Süßwaren Hauptsache gesund

Die Corona-Pandemie war in den Warengruppen Süßwaren und salzige Snacks ein Katalysator – im positiven Sinne. Griffen die Verbraucher vor der Krise noch zögerlich zu gesunden Naschereien, stehen diese nun stärker im Fokus.

Montag, 08. März 2021 - Süßwaren & Salzige Snacks
Silke Bohrenfeld
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Wenn man schon zuhause bleiben muss, dann wenigstens mit Schokolode und Knabbereien: Das dachten sich wohl viele Verbraucher während der Corona-Krise. Kein Wunder also, dass die Verkaufszahlen der deutschen Süßwarenbranche ordentlich in die Höhe geschnellt sind. Auch salzige Snacks haben von diesen Konsumenten-Gelüsten profitiert. Laut einer Umfrage von Statista konsumierten während des Lockdowns 20,93 Prozent der Verbraucher mehr Süßwaren und salzige Snacks als vorher.

Allerdings konnten nicht alle Vertriebskanäle gleichermaßen davon profitieren. Während der Zeit des Kontaktverbotes und verstärkter Homeoffice-Arbeit sind die Umsätze an manchen, jedoch nicht in allen Tankstellen, Convenience-Shops und Kiosken sowie den C-Stores an Flughäfen und Bahnhöfen deutlich zurückgegangen. Mittlerweile hat sich die Lage jedoch wieder etwas entspannt. „Seit Sommer, einhergehend mit den Lockerungen der Restriktionen sind die Menschen wieder unterwegs, bewegen sich freier oder waren in den Ferien verreist, sind aber auch weiterhin auf Sicherheit bedacht. Von dieser Situation profitieren auch Tankstellen, Kioske und Convenience-Shops, die als Nahversorger ohne lange Schlangen und Wartezeiten nun verstärkt genutzt werden“, sagt Gunnar Frettlöhr, Sales Manager Wrigley in Deutschland. Und die Menschen wollen in diesen Krisenzeiten ihren Nahversorger unterstützen.

Ein anderes Geschäft
„Das Geschäft an Flughäfen jedoch wird nach dieser herausfordernden Zeit wohl nicht mehr dasselbe sein”, denkt Làszlo Jacobi, Key-Account-Manager Out-of-Home bei Griesson De Beukelaer. Die weltweiten Reisebeschränkungen sind seiner Meinung nach nur ein Teil dieser Prognose – wichtiger wird auf lange Sicht sein, wie sich die Einstellung der Deutschen zu Fernreisen mit dem Flugzeug entwickeln wird. Auch die Zahl der Geschäftsreisen wird sich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln als vorher, da viele Unternehmen während der Krise erlebt haben, dass Videokonferenzen eine echte Alternative zu Dienstreisen sein können. „Dagegen konnten sich sämtliche Onlinekanäle deutlich profilieren. Diese verzeichnen teilweise dreistellige Zuwachsraten”, sagt Làszlo Jacobi weiter. Ähnlich sieht das auch der Hersteller Lorenz Snack-World und hat auf die durch die Corona-Krise bedingte Lebensweise der Konsumenten reagiert. Das Unternehmen ist seit August mit dem Lorenz E-Brand-Shop am Start: www.lorenz-shop.de. Allerdings mit der Frage im Kopf, wie nachhaltig die Hinwendung der Shopper zu Online-Käufen bei Lebensmitteln sein wird.

Unabhängig von den Einkaufsgewohnheiten haben sich auch die Verzehrgewohnheiten der Menschen während des Lockdowns verändert. Standen die Zeichen bei Süßwaren und salzigen Snack bereits vor der Pandemie auf gesundheitsbewusster Ernährung, ist „die eigene Gesundheit als höchstes Gut noch stärker in den Fokus gerückt und damit auch die Ernährung, die das unterstützt”, sagt Joachim Mann, Ressortleiter Marketing bei Seeberger. Zwar wurden und werden nach einem arbeitsreichen Tag im Homeoffice oder der ausgedehnten gemeinsamen Zeit zuhause verstärkt zu Schokolade, Snacks & Co. gegriffen, jedoch ohne Aspekte wie Zucker-, Salz- und Fettgehalt der Produkte aus dem Fokus zu verlieren.

