Süßwarenbranche Preise, Zucker und Verpackungen

Süßwaren sind Nervennahrung und stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs. Doch auch Süßwaren-Hersteller und Händler brauchen starke Nerven. Denn es gibt viele Herausforderungen.

Dienstag, 01. November 2022 - Süßwaren & Salzige Snacks
Thomas Klaus
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Die Stimmung bei Herstellern und Händlern von Süßwaren ist auf einem Tiefpunkt. Dabei ist es nicht nur die Stimmung, sondern auch die tatsächliche Lage, die die Branche schwer erschüttert. Darauf lässt jedenfalls folgende Äußerung schließen: „Solche Belastungen wie zurzeit hatten wir noch nie und sie sind existenzbedrohend“, sagt Bastian Fassin. Er ist Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie, BDSI. Das sollte auch Verantwortliche im Convenience-Markt nicht kalt lassen.

Die Herausforderungen spielen sich auf unterschiedlichen Feldern ab. Von den explodierenden Kosten für Strom und Gas abgesehen, schnellen ebenfalls die Preise für Rohstoffe wie zum Beispiel pflanzliche Öle und Fette, Butter, Zucker oder Weizen nach oben. Parallel erschweren Verfügbarkeitsprobleme die Produktionsplanung.

„In den Bereichen Logistik und Verpackung müssen weitere Preissteigerungen gestemmt werden“, ergänzt der BDSI-Chef. Die Preisanstiege für LKW-Transporte, zellbasierte Grundstoffe und Plastikgrundstoffe lägen im zweistelligen Bereich. Bastian Fassin zeichnet ein düsteres Bild: „Durch die Kostenexplosionen werden Unternehmen Liquidität und Ertrag entzogen, die für Arbeitsplatzsicherung und notwendige Investitionen unverzichtbar sind.“

Preis-Plus bei den Produkten fest einkalkulieren
Für 2023 rechnen die Unternehmen der Branche mit Mehrkosten für den eingekauften Strom von mindestens 750 Prozent im Vergleich zu 2022. Hinzu kommen die massiven Kostensteigerungen auf den Rohstoffmärkten, etwa für Sonnenblumenöl mit einem Plus von 280 Prozent, Glukose mit plus 200 Prozent, Zucker mit plus 100 Prozent, Butter mit plus 95 Prozent, Milchpulver mit plus 60 Prozent oder Weizen mit einem plus von 60 Prozent.

Für Convenience-Shops könnte diese Entwicklung vermutlich eher kräftigeres als schwächeres Steigen der Einkaufspreise bedeuten: Ein Preis-Plus bei den Produkten ist wohl angesichts solcher Rahmenbedingungen unvermeidlich und sollte am besten fest einkalkuliert werden. Trotz aller Widrigkeiten wird aber weiterhin auf eine Industrie Verlass sein, die mit ihren Produkten die Convenience-Shops seit eh und je erheblich mitprägt.

Und die Industrie ist auch immer wieder für überraschende Entwicklungen gut. Aktuell sind hier etwa die hohen Zuwachsraten für salzige Snacks zu nennen. Verschiedene Studien und Umfragen zeigen die wachsende Bedeutung als Umsatzbringer, und das vor allem in den Abendstunden. Diese Rolle wird in der Zukunft ebenfalls noch gespielt werden, prognostiziert unter anderem das Marktforschungsunternehmen Mintel. Der Marktforscher rechnet mit 24 Prozent mehr Umsatz und 13 Prozent mehr Absatz bis zum Jahre 2024; dann wären insgesamt 4,6 Milliarden Euro beziehungsweise 509 Millionen Kilogramm erreicht.

Unter den salzigen Snacks, die ohnehin einen ausgezeichneten „Lauf“ haben, stechen noch einmal die Nüsse und Nussmischungen mit überdurchschnittlichen Zuwächsen ins Auge. Erfreulich ist zudem, dass weder bei den salzigen Snacks noch bei anderen Angeboten der Süßwarenbranche die Nachfrage in den gegenwärtigen Krisenzeiten eingebrochen ist. Die Menschen haben in solchen kleinen „Belohnungen“ stets auch Nervennahrung gesehen. Und die wird zurzeit stärker gebraucht denn je, auch wenn sie etwas teurer werden sollte.

Auch bei Mars Wrigley erwartet man höhere Preise. Bezogen auf die Preisentwicklung spricht Sales Director Fabian Röcke auf Anfrage von Convenience Shop von einem „gewissen Maß an Preisanpassung“, das auch für das Kaugummi-Sortiment nötig sei. Nur so könne die „Verfügbarkeit und Zugänglichkeit einer der beliebtesten Marken der Welt“ gesichert werden. Denn Mars Wrigley will dieses Sortiment Ende 2022 um eine Chicle-basierte Variante erweitern. Neben Chicle sind nach Unternehmensangaben unter anderem natürlicher Minz- und Erdbeergeschmack sowie die Süße aus Xylit und Stevia die Zutaten. Aus Warte des Unternehmens ist Kaugummi das heutzutage das „Superfood an der Kasse“. Bei Mars Wrigley sind bereits 90 Prozent des Kaugummi-Portfolios zuckerfrei aufgestellt.

Im Papp-Sortiereinsatz
Doch nicht nur die Zutaten, sondern auch die Verpackungen sind in jüngerer Zeit wichtiger geworden. Das meint Andreas Tober, Vertriebsdirektor Deutschland & Out of Home bei Griesson-de Beukelaer. Zum einen müssten sie vermehrt zum Probieren einladen. Das gelänge für die Marke Griesson mit leuchtenden Farben und Produktabbildungen. Zum anderen hätten Verpackungen wichtige Funktionen bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Tober konkretisiert, dass Griesson Cookies, Cereola der Klassiker und Tourinos in einem Papp-Sortiereinsatz lägen. Das dafür verwendete Papier sei FSC-zertifiziert und werde über das Altpapier entsorgt.