Tabakerhitzer „Wie Obstsalat“

Der Gesetzgeber macht bei seinen Regulierungen kaum noch Unterschiede zwischen Zigaretten und Tabakerhitzern. Ein aktuell beschlossenes Aromenverbot trägt jetzt zu dieser besonders fragwürdigen Gleichbehandlung bei.

Mittwoch, 02. August 2023 - Tabak
Martin Heiermann
Artikelbild „Wie Obstsalat“
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Nun trifft es also die Tabakerhitzer. Ende Juni hat der Deutsche Bundestag ohne Gegenstimmen beschlossen, Aroma in Tabakerhitzern zu verbieten. Das Parlament setzte damit eine EU-Richtlinie um, die noch in diesem Jahr in Kraft treten kann. Nicht betroffen von der Entscheidung sind bisher E-Zigaretten. Adressiert sind allerdings Produkte der Hersteller Philip Morris und British American Tobacco Germany mit ihren Ranges Iqos und Iqos Iloma sowie Glo. Mit der damit einhergehenden Änderung des Tabakproduktgesetzes müssen dann auch die Verpackungen dieser Tabakerhitzer so genannte Text-Bild-Warnhinweise tragen, die bei Zigaretten schon üblich sind. Auch bei herkömmlichen Tabakprodukten wie Zigaretten und Drehtabak gibt es bereits ein Verbot von Aromen wie Vanille oder Schokolade. Damit die neubeschlossene Regelung in Kraft treten kann, muss der Bundesrat dem Verbot noch zustimmen. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert sagte zu dem Aroma-Verbot: „Was krank macht, soll nicht nach Obstsalat oder Fruchtbonbon schmecken.“ Durch die Regelung sollen nach seinen Worten vor allem junge Menschen vom Rauchen abgehalten werden. Die Zahl der rauchenden Jugendlichen sei im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. Der Anteil habe sich im im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Begründet wird die Maßnahme auch damit, das aromatisierte Tabakerzeugnisse laut Experten häufig der Einstieg zum Tabakkonsum seien.

Rückschlag für weniger Risiko
Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse BVTE kritisiert dem gegenüber das Verbot der charakteristischen Aromen: „Die gravierende Gesetzesverschärfung für Tabakerhitzer ist ein erheblicher Rückschlag für das Konzept der Risikoreduzierung beim Genuss von Nikotinprodukten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des BVTE Jan Mücke. Wenn Tabak nicht mehr bei 800 bis 900 Grad Celsius verbrannt, sondern nur noch bis zu 300 Grad erwärmt werde, könnten kanzerogene Schadstoffe, die nur bei Verbrennungsprozessen entstehen, von vorneherein vermieden werden, argumentierte der Verband. „Aromen in Tabakerhitzersticks sind sehr beliebt und leisten einen großen Beitrag beim Umstieg auf potenziell risikoreduzierte Tabakerzeugnisse. Ausgerechnet diese Produkte werden nun vom Gesetzgeber mit Zigaretten in einen Topf geworfen“, kritisierte Mücke weiter.

Tabakerhitzer gewinnen zunehmend Akzeptanz bei Rauchern als potenziell risikoreduzierte Alternative zur Zigarette. Ihr Marktanteil mit dem der E-Zigaretten zusammen liegt bei Zirka vier Prozent.