Einwegbecher Nicht ohne meinen Kaffee

 

Im Süden Deutschlands benutzen mehr Coffee-to-go-Trinker einen Pappbecher als im Norden. Und es sind überwiegend Jüngere, die sich ihren Mehrweg-Becher mitbringen.

Mittwoch, 12. September 2018 - Süßwaren & Salzige Snacks
Ulrike Pütthoff
Artikelbild Nicht ohne meinen Kaffee
Bildquelle: Gettyimages

An To-go führt kein Weg mehr vorbei, auch beim Kaffeekonsum nicht. Zwar lehnen im Schnitt rund 40 Prozent der Bundesbürger den Kaffee unterwegs ab, die verbleibenden etwa 60 Prozent genießen ihn aber entweder täglich, mehrmals wöchentlich oder selten, geht aus dem Tchibo Kaffeereport 2018 hervor. Was die Deutsche Umwelthilfe daran massiv stört ist, wenn dafür Einwegbecher verwendet werden. In Deutschland sollen es ihr zu Folge stündlich sogar 320.000 Stück sein, was aufs Jahr gerechnet 3 Mrd. ergibt, die nach einmaligem Gebrauch auf dem Müll landen.

Von den Kaffeetrinkern wird der Mehrwegbecher mittlerweile als Alternative zu Plastik geschätzt. Er sei eben eine gute Möglichkeit, Müllberge zu reduzieren, meinten gut Dreiviertel der 5.000 Befragten. Außerdem halte ein Thermobecher das Getränk länger warm (fast 48 Prozent bei der Mehrfachnennung). Verlockend ist auch die Aussicht auf einen Rabatt beim Kaffee-Kauf (35 Prozent), und ein knappes Drittel glaubt, dass es eine gesündere Alternative sei, weil weniger Weichmacher im Mehrweg-Becher steckten.

Plausible Argumente, die sich aber in der Nutzungshäufigkeit des Mehrwegbechers noch nicht ausreichend niederschlagen. Die User wissen auch um die Bequemlichkeit des Einwegbechers. Mehrweg-Behälter müssten sie ständig mit sich tragen, um mal spontan einen Kaffee unterwegs trinken zu können (21 Prozent). Ein Thermobecher lohne sich nur, wenn man täglich einen Coffee-to-go kaufe, sagen 30 Prozent.

Aral, Orlen und Tchibo, Lekkerland, Esso, OMV oder ServiceStore DB, die Liste derjenigen, die eigene Mehrweg-Becher anbieten und Kaufanreize mit Rabattierungen für den Kaffee schaffen, wächst stetig. Deutschlandweit sind es aber nur gerade einmal im Durchschnitt 19 Prozent, die das nutzen. Im Norden sind es mehr (gut 21 Prozent), im Süden nur 15,4 Prozent.

Auch bei den Altersgruppen wurde eine geringe Differenzierung festgestellt. So greifen 68,4 Prozent der 55- bis 75-Jährigen eher zum Pappbecher, während es bei den 18- bis 39-Jährigen 62,5 Prozent und bei der Generation dazwischen 66 Prozent sind. Bei den Mehrwegbechern verhält es sich genau umgekehrt. Ihre Nutzung sinkt von 20,4 Prozent mit der steigenden Altersklasse auf 17,4 Prozent bei den Best Agern.

Das Problem bei den Mehrwegbechern ist, dass es keine Rücknahmesysteme gibt, geschweige denn Clearingstellen, wie bei Pfandflaschen. Ins Spiel gebracht wird auch die Hygiene-Frage, denn die User haben unterschiedliche Auffassungen von Sauberkeit. Und Last but not least: Wer denkt schon daran, seinen Becher aus München mit nach Hamburg zu nehmen, um sich dort einen Coffee-to-go zu gönnen. 

EU-Kommission hat Einweg im Visier

Vor diesem Hintergrund wirken die Aktivitäten der EU-Kommission wie das Aus für den Coffee-to-go. Sie will nämlich das Müll-Übel bei den Wurzeln packen und schlägt ein Verbot von Einweg-Tellern und -Besteck aus Kunststoff vor. Betroffen sind davon auch Becher aus Plastik sowie Hartpapierbecher mit Kunststoffbeschichtung. Werden diese verbannt, bevor es eine flächendeckende einigermaßen kompatible Mehrwegregelung gibt, wird es schwer werden.

Würde der EU-Entwurf Realität, dann träfe das vor allem die Vending-Branche, sagt Dr. Aris Kaschefi. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft (BDV) weist darauf hin, dass etwa ein Pfand auf Automatenbecher hohe Investitionen in Rücknahmeautomaten erfordere. Es sei mit einer Verteuerung des Getränkepreises zu rechnen und die Gefahr von Pfandbetrügereien steige, denn das Pfand wäre sicherlich immer höher als der Wert des Bechers.