Mit Süßwaren gegen die Krise
Vor allem das Bedürfnis nach belohnenden Naschereien ist in Krisenzeiten groß. Laut einer Umfrage von Statista gaben 29,93 Prozent der Befragten an, während der Corona- Pandemie mehr Süßwaren zu essen. Trotzdem wollen die Verbraucher bei ihren Naschereien kein schlechtes Gewissen haben: 10,61 Prozent der Befragten antworteten, bewusster zu konsumieren. Deshalb suchen sie vor allem in Tankstellen, Kiosken und Convenience-Shops nach leckeren und gesunden Alternativen.

Darauf haben sich viele Hersteller bereits eingestellt. Mars Wrigley beispielsweise arbeitet bereits seit einigen Jahren an der Senkung von Kalorien und Transfetten: „Bei unseren Schokoladen-Produkten haben wir durch modernisierte Rezepturen 97 Prozent aller cholesterinfördernden Transfette entfernt. Auch haben wir den Gehalt an gesättigten Fetten in unserer Schokoladenriegeln in Deutschland seit 2010 um bis zu 30 Prozent deutlich reduziert. Zudem bieten wir über unser Portfolio hinweg verschiedene Varianten unserer Schokoladenmarken in kleineren Produktionsgrößen an, wie beispielsweise bei Snickers Crisp mit der Aufteilung in zwei kleinere Riegel pro Einheit oder über das Mini-Format, sodass Konsumenten die kleinere Alternative wählen können“, sagt Gunnar Frettlöhr von Mars Wrigley.

Außerdem trägt das Unternehmen dem Trend „bewusster snacken“ mit der Einführung des Nussriegels Be-Kind im Jahr 2019 Rechnung. Be-Kind-Riegel bieten viele pflanzliche Zutaten. Im Februar dieses Jahres wurden zu den Standard-Nussriegeln zwei Be-Kind-Protein-Riegel eingeführt, die an dieser Stelle eine Marktlücke schließen wollen.

Auch Griesson De Beukelaer hat sich auf das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher eingestellt und die Rezepturen seiner Produkte hinsichtlich Zucker oder Gluten optimiert. „Zwar gehören gesunde Snacks in jedes ausgewogene Snacking-Sortiment, sollten aber vor allem zur Abrundung des Angebots dienen. Schnelldreher sind nach wie vor eher in der klassischen Süßware und bei den starken Marken zu finden”, findet Làszlo Jacobi, von Griesson De Beukelaer. Das liege vor allem daran, dass Verbraucher Süßwaren als Genussartikel betrachten. „Hier gilt es, die richtige Balance zwischen übergeordneten gesellschaftlichen Trends und Entwicklungen sowie konkreten Verbraucheranforderungen zu finden“, so Jacobi.

Ähnlich sieht das das Unternehmen Mondelèz: „Unsere Konsumenten möchten Produkte, die ihnen ‚guttun‘ und ein möglichst ausgewogenes Nährwertprofil haben. Gleichzeitig sollen Schokolade und Kekse schmecken, convenient sein und Freude bereiten. Wir weisen auf unseren Produkten auf Portionsgrößen und die täglich empfohlene Verzehrmenge hin. Damit regen wir den Konsumenten an, bewusst und achtsam unsere Produkte zu genießen“, sagen die Verantwortlichen von Mondeléz. Das heißt aber nicht, dass das Unternehmen nun sein gesamtes Portfolio umgestaltet. „Bewusst genossen und in Maßstäben verzehrt, kann Süßes Teil eines ausgewogenen Lebensstils sein, zu dem selbstverständlich auch regelmäßige körperliche Bewegung gehört“, so Mondeléz.

