Adams Weit mehr als Standard

Das Konzept Adam‘s wurde von der Unternehmensgruppe Dr. Eckert noch einmal verfeinert. Im Bahnhof Berlin Friedrichstraße wird es handwerklich.

Donnerstag, 14. September 2017 - Bahnhof und Flughafen
Ulrike Pütthoff
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Bildquelle: UGDE, Ulrike Pütthoff

Die Idee ist bizarr, aber nicht abwegig: Stephan Brübach, Mitglied der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Dr. Eckert (UGDE), möchte gern Mehrweg-to-go-Becher mit integriertem RFID-Chip anbieten. Dieser Transponder könnte als Kundenkarte dienen und eine Bezahlfunktion haben. Machbar wäre das, weiß Brübach, aber „wir müssen in der Praxis sichergehen können, dass der Becher nach dem Spülen und Befüllen dem Besitzer wieder zuzuordnen ist“.

Den Gedanken bringt er ins Gespräch ein, als es um die Auffrischung von Adam‘s geht, jenes Formats, das im Rahmen des UGDE-Portfolios die Nische zwischen „reiner Convenience und dem Bäcker“ schließt. Es ist kein Restaurant und auch kein Imbiss, sondern spricht anspruchsvolle Kunden, die wenig Zeit haben, mit frischen, natürlichen Mahlzeiten an. UGDE hat sich mit der Expansion bewusst Zeit gelassen. Seit 2014 wurden zwei Bahnhof-Standorte als Pilotprojekte eröffnet, einer davon in Berlin Friedrichstraße auf 240 qm (incl. Nebenräume).

„In den zurückliegenden Monaten hatten wir uns das Produktangebot noch einmal genau angesehen und dabei festgestellt, dass es für die Kunden zum Teil recht kompliziert zu verstehen ist“, begründet Brübach den Relaunch. Von der Grundüberlegung wurde nichts geändert: Auf Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker wird nach wie vor verzichtet, die Ware soll qualitativ hochwertig, aber nicht zwingend bio-zertifiziert sein. Verarbeitet werden klassische Zutaten, die der Gast auch kennt bzw. die ihm geläufig sind – einfache Speisen mit einem gewissen Pfiff.

Adam‘s will mehr bieten, als nur belegte Brötchen und herkömmliche Snacks. Es gibt keine Massenware. Darum wurde umgeschwenkt auf kleine Baguettes und die Klappstulle, oder wie die Berliner sagen Bremme, denn Regionales ist auch in der Metropole ein Thema. Das Salat-Angebot wechselt je nach Saison.

Auch die Zutaten lesen sich anders: Butter statt Margarine und das Rührei wird künftig frisch aufgeschlagen. Beim Kaffee wird es eine Sommer- und eine Winterkarte geben, der Orangensaft wird frisch gepresst. Laktosefreies Softeis liefert der österreichische Kaffee-Partner Schärf. Impulseis verschwindet ganz von der Verkaufsfläche. Die Suppen wärmen die Mitarbeiter jetzt erst dann auf, wenn sie gewünscht werden. Vorher wurden sie in der Theke dauerhaft auf Temperatur gehalten. Beibehalten wird das Barista-Konzept der Rösterei Schärf.

Sortiments-Reduzierung zugunsten der Abschriften

Aus betriebswirtschaftlichen Sicht macht die Sortimentsreduzierung von 120 auf 50 Artikel Sinn. Adam‘s sagt mit diesen Maßnahmen auch den Abschreibungen den Kampf an. In gewissem Maße wird die Ware vorgefertigt angeliefert, das Finishing soll aber auch weiterhin vor Ort erfolgen und zwar möglichst just in time. Die Theke ist trotzdem gut bestückt, „doch mit kleineren Mengen und reduzierter Produktauswahl, um am Ende des Tages nicht zu viele Lebensmittel entsorgen zu müssen“, erläutert Regionalleiter Stefan Graumüller. Der Fokus liegt also auf einer stärkeren Produktion vor Ort, das Motto lautet: „Ich mach‘ es jetzt.“

Bei einer Neueinrichtung würde Brübach heute kleinere Theken wählen, als er es seinerzeit im Berliner Bahnhof Friedrichstraße gemacht hat. Die Impulskühlung vor den Verkaufstresen ist auch schon weggeräumt. Der Zugang in dieses Bistro ist jetzt großzügiger. Alles in allem eignet sich das Konzept für stark frequentierte Standorte. Der Bahnhof ist dafür die richtige Bühne, denn rund eine halbe Mio. Menschen passieren den Adam‘s in der Woche, wie über das freie WLAN-Netzt festgestellt werden konnte.

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