 07. April 2014 - Kleinfläche
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Plus für Netto
Frische in SB gehört zum Konzept für den schnellen aber kleinen Einkauf.

Nichts Genaues weiß man, denn noch hüllt sich die Edeka-Tochter zu dem Format Mein Laden in Schweigen. Findige Beobachter haben ihre Eindrücke auf www.supermarktblog.com mitgeteilt. Drei Nahversorger wurden bisher ausfindig gemacht; in Amberg das Pilotprojekt, in Berlin und in München.

Es soll sich erst einmal um einen Test handeln. Diese Kleinflächen firmierten vorher unter Netto City, einem Innenstadtkonzept des Discounters. Auch Rewe hat zur Differenzierung von den Großflächen ein City-Konzept entwickelt. Mein Laden ist aber eine Spur anders. Weil seine Flächen nicht mehr normgerecht für einen Discounter sind, haben sich die drei Outlets von einem ehemaligen Plus in einen Netto und jetzt in einen Nahversorger verwandelt. Nicht nur an der Aufmachung wird gefeilt, sondern vor allem am Sortiment.

Der Marken-Discounter betritt also neues Terrain und kommt als Namensgeber mit Netto so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung. Die Farben gelb und rot sind verschwunden, ein frisches Grün unterstreicht das Logo und die gesamte Aufmachung. Das Pilotobjekt Amberg wurde im Mai des vergangenen Jahres eröffnet, unweit der Netto-Zentrale in Maxhütte-Haidhof. Er liegt mitten in der Fußgängerzone, verfügt also über keine Parkplätze und hat montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Die anderen beiden Läden sind im Berliner Süden in Lankwitz sowie in München-Bogenhausen.

Angepasst wurde in allen Objekten das Sortiment, nicht in dem Sinne, dass Warengruppen ganz verschwunden sind. Doch es hat eine deutliche Artikelreduzierung stattgefunden. Die Regale sind wesentlich niedriger und lassen die Verkaufsfläche viel großzügiger erscheinen. Weniger ausladend sind auch die Kassentische, weil es in dem Nahversorger vermutlich weniger Schlangen an der Kasse geben wird und weil Großeinkäufer eher seltener sind.

Der Eingang ist offen gestaltet, das Drehkreuz, wie man es aus dem Netto-Discounter kennt, fehlt. Gleich dahinter erstreckt sich die Obst- und Gemüseabteilung. Hier ist sogar eine Kühltruhe für Convenience-Produkte integriert: Sandwiches, Smoothies, Salate, geschnittenes Obst, also klassisch auf einen City-Standort ausgerichtet.


Trotz reduzierter Artikelzahl, an Ware für den täglichen Bedarf fehlt es nicht. Supermarktblogger haben zum Beispiel 14 unterschiedliche Aufbackprodukte gezählt, dazu kommen noch Baguettes. Eine Theke hat Mein Laden nicht, alle Frische-Sortimente werden in SB-verkauft, auch Brot und Backwaren aus dem Pre-Back-Ofen. Insofern gibt es in der Verkaufsform zum Discount-Vorgänger keinen Unterschied.

Am auffälligsten aber ist das höhere Preisniveau. Kampfpreise a là klassischem Netto gibt es gar nicht. Die Idee ist nicht, die Kunden mit möglichst günstiger Ware, sondern vielmehr sie nahe an ihrem Wohnort zu versorgen. Ein dauerhafter Service, der vermutlich mehr ins Gewicht fällt, als Niedrigpreise. Schnell haben die Kunden registriert, dass in diesem Nahversorger keine Aktionsware angeboten wird. Auch das ist ein wesentlicher Unterschied zum Vorgänger, wird aber angesichts einer angenehmen Einkaufsatmosphäre und breiter, nicht störender Paletten und Sonderaufbauten akzeptiert. Was noch an den Vorgänger erinnert, dass sind diverse Netto-Eigenmarken, zum gleichen Preis wie in den Discount-Läden. Auch Labels wie BioBio und Viva Vital sind vertreten. Die hatte Edeka im Zuge des Plus-Erwerbs mit übernommen.

In München und Berlin stellt die Kleinfläche den Aspekt der Nachbarschaft in ihrer Werbung in den Mittelpunkt. Ob aber die Preise wirklich so „toll“ sind, wie Mein Laden es in den Flugblättern schreibt, ist Ermessenssache. Supermarktblogger haben wie erwähnt festgestellt, dass sie auch in den beiden Motropolen über denen des „Normal-Nettos“ liegen. Für aufmerksame Beobachter natürlich ein Reizthema, aber auch ein Fehler, zwischen den Vertriebsschienen zu vergleichen. Denn diejenigen, die auf diese Einkaufsquelle angewiesen sind, tun richtig daran, den nahen Service wertzuschätzen.

Fotos: supermarktblog.com

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Bild öffnen Nahversorger wörtlich genommen: In der Amberger Fußgängerzone testet Netto Marken-Discount ein Format, das auf Service und nicht auf Preise setzt.
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