Abwechslung mit Salzigen Snacks
Bei den salzigen unter den Snacks sieht die Entwicklung ähnlich wie bei den Süßwaren aus. Auch sie spielen in der Corona-Krise keine unwesentliche Rolle und fungieren als Kategorietreiber. Laut Nielsen verzeichnet der Absatz salziger Snacks der vergangenen Wochen ein Plus von zehn Prozent. Grund: Sie bringen Spaß und Abwechslung in den trüben „Corona-Alltag” und die Menschen konnten und können sich mit einem leckeren Snack zwischendurch ein bisschen unbeschwerten Genuss gönnen. Dass die Hersteller dieses Bedürfnis befriedigen konnten, liegt auch daran, dass bereits vor der Pandemie viele von ihnen Aspekte wie Day-Time-Verzehr oder Snack to go in die Produktentwicklung einfließen ließen und davon während der Krise profitierten.

So verkauft Lorenz Snack-World einige Saltletts-Produkte inzwischen im praktischen wiederverschließbaren Beutel. „Beim Saltletts-Pausen-Cracker ist der Name ohnehin Programm: Aufgrund seiner Rezeptur aus 100 Prozent Vollkornmehl ist er sowohl ballaststoffarm als auch sättigend. Auf der gelaugten Oberfläche befindet sich ein Topping aus Chia-, Lein- und Sesamsamen für Snacker, die auf gesunde Ernährung achten”, sagt Anja Smiatek, von Lorenz Snack-World. Auch Innovationen wie Naturals und Kichererbsen-Chips des Herstellers sind für den bewussten Snack-Genuss gedacht. In der Kategorie Nuss-Frucht-Mischungen spricht das Unternehmen mit seinen Riegelformaten mobile Konsumenten an und solche, die bei der kleinen Stärkung zwischendurch gern zu herzhaften und gesünderen Snack-Alternativen greifen. Die handlichen Riegelformate mit 40 Gramm gibt es in den Sorten Geistesblitzer, Tagträumer, Coffee Break und Sofa Krimi.

Wandelnde Ernährungsbedürfnisse
Anbieter Intersnack hat sich bereits vor der Pandemie mit den sich wandelnden Ernährungsbedürfnissen der Verbraucher auseinandergesetzt. Die Funny-frisch-Linsen-Chips waren laut Unternehmen die erfolgreichste Neueinführung im Bereich Snackspezialitäten der vergangenen fünf Jahre. In den zwei Geschmacksrichtungen Paprika Style und Joghurt Gurke setzt Intersnack 2020 auf proteinreiche Hülsenfrüchte und festigt damit den Food-Trend im Markt. Die Kichererbsen werden gebacken statt frittiert und haben so etwa 50 Prozent weniger Fett.

C-Markt und Homeoffice
Seeberger hatte ebenfalls bereits Anfang des Jahres ein To-go-Konzept gelauncht, das der gesundheitsbewussten Ernährungsweise der Verbraucher entgegenkommt. Es besteht aus drei verschiedenen Produktreihen: Snack2go, Bites2go und Hafer2go: „Unser 2go-Konzept bietet den gesundheitsbewussten Snackern und Genießern wirklich eine große Vielfalt. Von den veganen Bites2go-Fruchtkugeln aus nur wenigen Zutaten, gesalzenen und ungesalzenen Nuss- und Nuss-Fruchtmischungen der Snack2go-Reihe bis hin zu den energieliefernden Hafer2go-Riegeln – neue Minimahlzeiten für zwischendurch oder unterwegs”, sagt Joachim Mann, Ressortleiter Marketing bei Seeberger unserem Magazin. Außerdem bietet Seeberger seit August eine Roasted-Produktreihe an, bestehend aus gerösteten Mandeln, Cashews, Nussvielfalt und Macadamia. Ein gesunder Snack, denn die Nüsse sollen allein durch ihr Röstaroma überzeugen.

Aber natürlich gilt auch hier: alle Produkte ersetzten keine vollwertige Mahlzeit, sie können lediglich ein Bestandteil dessen sein. Das war vor Corona so und wird auch in Zukunft so sein. Wer gesund durch die Krise kommen will, braucht eine abwechslungsreiche Ernährung, Bewegung sowie frische Luft – und sollte sich natürlich an die Hygienemaßnahmen halten.