E-Zigaretten Einweg-Hype macht Probleme

In diesem Jahr haben Einweg-E-Zigaretten einen wahren Boom erlebt. Allerdings sind viele dieser Produkte nicht zugelassen. Branchenvertreter warnen deshalb vor Billigvarianten.

Dienstag, 01. November 2022 - Tabak
Martin Heiermann
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Bildquelle: BVTE

Die InterTabac gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen der Branche in Deutschland. Hier zeigte sich diesmal ein deutlicher Trend: E-Einweg-Zigaretten sind hier zu Lande stark im Kommen. Der Anteil der Wegwerfprodukte am Umsatz mit allen E-Zigaretten – also auch Liquids für das Nachfüllen und Elektrogeräte zum Wiederaufladen – liegt in diesem Jahr bei schätzungsweise 40 Prozent, wie das Bündnis für Tabakfreien Genuss, BfTG, rund um die Dortmunder Messe mitteilte. Da die Produkte in nennenswerten Mengen erst Anfang 2022 auf den deutschen Markt kamen, ist das ein steiler Aufstieg, der nicht unbedingt für mehr Nachhaltigkeit und Schutz der Umwelt spricht.

Trotz der gestiegenen Steuersätze auch für E-Zigaretten seit Mitte diesen Jahres sind zwar bei wiederverwendbaren Geräten und den Liquids Rückgänge zu verzeichnet, aber diese seien dank der neuen Einwegware mehr als kompensiert, ist aus der Branche zu hören. Durch die Reform der Tabakbesteuerung würden sämtliche Liquids, nikotinfreie Basisflüssigkeiten und Lebensmittelaromen für die Verwendung in E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten unverhältnismäßig hoch besteuert, meint dazu der Verband des E-Zigarettenhandels, VdeH. Die Branche habe sich dennoch den logistischen und finanziellen Herausforderungen der Steuererhöhung gestellt. Und so schätzt der BfTG den Gesamtumsatz mit E-Zigaretten in Deutschland in diesem Jahr auf 575 Millionen Euro, 160 Millionen mehr als im vergangenen Jahr 2021.

Das überrascht auch die Anbieter selbst. „Wir dachten, dass solche Produkte in Deutschland ein Flop wären. In einem Land mit intensiven Umweltdiskussionen und hohen Wahlergebnissen der Grünen“, sagt Mohammad Amiri, Geschäftsführer des Großhändlers Intrade Concepts. Hinzu komme, dass andere Produkte, die Wegwerf-Komponenten hatten, gescheitert seien. Er spricht damit auf E-Zigaretten an, auf die vorgefüllte Liquid-Kartuschen gesteckt werden, die anschließend nicht mehr zu verwenden sind.

Warnung vor Billigprodukten
Zudem warnen Branchenvertreter vor Billigprodukten, die in Deutschland nicht zugelassen oder auch verboten sind: „Kein Shop-Betreiber möchte die Sicherheit seiner Kunden gefährden. Daher gilt es, auf die Verkehrsfähigkeit der gehandelten Produkte zu achten“, betont Markus Oberwalleney, Vice President Buying & Category Management Tobacco bei Lekkerland. Jan Mücke (Foto) vom BVTE unterstützt: „Nur bei seriösen Anbietern ist gewährleistet, dass die Liquids hohen Qualitätsstandards entsprechen.“ Und Oliver Pohland vom VdeH macht einmal mehr deutlich, das angebotene Produkte teilweise gegen die gesetzlichen Anforderungen, wie beispielsweise die erforderliche Produktregistrierung und die umfangreichen Kennzeichnungspflichten verstoßen.

Dass diese so genannten Next Generation Products – auch die seriöser und die etablierter großer Hersteller – vom Einzelhandel Beratung auch in Convenience-Shops notwendig machten, unterstrich Bernd Esser, Geschäftsführer des Großhändlers DTV, in einem Pressegespräch noch einmal deutlich. Nur wenn diese unterstützende Beratung gewährleistet sei, könne für die neuen Produkte, wie die E-Zigaretten, über längere Sicht ein größerer Markt erschlossen werden. Das klassische Tabakwaren-Sortiment bleibe auf absehbare Zeit aber „das Brot- und Buttergeschäft“ für alle Bereiche des Tabakwaren-Einzelhandels. Denn hier werde einfach eine Nachfrage befriedigt. Bei DTV Tabak liegen die Umsätze mit den neuen Produkten, so Esser, aktuell bei drei bis acht Prozent. Der Umsatz wachse kontinuierlich. Welche Auswirkungen die Tabaksteuer und damit steigende Preise für diese Produkte habe, bleibe abzuwarten.